Hotel Mama vorübergehend geschlossen
ursprüngliche Lage zurückrutschen!«
Wohlweislich verkniff sich Florian den Hinweis, daß sie ja diejenige gewesen war, welche … Vielmehr zeigte er nach vorne, wo sich die Spitzenreiter auf einer kleinen Wiese sammelten. »Anscheinend haben wir so eine Art Kontrollpunkt erreicht, die steigen alle ab.«
»Ich nicht, sonst komme ich nachher nicht wieder auf den Sattel«, stöhnte Tinchen, war dann aber doch dankbar, als ihr Herbert beim Absteigen behilflich war. Sie hatte ihn bis dahin gar nicht bemerkt, doch ohne Gundulas farbenfrohe Seitendeckung fiel er auch nicht weiter auf. »Wo haben Sie denn Ihre Frau gelassen?« fragte sie neugierig.
»Die kann nicht radfahren«, sagte Herbert, »hat's nie gelernt. Schwimmen kann sie ja auch nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, was sie hier eigentlich will. Im nächsten Urlaub fahren wir wohl besser in die Berge!«
Auf einem solchen standen sie gerade. Natürlich war es nicht die Zugspitze, genaugenommen war es auch gar kein richtiger Berg, sondern ein sich zum Tal hin öffnender Ausläufer der berühmten Blue Mountains, der einen phantastischen Blick über die Insel bis zu dem weit unten schimmernden Meer bot. »This is a view point!« bestätigte denn auch der Jeepfahrer, gekühlte Mineralwasserflaschen verteilend, »you have a beautiful look to the sea.«
Nachdem jeder einmal vor dem beeindruckenden Hintergrund, malerisch an die einzige Palme gelehnt, fotografiert oder videogefilmt worden war – auch Tinchen hatte diesen Wunsch geäußert und gerade noch rechtzeitig den Helm abgenommen –, mahnte der Kolonnenführer zum Aufbruch. Sie seien schon spät dran, bis zum Ziel seien es noch ungefähr sechs Kilometer, und den Botanischen Garten wolle man doch sicher noch vor dem Dunkelwerden besichtigen?!
Das zu Beginn der Tour noch muntere Gelächter war verstummt, die Zurufe von vorn nach hinten und umgekehrt hatten aufgehört, niemand hob mehr den Kopf, vielmehr hockte jeder mit zusammengebissenen Zähnen auf seinem Rad und starrte vor sich auf den Weg, um bloß nicht wieder ein Schlagloch zu übersehen oder seitwärts in eine ausgetrocknete Fahrspur zu rutschen. Doc Henry, wie der Jeepfahrer inzwischen genannt wurde, hatte nach dem dritten unfreiwilligen Abstieg eines Radlers seinen Koffer schon gar nicht mehr abgeschlossen und die Befürchtung geäußert, daß sein Vorrat an Hansaplast nicht reichen würde; allerdings habe er noch ausreichend Mullbinden dabei. Und seit der Rast am View point hatte er sogar eine Beifahrerin bekommen. Hasilein, dreiundzwanzig Jahre alt, hatte den Schmollmund verzogen und ihrem zwanzig Jahre älteren Begleiter erklärt, sie könne mit ihren schwachen Händen den Lenker gar nicht mehr richtig festhalten, worauf Burschi mit den grauen Schläfen einen Geldschein unbekannter Größe aus der Tasche gezogen und Doc Henry in die Hand gedrückt hatte. Das Rad war in eine dafür vorgesehene Halterung gekommen, Hasilein auf den Rücksitz und der Jeep beinahe vom rechten Wege ab, weil Doc Henry sich immer wieder vergewissern mußte, ob es seinem Fahrgast da hinten auch gut gehe. »Einmal tief einatmen, und sie könnte mit Knöpfen schießen!« hatte Fiffi beim Anblick von Hasileins nicht unbeträchtlicher Oberweite gemurmelt.
Endlich wurde der Weg weniger steil, und nach einer sanft abfallenden Kurve rollten die erschöpften Radler in einem kleinen Wäldchen aus. Der Abschied vom Begleitpersonal war kurz und schmerzlos, weil schon ein grünuniformierter Jamaikaner auftauchte, der ein verständliches Englisch sprach und die Ankömmlinge im Namen einer nicht genau definierten Institution begrüßte. Er werde sie jetzt zum Eingang des Botanischen Gartens begleiten, wo sie etwas zu trinken bekämen und auch die Gelegenheit hätten, kleine Souvenirs zu erwerben. Anschließend werde Jane sie durch den Garten führen.
Den Weg zum Eingang hätten sie auch allein gefunden, denn er war kaum zweihundert Meter lang. Die auf einem Holztisch aufgereihten Gläser enthielten ein zwar lauwarm gewordenes, aber trotzdem erfrischendes Getränk, nur die zwei aus unbehauenen Stämmen zusammengefügten Holzhäuschen waren nicht gleich als Andenkenbuden erkennbar. Nachdem Tinchen einen vorsichtigen Blick ins Innere geworfen hatte, winkte sie ab. »Da muß ich nicht rein! Eine Mischung aus Devotionalienhandlung und Flohmarkt. Ich warte lieber hier draußen.«
Zum Glück für die Händler gab es genug Leute, die einem aus Bambus geschnitzten Delphin
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