Hotel der Lust
gar nicht verabredet.«
»Und ob wir das sind«, erwiderte Jessica, die ihren Arm um einen äuÃerst attraktiven dunkelhäutigen Mann legte, der ebenfalls ein Mitarbeiter war.
»Ich verstehe nicht.« Sie war doch mit Alexander verabredet. Oder plante der jetzt einen flotten Dreier? Nein, sie waren ja sogar zu sechst. Wie nannte man das dann? Orgie?
»Guten Morgen, Sonnenschein«, flüsterte eine vertraute Stimme ihr ins Ohr, und als sich Ivy umdrehte, sah sie in Alexanders strahlende Augen. Er zog sie vor allen an sich und küsste sie. Das fühlte sich offiziell an, was natürlich Unsinn war. Ivy hörte ein leises »Ooooh, wie süà die zwei sind«, das sie eindeutig Lena zuordnen konnte.
»Dann kann es ja losgehen. Wir sind komplett«, erklärte Lenas blonder Begleiter.
Da sich noch gar nicht alle untereinander kannten, machte Lena sie miteinander bekannt. Ihr Begleiter hieà Leon und war ihr Stammanimateur, den sie bisher bei jedem Urlaub im Amour Fou getroffen hatte, und der attraktive Animateur an Jessicas Seite war Daniel, der zugleich der Fitness-Trainer des Hauses war.
»Verrät mir jetzt noch jemand, wo es eigentlich hingeht?« Ivy hatte das Gefühl, sie wäre die Einzige, die nicht Bescheid wusste.
»Zu den Ruinen. Du sagtest doch, dass du Geschichte und Kultur liebst«, erwiderte Alexander und griff nach ihrer Hand, zog sie einfach mit sich mit. Die anderen folgten ihnen.
Ivy erfuhr, dass es im Ortsteil Cimiez eine groÃe Ausgrabungsstätte sowie einige angrenzende Museen gab. Dort hatte man die Ãberreste der Stadt Cemenelum freigelegt, ein Relikt der einstigen römischen Herrschaft. Das war genau nach Ivys Geschmack. Geschichte hatte sie schon immer brennend interessiert. Und noch besser als Geschichte in Büchern war natürlich Geschichte zum Anfassen.
»Klingt ja aufregend«, bemerkte Jessica und gähnte, aber Ivy fand es tatsächlich sehr spannend.
»Dann steigt mal ein«, sagte Alexander, der die Gruppe zu einem Jeep geführt hatte. Auf den Türen prangte das Logo des Amour Fou . Zum ersten Mal erkannte Ivy, was das scheinbar obskure Gebilde überhaupt darstellte: zwei zugegebenermaÃen eher schlangenhaft wirkende Frauen, deren Körper miteinander verwoben waren. Sie küssten sich. Zwischen ihren Lippen bildeten sich die Buchstaben AF.
Während sich Alexander und Ivy nach vorn setzten, wurden die anderen auf die hinteren Plätze verwiesen, wo es zu viert ein wenig enger war. Doch wie Ivy ihre Freundinnen kannte, machte denen das ganz und gar nichts aus.
»Haltet euch gut fest«, bat Alexander und trat aufs Gas. Dennoch fuhr er umsichtig genug, so dass sich Ivy bei der steilen Strecke bergab nur wenig verkrampfte.
»Ist doch gar nicht mal schlecht, dass wir mit unseren Mädels unterwegs sind. So lernen wir Nizza auch mal von einer ganz anderen Seite kennen«, scherzte Daniel.
»Da solltet ihr euch bei Ivy bedanken, sie ist unsere Kulturmaus«, meinte Lena und drückte sie von hinten.
Als sie endlich in Cimiez ankamen, war Ivy doch ganz froh, aussteigen zu dürfen. Das ständige Gewackel aufgrund der holprigen und viel zu engen StraÃen hatte ihre Knie weich werden lassen. Alexander führte die kleine Gruppe an, zeigte ihnen erst einmal den Ortsteil. Sie kehrten in ein Restaurant zum Mittagessen ein, anschlieÃend besichtigten sie das Kloster und den angrenzenden Rosengarten. Als sie schlieÃlich die alte römische Stadt Cemenelum erreichten, war Ivy beeindruckt, wie viel von ihr erhalten geblieben war. Besonders das Amphitheater und die Therme wirkten, als wären sie noch gar nicht allzu lange auÃer Betrieb.
»Also mich begeistert das alles nicht.« Jessica zog eine Schnute, und Ivy hatte immer stärker das Gefühl, ihre Freundin mit diesem Ausflug aufs Grausamste zu quälen.
»Und wenn du dir vorstellst, wie die alten Römer in ihren Bädern saÃen?« Daniel zog den Rotschopf eng an sich. »Und was sie in diesen Bädern mit ihren Frauen anstellten«, scherzte er und küsste sie.
»Das ist in der Tat sehr reizvoll«, mischte Lena sich ein, dabei kraulte sie Leons Hinterkopf, der wohlig seufzte. »Aber soweit ich weiÃ, badeten Männer und Frauen in unterschiedlichen Badehäusern. Ist doch so, oder Ivy?«
»Ich denke schon, aber das muss ja nicht heiÃen, dass sich die alten Römer wirklich daran gehalten
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