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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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den Kofferraumdeckel. »Du hast mir aber noch immer nicht meine Frage beantwortet!«
    »Polyembryonie? Der Begriff stammt aus der Biologie, bedeutet gleichgeschlechtliche Vermehrung, und wenn sich Bücher ohne eigenes Zutun jedes Jahr vermehren, liegt doch der Verdacht einer Polyembryonie nahe oder etwa nicht?« Dann ließ er sich aber doch zu einer näheren Erläuterung herab. »Vati gehört auch zu denen, die immer so entsetzlich praktisch und vorausschauend denken. Ich hatte mir Inliner nebst passendem Outfit gewünscht, und gekriegt habe ich drei Kisten Lexika mit Aussicht auf deren Vermehrung, weil mir jeder neue Band automatisch zugeschickt wird. Toll, was?«
    Florian fand das in der Tat toll, doch ihm fiel noch rechtzeitig genug ein, wie er wohl mit fünfzehn Jahren auf ein solches Geschenk reagiert hätte. Er hatte sich ja auch mal diese ganz modernen Schlittschuhe gewünscht und stattdessen den gesamten Schiller, Friedrich von, bekommen.
    Björn hatte gerade ›ready for take-off‹ gemeldet, was in Anbetracht des überladenen Wagens der reinste Hohn war, als er plötzlich losschrie. »Kommando zurück! Jetzt hätte ich beinahe Wanda vergessen!« Er stürzte aus dem Auto und verschwand hinter dem Gebäude. Wenig später war er wieder zurück, in der Hand ein kugelförmiges, halb mit Wasser gefülltes Glas balancierend. Und dann passierte es! Er stolperte, das Glas segelte in hohem Bogen durch die Luft, zerschellte am Boden, und übrig blieb ein zwischen den Scherben herumzappelndes rotes Etwas. »Meine Güte, Wanda, entschuldige bitte, ich wollte dich doch nicht umbringen!« Behutsam nahm er den Fisch in die Hand und zischte los.
    »Das kann dauern!« murmelte Florian und suchte nach Zigaretten. Von Goldfischen hatte er nun wirklich keine Ahnung, wußte lediglich, daß sie Wasser brauchten, nur nicht, was für welches, und darin sollten sie tunlichst nicht mit Tütensuppen ernährt werden.
    Schneller als befürchtet war Björn wieder zurück. Nunmehr schwamm Wanda in einer Plastikschüssel mit angewärmtem Wasser, von dem Björn hoffte, es habe die richtige Temperatur. Das Thermometer hatte nämlich auch nicht überlebt, und die Köchin hatte gemeint, etwas kälter als Babybad müßte eigentlich hinkommen. Wanda schien zufrieden zu sein, schwamm eine Runde nach der anderen und wunderte sich wahrscheinlich, daß sich die Ausmaße ihrer Behausung verändert hatten, oval statt rund. »Bloß sehen kann sie jetzt nichts mehr«, monierte Björn, »wenn wir in Düsseldorf sind, müssen wir gleich in eine Tierhandlung!«
    »Nicht wir, allenfalls du!« Allmählich wurde Florian ärgerlich. »Davon abgesehen, daß ich eben deinen Papageienkäfig bezahlt habe, sehe ich nicht ein, mir mit diesem überladenen Auto noch zusätzlich einen Strafzettel einzuhandeln. Wenn du schon eine halbe Menagerie mitbringst, dann kümmere dich gefälligst auch allein um deren Wohlergehen.«
    »Will ich ja! Aber wenn Wanda einen psychischen Knacks kriegt, ist das deine Schuld! Goldfische hassen Plastik!«
    »Ich auch!« sagte Florian und war zu einem Kompromiß bereit. Er würde Björn später an der passenden Haltestelle raussetzen, dann könne er mit der Straßenbahn in die Stadt fahren und ein Wanda genehmes Heim kaufen. »Nimm aber ein eckiges Aquarium, da hat sie mehr Platz.«
    Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, daß Björn mit einem Glasbehälter von halber Schreibtischgröße zurückkommen würde sowie einem Karton voll Zubehör, das von Steinen und Pflanzen bis zu einem im Wasser zu versenkenden Schild mit der Aufschrift
Angeln verboten!
reichte. Zuletzt zog er noch vorsichtig eine wassergefüllte Plastik(!)-Tüte hervor, in der ein zweiter Goldfisch zappelte. »Das ist Wendelin«, erklärte Björn und kippte ihn erst mal in die Schüssel. »Jetzt kann ich nur hoffen, daß Wanda nicht lesbisch ist!«
    Nachdem Florian das Taxi bezahlt hatte, weil Björn nicht mehr genug Geld gehabt hatte, war der für den Rest des Tages beschäftigt. Und trotzdem mußten Wanda und Wendelin auf den Bezug ihres neuen Eigenheimes noch warten. Björn hatte nämlich erst seinen HIFI-Turm aufbauen, die Boxen installieren und vor allen Dingen ausprobieren müssen, wo sie stehen sollten, um den richtigen Klang zu gewährleisten. Und da es sich um vier Boxen handelte, hatte sich das ganze Unternehmen in die Länge gezogen und war nicht eben leise vor sich gegangen. Björn hatte dankbar die Pizza entgegengenommen, die Tinchen dem eifrigen Techniker

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