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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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›kleine Wäsche‹ hatte; drei Badeanzüge und das Hemd mit der Palme drauf, über das sie sich gestern ein halbes Glas Eistee gekippt hatte. Ausgerechnet ihr Lieblings-T-Shirt, und wo doch Teeflecke so schwer rausgingen! Wütend bearbeitete sie sie mit der Nagelbürste. »Tina, glaubst du an Geister?«
    »Nein.« Prüfend hielt sie das T-Shirt ans Licht. Es war noch immer nicht sauber, also zurück ins Wasser.
    »Ich habe aber einen gesehen!« behauptete Florian nachdrücklich. »Er hatte was Blaugoldenes an und sah aus wie Frau Klaasen-Knittelbeek.«
    »Dann war es ein Gespenst und kein Geist. Geister sind herumspukende Tote, und Frau Ka-Ka lebt ja noch.« Sie hielt ihm das tropfende Wäschestück vor das Gesicht. »Kannst du noch was erkennen?«
    »Ja, wenn du den Lappen wieder wegnimmst.« Ungeduldig schob er ihren Arm zur Seite. »Im Ernst, Tinchen, ich hab' die Klaasen-Knittelbeek wirklich gesehen!«
    »Allenfalls ihre Doppelgängerin, Frau Ka-Ka würde nie etwas Rotgoldenes anziehen.« Tinchen zog das klatschnasse T-Shirt über einen Bügel und hängte es auf die Terrasse.
    »Blaugold«, berichtigte Florian, »sie hatte eine blaugoldene Kittelschürze an.«
    »Quatsch! Dorothee und Kittelschürze! Eher würde sie nackt herumlaufen«, sagte Tinchen, ihre Hände abtrocknend. »Hast du die Karten mitgebracht?«
    Er reichte ihr eine kleine Tüte. »Tine, glaub mir doch!« beteuerte er nochmals, »Sie ist hier!«
    »Warum hast du denn sechsmal das gleiche Motiv genommen?« Tinchen hatte die Tüte ausgekippt und betrachtete ärgerlich die Ansichtskarten mit dem immer wiederkehrenden Meer-Strand-Palmen-Foto.
    »Weil du sie ja doch an sechs verschiedene Leute schickst. Ich irre mich …«
    »Und wo sind die Briefmarken?«
    Langsam platzte ihm der Kragen. »Herrgott noch mal, Tine, ich hab' sie vergessen.« Er nahm ihr die Karten aus der Hand und legte sie auf den Schreibtisch. »Hast du mir überhaupt zugehört?«
    »Aua, laß mich los!« Sie lächelte süffisant. »Natürlich. Du hast die Briefmarken vergessen, weil du ein Gespenst in einer blaugoldenen Kittelschürze gesehen hast. Wenn's am Strand gewesen ist, dann war es eine Fata Morgana, du weißt doch, die es in der Wüste mit dem vielen Sand auch immer gibt, bloß sieht man da Dinge, die man sich wünscht …«
    »Es war nicht am Strand, sondern an der Rezeption.«
    »Also keine Fata Morgana«, gestand sie ihm zu, »dann waren es bestimmt die Nachwirkungen von deinem Gesöff mit dem unanständigen Namen.« Als Florian gestern abend an der Bar lässig ›Sex on the beach‹ geordert hatte, waren Tinchen beinahe die Ohren abgefallen (und das halbvolle Glas Eistee aus der Hand). Sicher, Beverly war eine ausgesprochen sexy Barkeeperin mit langen schwarzen Haaren, schwarzen Augen und einer Figur wie Naomi Campbell, doch sie sah nicht so aus, als könne man bei ihr außer Drinks auch noch ein Schäferstündchen bestellen. Außerdem sollte sie ja schon lange was mit dem Divemaster von der Tauchbasis haben. Was sie wenig später über den Tresen gereicht hatte, war auch nur ein Cocktailglas mit sandfarbenem Inhalt gewesen, der verteufelt gut geschmeckt hatte – eine Mischung aus kakaohaltigem Likör, Kondensmilch und natürlich jeder Menge Rum, ohne den auf dieser Insel anscheinend kein Getränk serviert wurde – Bier und Kaffee ausgenommen.
    Florian setzte sich auf den Schreibtischstuhl und zog Tinchen auf seinen Schoß. »Jetzt hör mir mal zu, Ernestine Bender! Ich bin weder verkatert noch besoffen, es ist ja auch erst halb fünf, und meine Augen sind immer noch besser als deine.
Ich habe Frau Klaasen-Knittelbeek an der Rezeption stehen sehen!«
    »In einer blaugoldenen Kittelschürze?« hakte sie nach.
    »Vielleicht war es ja auch was anderes«, räumte er ein, »ein Strandkleid oder eins von diesen riesigen Tüchern, mit dem hier die etwas fülligeren Damen herumlaufen, jedenfalls …«
    »Frau Ka-Ka ist ausgesprochen schlank!«
    »Na gut, dann war es eben ein Bademantel – sag mal, mußt du immer alles an irgendwelchen Nebensächlichkeiten aufhängen?«
    »Es handelt sich nicht um eine Nebensächlichkeit, sondern um logische Kombination, Flori.« Sie stand auf und marschierte dozierend zwischen Fenster und Tür hin und her. »Immerhin habe ich mindestens zwanzig Folgen ›Derrick‹ gesehen, vom früheren Kommissar Erik Ode, der sowieso viel besser ermitteln konnte, gar nicht zu reden. Und wenn du behauptest, Frau Ka-Ka in einem blaugoldenen Kaftan gesehen

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