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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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zu haben, dann bestreite ich das entschieden. Ich kenne sie besser als du, sowas zieht sie nicht an. Ergo: Du hast eine
Frau
in solch einer Aufmachung gesehen, aber nicht die, die du zu sehen
glaubtest.«
    Jetzt hatte Florian endgültig genug. Ohne das mit überlegener Miene dastehende Tinchen noch eines Blickes zu würdigen, stürzte er zur Tür hinaus. »Wo willst du denn hin?« rief sie hinterher.
    »Rauskriegen, ob ich jetzt wirklich reif bin für die Psychiatrie!«
    Zuerst versuchte er es an der Rezeption. Die war zur Zeit nicht besetzt. Danach im Touristikbüro. Das war abgeschlossen. Und dann im Office. Da war keiner drin. Worauf er beschloß, seinen Frust in der Strandbar herunterzuspülen. Und hier war er genau richtig. Reiseleiter Steven, nach erfolgreich bewältigtem Austausch von ab- beziehungsweise anreisenden Gästen bereits wieder in Freizeitkleidung, saß vor einem Bier und erzählte Geschichten aus dem Nähkästchen. »Da hat sich doch im Seaclub tatsächlich ein älteres Ehepaar bei mir darüber beschwert, daß alle Angestellten schwarz seien und keiner von ihnen deutsch spräche; auf Mallorca sei ihnen das noch nie passiert. Salzkartoffeln gäbe es auch keine, dabei hätten sie schon dreimal welche bestellt, aber das läge nur daran, weil sie niemand verstünde. Warum man ihnen denn das nicht vorher gesagt habe?«
    »Und was haben Sie geantwortet?« wollte jemand wissen.
    »Na, was wohl? Daß das Ehepaar das nächstemal besser wieder nach Mallorca fliegen sollte.«
    Florian enterte den Hocker neben Steven, bestellte ebenfalls ein Bier und dann gleich noch eins, weil Steven seins schon ausgetrunken hatte, doch als die beiden Gläser vor ihm standen, kam er sich ausgesprochen dämlich vor. Wie kann man jemanden zu einem Bier einladen, das sowieso nichts kostet? Es wurde trotzdem dankend angenommen.
    Eine Viertelstunde später wußte Florian alles, was er wissen wollte. Unter den achtzehn Neuankömmlingen seien tatsächlich drei offenbar alleinstehende Frauen gewesen, ja, etwas ältere, vermutlich verwitwet oder geschieden, aber so aus dem Bauch heraus könne er leider nicht … alleinreisend? Gewiß, es gäbe immer ein paar Gäste, die bereit seien, den nicht ganz billigen Einzelzimmerzuschlag zu zahlen, doch diesmal seien es nur zwei Herren … Wieso Düsseldorf? Aber nein, die heutige Maschine sei aus Frankfurt gekommen, die aus Düsseldorf käme immer donnerstags. Eine Namensliste? Steven bedauerte, das gehe nun wirklich nicht, Diskretion, Datenschutz und so weiter, das müsse Florian verstehen, außerdem habe er die Unterlagen gar nicht dabei, sondern in seinem Büro. Immerhin erklärte er sich bereit, nachzusehen, ob unter den neuen Gästen eine Frau Klaasen-Knittelbeek eingetragen sei, was er allerdings bezweifle. »An diesen Namen würde ich mich bestimmt erinnern, aber ich sage Ihnen beim Abendessen Bescheid, okay?«
    Florian bedankte sich, trank noch schnell einen Rumpunsch, obwohl er Champagner als passender empfunden hätte, nur hätte er den tatsächlich bezahlen müssen, und dann machte er sich fröhlich pfeifend auf den Heimweg. Tinchen hatte recht gehabt und er unrecht! Frau Klaasen-Knittelbeek schien tatsächlich eine Doppelgängerin zu haben, hatte ja angeblich jeder Mensch, und überhaupt hatte er die Frau nur im Halbprofil gesehen und auch ein ganzes Stück weit weg. Und weshalb hätte Frau Ka-Ka in Frankfurt ins Flugzeug steigen sollen, wenn Düsseldorf doch einen eigenen Flugplatz hat? Seit dem Brand etwas angeschlagen, aber der Betrieb lief wieder uneingeschränkt, und die Runways hatten sowieso nichts abgekriegt.
    Florian machte sogar einen kleinen Umweg zum Frangipani-Baum, dessen Blüten Tinchen wegen ihres Duftes so liebte und immer eine auf ihr Kopfkissen legte, pflückte zwei ab und steckte sich eine davon ins Haar. Dann eilte er zum Bungalow, aus dessen Badezimmerfenster ein schwacher Lichtschein fiel. Aha, die abendliche Schönheitspflege war bereits in vollem Gange. Schwungvoll riß er die Tür auf. »Tine, der Kelch ist noch mal an uns vorübergegangen, ich habe mich tatsächlich geirrt! Das Gespenst war doch nicht die Klaasen-Knittel …«
    »Guten Abend, Florian«, sagte Frau Antonie, »würdest du bitte die Tür hinter dir schließen?«
    Erst später, als sie beide mutterseelenallein an ›ihrer‹ Bucht saßen und sowohl Füße als auch Seele baumeln ließen, konnten sie dieser unerwarteten und vor allem unerwünschten Familienzusammenführung auch ein paar heitere

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