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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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außerdem die gleichmäßig gebräunte Haut seiner Trägerin. »Sie dürfen überhaupt nicht abnehmen!« platzte Tinchen heraus, »sonst gibt's statt Fett bloß Falten!«
    »Genau das hat meine Kosmetikerin auch gesagt!« Fiffi ließ sich mit der nächsten Welle ans Ufer spülen und robbte an Land. »Entweder Bluse
über'n
Rock statt drin und babyface, oder achtundsechzig Taillenweite und ein Gesicht wie die Landkarte von Tibet.«
    Sie trocknete sich ab und schlüpfte in ein grünes Longshirt. »Kommen Sie raus, Tina, wir gehen jetzt nach vorne und trinken irgendwas Buntes an der Strandbar.«
    Auf dem Weg dorthin erläuterte sie, welche Gäste für sie unter die Rubrik ›interessante Typen‹ fielen. »Da gibt's erst mal den gestreßten alteinreisenden Ehemann auf der Suche nach ein bißchen Zweisamkeit, so einer Art karibischer Kurschatten. Die Gattin hütet derweil Eigenheim, Hund und Kleinkind, darf jedoch nach Rückkehr des Ernährers ebenfalls zwei Wochen Urlaub machen, am besten irgendwo im Mittelgebirge, da ist es für das Kind am gesündesten, und vielleicht fährt ja Oma mit, dann hat die Mutti auch mal stundenweise Ruhe. Natürlich wäre der Ehemann lieber mit der ganzen Familie verreist, nur hat ihm der Arzt Reizklima verordnet, und das gibt es in erster Linie am Meer. Zum Glück hat er nicht gesagt, an welchem.« Sie hatten die noch schwach umlagerte Bar erreicht und hievten sich auf zwei Hocker mit Blickrichtung Swimmingpool. Fiffi orderte zwei Fruitcocktails. »Die sind garantiert alkoholfrei und kalorienarm«, versicherte sie, während sie einem distinguiert aussehenden Herrn am anderen Ende des Tresens zunickte. »Das ist Waldemar, genannt Waldi, Versicherungsvertreter aus Peine. Spätestens nach dem vierten Rumpunsch zeigt er weinend Fotos von seiner zweijährigen Tochter herum, aber den Trauring hat er im Bad neben der Zahnpastatube liegen.«
    »Hat er das auch erzählt?«
    »Nee«, sagte Fiffi lachend, »aber wir haben denselben Roomboy.«
    Eine auffallend hübsche, sehr blonde Blondine näherte sich und wurde von Waldi mit Küßchen rechts und Küßchen links begrüßt. »Verena, du siehst wieder bezaubernd aus.«
    »Wie meint er das wohl?« flüsterte Tinchen leise kichernd.
    »Bestimmt nicht auf ihre Garderobe bezogen«, gab Fiffi ebenfalls flüsternd zurück, denn ihre beneidenswert wohlgeformte Figur verhüllte Verena lediglich mit einem String-Tanga und einem ebenso knappen Oberteil, während ihre makellosen Beine in klobigen schwarzen Tretern mit Plateausohlen steckten. »Sie ist die Zierde jedes Mannes, solange sie den Mund hält! Wenn sie ihn aufmacht, fühlt man sich nach Berlin-Wedding versetzt. Sie war schon hier und genauso braun wie jetzt, als wir angekommen sind, und allmählich habe ich den Verdacht, sie gehört zum Inventar, Kategorie VIP-Betreuung. Waldi zum Beispiel ist Stammgast, der braucht schon keine Plastikkarte mehr.«
    Im Laufe der nächsten Stunde lernte Tinchen auch noch Huppi kennen, der eigentlich Hubert Pichelsrieder hieß und ganz offensichtlich den Pausenclown mimte, denn er übte mit ein paar Gleichgesinnten ein Ständchen ein, das abends aus einem nicht näher bezeichneten Anlaß gesungen werden sollte. Dann gab es Mimmi und Mammi, zwei schon vormittags recht angeheiterte Damen mittleren Alters, von denen die eine noch ledig, die andere geschieden und Mutter von halbwüchsigen Zwillingen war. Herr Dattel, bekleidet mit Safarianzug, Hemd und Krawatte, lupfte artig seine Schirmmütze, als er auf den Hocker neben Tinchen krabbelte, wobei ihm sein Spazierstock aus Bambusrohr etwas hinderlich war. »Wohl neu hier, was? Gesicht noch nie gesehen, vergesse normalerweise keins. Reines Training. Kann sogar die schwarzen Visagen der Inselaffen hier auseinanderhalten. Vierzig Jahre am Kap, Gnädigste, das prägt. Schon mal in Afrika gewesen?«
    »Ja, in Kenia, aber das zählt für Sie wohl nicht.« Dieser Mensch war Tinchen ausgesprochen unsympathisch.
    »Verweichlicht und korrupt«, sagte Herr Dattel abschätzig, »taugt heute nur noch für Touristen. Hab damals mit gegen die Mau-Mau gekämpft und eigenhändig Dutzende von diesem schwarzen Gesindel zur Hölle geschickt. Das waren doch noch ehrliche Kämpfe, so richtig Mann gegen Mann.«
    »Sie meinen wohl Machete gegen Maschinenpistole?« fauchte Tinchen, »das nenne ich wirklich fair. Und darauf scheinen Sie auch noch stolz zu sein!« Sie rutschte von ihrem Hocker. »Wenn ich nicht gleich hier verschwinde, könnte es sein,

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