Hotel der Lust
vergessen, als sie an meinen Haaren riss, um meinen Kopf zu steuern. Machtlosigkeit. Erregung. Lust. Das alles gehörte plötzlich zusammen.«
»Moment, Moment. Sie hat dich dominiert?« Das passte doch überhaupt nicht zu dem dominanten Mann, als den sie ihn kennengelernt hatte.
»Ja, sie dominierte mich«, bestätigte er.
»Aber â¦Â«
»Ich bin ein Switcher. Und sie war es auch.«
»Switcher? Was soll das bedeuten?«
»Rollentausch. Mal der dominante, mal der devote Part sein.«
»So etwas gibt es?«
»O ja.«
Ivy musste an das Paar in Lack und Leder denken, das sie im Dark Room beobachtet hatte. Waren das am Ende doch Alexander und die Gräfin gewesen? Die Gräfin. Natürlich. Sie war die Frau, die ihn als Personal Trainer engagiert und ihm das Herz gebrochen hatte. Die Prominente, die nach London gekommen war und die er trainiert hatte.
»Vanessa wusste, was ich für sie empfand, und lieà mich in dem Glauben, sie würde meine Gefühle erwidern.« Seine Stimme wurde mit einem Mal leise. »In Wahrheit hat sie nur mit mir gespielt, und das probiert sie auch heute noch. Nur heute bin ich erwachsen.«
»Deswegen hast du sie an Juan abgetreten?«
»Nein. Das war deinetwegen. So wie ich es dir sagte.«
Ivy musste an Boris denken, der ihr ebenso übel mitgespielt hatte. Boris, der Bäckergeselle aus der Konditorei, der ihr am Anfang die Welt zu FüÃen hatte legen wollen und sie später nur noch kleingeredet, ihr das Selbstbewusstsein geraubt hatte. Besonders beim Sex. SchlieÃlich hatte er sich eine neue Freundin gesucht und von einem Tag auf den anderen mit ihr Schluss gemacht. Ãbers Internet hatte er die »Neue« gefunden, sie gerade einmal getroffen, und schon war Ivy auf dem Abstellgleis gelandet. Tja, das mit der Neuen lief schief, weil die plötzlich erkannte, dass sie doch noch was für ihren Ex empfand, und so war auch Boris reumütig zu ihr zurückgekommen. Aber Ivy hatte ihn, wenn auch schweren Herzens, abgewiesen. Der Schlussstrich war trotz aller Zweifel das einzig Richtige gewesen.
»Das mit Vanessa ist lange vorbei. Ich liebe sie nicht mehr. Vielleicht habe ich das auch nie. Lange Zeit konnte ich mich auf keine andere Frau mehr einlassen, weil ich, so dumm es auch klingen mag, fürchtete, noch einmal hintergangen zu werden. Ich schaltete meine Gefühle vollständig aus. Das war eine hervorragende Voraussetzung für diesen Job.« Er lachte bitter, doch sein Blick haftete an ihren Lippen. Ivy reckte sich ihm entgegen und empfing seinen sinnlichen Kuss. Er schmeckte ehrlich. So wunderbar ehrlich.
»Ich werde nie mit dir spielen«, flüsterte sie und streichelte seine Wange.
»Ich weiÃ.« Sein Lächeln zauberte Wärme in ihr Herz.
»Das ist genial«, flüsterte sie.
»Ich weië, sagte er und lachte leise.
Im Amour Fou waren die Lichter schon vor ein paar Stunden ausgegangen. Und er hatte ihr versichert, dass niemand den Dark Room für eine Mitternachtssession gebucht hatte. Er musste es wohl wissen, schlieÃlich arbeitete er in diesem Haus. Sie waren also ungestört.
Er schob das Andreaskreuz zur Seite und deutete auf das dahinter befindliche Mauerwerk. Für das bloÃe Auge war es nicht zu erkennen, oder nur dann, wenn man genau hinsah. Eine Geheimtür im Gestein. Vorsichtig drückte er einen Stein leicht ein, und mit einem Knarren schob sich ein Teil der Wand zur Seite. Wie im Film.
Sie lugte staunend hinein, doch es war zu dunkel, um etwas zu sehen. Also betätigte er den Hebel noch einmal, und die Wand fuhr wieder zu.
»Und hier hinter hast du die Beute versteckt?«
Er nickte.
»Unsere Kundin wird als normaler Gast einchecken und somit keinen Verdacht erregen. Ich nehme sie mit in den Dark Room und zeige ihr die Ware. Wir wickeln das Ganze ab, und voilà , wir sind reich.« Er grinste von einem Ohr zum anderen.
»Vorausgesetzt, niemand entdeckt die Ware vorher«, gab sie zu bedenken und tastete das Gemäuer vorsichtig ab.
»Die Polizei tappt im Dunkeln. Hilf mir mal mit dem Kreuz.« Gemeinsam beförderten sie das Andreaskreuz an seinen angestammten Platz zurück.
»Davon abgesehen, die meisten wissen nicht einmal von dem Versteck. Der alte Schlossherr war sehr vorausschauend, als er das Château erbauen lieÃ. Dies war eine Art Schutzbunker für ihn. Ich bin auch nur dahintergekommen,
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