Hotel der Lust
diesem Vamp aussah.
Er schüttelte den Kopf. »Nur eine gute Bekannte.«
»So nennt man das also.«
»Ja, so nennt man das.« Er stellte einen Bierdeckel unter ihr Glas, weil sie kleckerte. »Freut mich, dass Sie es sich überlegt haben. Ich muss zugeben, ich hatte sehr gehofft, dass Sie kommen würden. Der Abend wäre ohne Sie sehr langweilig für mich geworden.«
»Sie sind nett, aber ein ganz schlechter Lügner.« Sie deutete zu der bunten Menge, die sich unter zuckenden Lichtern amüsierte. »Da wären Sie. Unter denen. Und Sie würden mit einer dieser Frauen tanzen.«
»Ich würde viel lieber mit Ihnen tanzen. Hätten Sie Lust?«
»Was? Nein!« Sie entriss ihm ihre Hand, aber dann tat es ihr leid, so forsch reagiert zu haben. »Ich ⦠kann doch gar nicht ⦠ich meine ⦠das sieht bei denen so toll aus â¦Â«
»Bei Ihnen bestimmt auch«, sagte er sanft.
Ivy schüttelte den Kopf. »Sie wissen ja nicht, was Sie da reden. Ich habe zwei linke FüÃe. Das sieht bei mir nicht sexy aus.«
Sie spielte an ihrem Strohhalm, um seinem Blick auszuweichen, denn er starrte sie noch immer so an. Das machte sie nervös.
»Sie sollten sich nicht unterschätzen, Ivy.«
»Woher kennen Sie denn meinen Namen?«
»Sie hatten ihn mir verraten. Erinnern Sie sich nicht?« Er beugte sich zu ihr vor, und für einen Moment glaubte Ivy, er wolle sie küssen. Die intime Nähe lieà ihr Herz flattern. Sie meinte, sogar schon seinen männlich herben Geschmack auf ihren Lippen zu schmecken, die sie begierig öffnete, als er einen zweiten Virgin Colada entgegennahm. Rasch verwandelte sie ihren Kussmund in ein Gähnen.
»Schon müde?«
»Nein, nein. Sagen Sie, wie heiÃen Sie eigentlich, Alexander?«
Er sah sie verdutzt an, und der Orangensaft tröpfelte aus seinem Strohhalm, den er gerade hatte ablecken wollen.
»Ich meine ⦠vollständig«, verbesserte sie sich schnell. Verdammter Alkohol!
Er lachte.
»Hamilton, Alexander Hamilton.«
»Brite?«
»Engländer«, bestätigte er.
Alexander nahm sein Glas und stieà mit Ivy an. »Auf einen vielversprechenden Abend.«
»Okay«, stimmte sie zu, denn der Abend war gewiss noch steigerungsfähig. Der DJ legte einen Schmusesong auf, und auf der Tanzfläche bildeten sich Pärchen. Wie Einheiten wirkten sie. Einander zugehörig. Und es blieb niemand übrig, der keinen Partner fand. Sehnsüchtig blickte Ivy zu ihnen hinüber. Und Boris tauchte in ihren Gedanken auf, erinnerte sie daran, dass ihre Beziehung zerstört war, aber dann griff Alexander plötzlich nach ihrer Hand und zog sie vom Hocker herunter.
»Was wird das?«, fragte sie erstaunt.
»Wie ich schon sagte, ich würde gern mit Ihnen tanzen. Tun Sie mir den kleinen Gefallen, ja? Und machen Sie sich keine Sorgen â¦Â« Er neigte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr. »Sie sind sexy.«
»Was?«, brachte sie hervor, und in ihren Wangen begann es, heftig zu prickeln.
»Sie verstehen schon.«
Ivy senkte verlegen den Blick, sie hatte nicht übertrieben, sie hatte wirklich zwei linke FüÃe und es spielte keine Rolle, ob sie zu einem schnellen oder einem langsamen Song tanzte, sie sah immer unbeholfen dabei aus. Und die Tatsache, dass sie etwas zu viel intus hatte, würde es nicht besser machen. Aber das alles schien Alexander nicht im Geringsten zu interessieren. In der Menge entdeckte sie Lena, die ebenfalls zu ihr sah und durch mehr oder weniger eindeutige Gesten, die an einen Schwimmkurs für Anfänger erinnerten, zu verstehen gab, dass sie diesen Superfang nicht vom Haken lassen sollte.
»Ivy, machen Sie mir doch die Freude.« Er drückte ihr sacht die Hand. »Ich verspreche, ich werde Ihnen nicht auf die FüÃe treten.«
»Ich befürchte eher, ich werde Ihnen auf die FüÃe treten.«
Lenas Gesten wurden immer hektischer, und die anderen Gäste starrten sie schon irritiert an.
»Ich bin sicher, ich werde auch das genieÃen.«
Sie schaute wieder zu ihm und bemerkte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Wie konnte sie jetzt noch nein sagen?
»Okay. Tanzen wir«, stimmte Ivy zu.
Er führte sie an den Rand der Tanzfläche. Ivy wankte ein wenig, aber er stützte sie so unauffällig, dass niemand ihre leichte Gangunsicherheit mitbekam. Behutsam
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