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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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einschließlich Futterkauf auf eigene Rechnung. – Logische Folge«, schloß er seinen Bericht, »ich mußte das Tier natürlich mit hierherbringen, aber es hat sich noch nicht so richtig an die neue Umgebung gewöhnt. Vor allen Dingen kommt es mit den Gardinen nicht klar, da bleibt es immer mit den Krallen hängen, aber das treibe ich ihm schon noch aus.«
    Noch reichlich verdattert fragte Tinchen: »Hast du dem kleinen Piepmatz etwa Gardinen in den Käfig gehängt?«
    »Natürlich nicht, Tante Tina, doch einmal am Tag darf Omelette eine Stunde lang herumfliegen, das ist er gewöhnt, und aus verständlichen Gründen inspiziert er immer erst die Fenster. Vorhin habe ich vergessen, die Tür zuzumachen, und nun sitzt er in Onkel Florians Zimmer oben hinten auf'm Bücherschrank, bloß ohne Leiter komme ich da nicht ran.«
    Bis jetzt hatte Florian nur zugehört, jetzt fing er an zu lachen. »Ich glaube, Tine, du brauchst dein künstliches Jamaika gar nicht aufzubauen, denn wenn Omelette künftig durch den Wintergarten flattert, wirst du immer an die Floßfahrt auf dem Rio Grande erinnert.«
    »Ach«, staunte Björn, »hat's da auch einen Papagei gegeben?«
    »Einen? Hunderte!« Wohlweislich verschwieg er, daß sie zwar das Kreischen der Tiere gehört, jedoch nicht einen einzigen Papagei gesehen hatten.
    »Is ja hip! Jedenfalls finde ich es echt geil, daß ihr gegen Omelettes Zuzug nichts einzuwenden habt. Und wenn wir meine restlichen Sachen aus dem Internat holen, kann ich endlich auch Wanda mitbringen, die ist wesentlich pflegeleichter.« Björn verschwand nach oben und ließ ein reichlich verstörtes Großonkel-Tante-Paar zurück.
    Als ob er geahnt hätte, was ihm noch bevorstand, hatte Florian seinerzeit vier Urlaubswochen angemeldet, von denen die letzte Woche als sanfte Überleitung zum normalen Leben gedacht war. Darunter hatte er in erster Linie langes Schlafen verstanden, um die Zeitverschiebung aufzufangen, behutsamen Übergang von erntefrischer beziehungsweise gegrillter Nahrung zu klimatisch bedingter kalorienreicher Vollkost, langsames Einstimmen auf den Berufsalltag durch ausgiebiges Studium nicht nur des ZEITSPIEGEL, sondern auch diverser anderer, überwiegend durch bunte Bilder aufgelockerter Zeitungen. Doch in erster Linie hatte er sich an den abrupten Temperaturwechsel gewöhnen wollen, indem er regelmäßig den Mülleimer hinausbrachte und bei Bedarf Zigaretten aus dem nahegelegenen Automaten zog. Letztgenannte Tätigkeit war erst später in den Tagesablauf eingeplant worden, denn eigentlich hatte er geglaubt, für die nächsten Wochen mit Nikotin versorgt zu sein!
    Natürlich hatten sie außer den offiziell erlaubten zwei Stangen Zigaretten noch drei nicht erlaubte mitgebracht, in den Koffern vergraben zwischen getragenen Slips und verschwitzten Hemden, und statt zwei genehmigten Flaschen Rum waren es vier gewesen, die Hälfte davon als Mitbringsel für Karsten und Hildebrandts gedacht. So ein ganz kleines bißchen Schmuggeln versuchte doch jeder, und bisher war das auch immer gut gegangen. Noch nie hatten sie die Koffer öffnen müssen, doch diesmal war alles anders gewesen! Schon bevor sie überhaupt die Halle zur Gepäckausgabe betreten hatten, war ihr Handgepäck Stück für Stück kontrolliert worden, und prompt hatte Tinchen für die dritte Rumflasche Zoll bezahlen müssen.
    »Dumm gelaufen!« hatte Florian noch gesagt, »du hättest sie besser auch in einen der Koffer legen sollen!« Er hatte vermutet, daß man bei Jamaika-Heimkehrern in erster Linie nach Marihuana suchen würde, was zwar naheliegend war, aber leider falsch. Es mußte sich nämlich auch beim einheimischen Zoll herumgesprochen haben, daß auf der Insel Zigaretten billig und die Erzeugnisse der Firma Appleton nicht nur wesentlich besser, sondern auch wesentlich preiswerter waren als die ihrer deutschen Konkurrenten. Auf jeden Fall hatten die sonst nur durch gelangweiltes Herumstehen auffallenden Zollbeamten nicht nur eine ungewohnte Aktivität entwickelt, sie waren darüber hinaus auch noch durch acht nicht minder tatendurstige Kollegen verstärkt worden. Unter ihren wachsamen Augen mußte jedes einzelne Gepäckstück auf die bereitgestellten Tische gehievt und jeder Koffer geöffnet werden, auf daß er mit der bekannten und gelegentlich auch gefürchteten deutschen Gründlichkeit durchsucht werde. Und fast jedesmal waren die Uniformierten fündig geworden. Man hatte sogar eine Registrierkasse installiert, vor der ein in Ehren

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