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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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das müssen wir ihm aber noch abgewöhnen, meinst du nicht? Onkel und Tante klingt so entsetzlich altmodisch.
Ihr werdet
euch sicher über den Poststempel aus Düsseldorf gewundert
ha
ben, aber hier ist einiges passiert.«
Ist dir der Stempel aufgefallen, Tine?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wer achtet denn schon auf sowas? Lies lieber weiter!«
    »Unser Internat ist nämlich abgebrannt. Genaugenommen
nur
die Hälfte, die andere Hälfte hat die freiwillige Feuerwehr
unbe
wohnbar gemacht, die Männer haben nämlich erst mal die
falsche
Seite bewässert, weil sie angeblich vor lauter Qualm nichts
sehen
konnten. Die erste Nacht haben wir in der dörflichen
Mehrzweckhalle verbracht zwischen Buchsbaum und Bierfässern – leider leere, da hatte vorher ein Faschingsball stattgefunden –, aber dann mußten wir natürlich möglichst schnell nach Hause. War ja bei den anderen kein Problem, bloß bei mir! Ich wußte doch, daß ihr nicht da seid, also blieben nur die Großeltern, von denen ich nicht mal weiß, wo sie eigentlich wohnen. In irgendeinem Kaff bei Heidelberg, hat mich aber nie interessiert; deshalb habe ich auch den Namen
vergessen.
    Bevor ich eine Suchaktion anleiern wollte, fiel mir deine
Mutter
ein, Tante Tina, und ihr komischer Satellit, diese Frau
Knottelberg.
Sie sind ja beide so ein bißchen aus dem 19. Jahrhundert, aber
trotzdem sehr nett, vielleicht würden sie mir weiterhelfen, hatte ich ge
dacht, eure Adresse rausrücken, damit ich euch anrufen könnte
oder
so, obwohl ich insgeheim gehofft hatte, sie würden mir
vorübergehend Asyl anbieten. Erst habe ich es telefonisch versucht, dann bin ich auf gut Glück hingefahren, und da hat mir dann eine Nachbarin erzählt, daß die beiden auch verreist sind, und zwar nach Jamaika. Stimmt das wirklich? Davon habt ihr nie etwas erwähnt! Egal, Familienurlaub ist doch eigentlich was Schönes.«
    Florian hob den Kopf. »Tine, der Junge muß gestört sein! Ich kann mich erinnern, daß Tobias schon mit zwölf Jahren lieber ins Feriencamp an diesen mückenverseuchten See gefahren ist als mit uns nach Spanien.« Kopfschüttelnd las er weiter.
    »Jedenfalls stand ich jetzt vor verschlossener Tür und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Ins Internat zurück konnte ich nicht, obwohl natürlich ein paar Pauker und auch welche vom Personal dageblieben waren wegen Aufräumungsarbeiten und wegen der Polizei (angeblich ist in der Küche ein Boiler explodiert), aber ich hatte angegeben, daß ich zu euch fahren würde, was ja auch logisch war, sonst hätten die mich doch überhaupt nicht weggelassen. Ich wollte gerade zur Polizei und über deren Computer die Adresse von den Großeltern rauskriegen, als mir das ganz geheime Schlüsselversteck einfiel. Kannst du dich noch erinnern, Onkel Florian, wann du es mir gezeigt hast – unfreiwillig natürlich?«
    »Er kennt den Blumentopf?« fragte Tinchen ahnungsvoll.
    »Er hatte ihn sozusagen selber enttarnt«, bestätigte Florian, »du weißt ja, daß er sich unbedingt ein bißchen nützlich machen wollte, und weil ihm nichts Besseres eingefallen war, hatte er an dem Vormittag, als du in der Stadt warst, den Vorgarten aufgeräumt. Bei der Gelegenheit wollte er natürlich auch den kaputten Blumentopf an der Treppe wegschmeißen …«
    »Danke, das genügt!« Mit einem Ruck hatte sich Tinchen aufgerichtet. Dabei waren ihre durchfeuchteten Augenklappen heruntergefallen, das Laken war verrutscht, und wenn er nun noch ihre funkelnden Augen sah, dann erschien sie Florian wie eine Rachegöttin, deren Opfer momentan nicht greifbar ist. »Ich glaube, den Rest des Briefes können wir uns sparen! Falls ich seine Einleitung richtig interpretiere, sitzt
dein
Großneffe jetzt mutterseelenallein in unserem Haus und stellt vermutlich sonstwas an! Du hast doch gelesen, was in dem Internat passiert ist!«
    »Wir haben keinen Boiler, den er in die Luft jagen könnte, falls du das meinst«, erinnerte Florian.
    »Aber eine Heizung, die wie alles Alte ihre Mucken hat, und wenn er an der herum …«
    »Die läuft zur Zeit auf Sparflamme, und das vollautomatisch.«
    Sofort wurde sie von Mitleid überwältigt. »Mein Gott, der arme Junge! Dann sitzt er ja jetzt beinahe im Kalten.« Aus lauter Mitgefühl wickelte sie sich wieder in ihr Laken. »Da müssen wir doch was tun! Wer weiß, wieviel Grad unter Null jetzt zu Hause sind, mit der Heizung kann er sich doch gar nicht auskennen … Hast du die Telefonnummer von Hildebrandts dabei?«
    Florian hörte

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