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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sollten eine eigene Praxis mit einer bequemen Couch und Kassenzulassung haben, während Philosophen zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts wahrscheinlich eine früh verstorbene Erbtante brauchen oder notfalls einen gut verdienenden Ehepartner. Wie dem Gespräch zu entnehmen war, hatte Verena weder das eine noch das andere, einen festen Job aber auch nicht, so daß sie momentan ausländischen Reisegruppen die Sehenswürdigkeiten von Düsseldorf zeigen mußte. Meistens drei Busse pro Tag und häufig mit Besuchern, die nicht mal Englisch konnten, Deutsch schon überhaupt nicht.
    Gleich am ersten Vormittag, als Tinchen im Keller die Wäsche in 90 Grad, Bunt und Weiß-ich-noch-nicht-erst-mal-sehen-was-noch-zusammenkommt sortierte, war ihre Schwiegertochter nebst Tim und Tanja eingefallen. »Seit sieben Uhr löchern sie mich, am liebsten wären sie schon zum Frühstück anmarschiert! – Mach du ruhig weiter, ich koche uns erst mal einen Kaffee, und dann erzählst du, ja?« Dann war Ulla die Treppe hinaufgelaufen und hatte Tinchen mit den Kindern allein gelassen. Dabei wollte die gar keinen Kaffee, hatte bereits zwei Tassen getrunken, hatte auch keine Lust zum Erzählen gehabt, war froh gewesen, die beiden Mannsbilder ein paar Stunden lang losgeworden zu sein und Zeit zum Auspacken, Aufräumen und vor allem zum Einkaufen zu haben.
    »Du kommst doch zu unserem Kindergartenfest, nicht wahr, Oma?« vergewisserte sich Tim, der seit Weihnachten kaum noch ein anderes Gesprächsthema gekannt hatte. »Ich bin nämlich ein König!«
    »Iß bin ein Häßen!« echote Tanja. »Pommt Opa auch?«
    »Natürlich kommt der Opa mit«, versprach Tinchen, gleichzeitig überlegend, wie sie Florian dazu überreden könnte. »Aber ich habe gedacht, Tanja, du wirst eine Maus.«
    »Das ist nicht gegangen mit den Kostümen«, erläuterte Tim, wobei er Florians zusammengerollte Socken mit einem Fußtritt in den Waschpulverkarton beförderte, »Häschen kann man leichter machen, hat Alexanders Mutter gesagt, die erkennt man gleich an den Ohren. – Ist das echtes Gold?«
    »Nein, Tim, das sieht nur so aus«, hatte Tinchen gesagt und ihm das T-Shirt mit der gestickten Palme entrissen, bevor er an dem lockeren Faden weiterziehen konnte. »Erzähl mir lieber, was du als König alles machen mußt.«
    Dazu war er jedoch nicht mehr gekommen, weil es geklingelt und Ulla im selben Moment gerufen hatte, daß jemand da sei.
    »Dumme Nuß!« hatte Tinchen gemurmelt, »wenn's klingelt, ist meistens jemand da«, doch Tim hatte es trotzdem gehört und war die Treppe hinaufgestürmt, lauthals verkündend: »Mami, die Oma hat dumme Nuß zu dir gesagt!«
    »Damit habe ich
mich
gemeint, weil ich beinahe Florians dunkelblaue Shorts in die Maschine mit der Kochwäsche geschmissen hätte«, hatte Tinchen halbherzig protestiert, überzeugt, daß Ulla ihr doch nicht glauben würde, und dann war sie sogar über Frau Knopps Besuch dankbar gewesen, die nur schnell hatte guten Tag sagen wollen und fragen, ob denn auch wirklich alles in Ordnung sei. »Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob der junge Mann tatsächlich Ihr Neffe ist und Wohnrecht hat. Er hat gesagt, ich hätte ihn an Weihnachten schon gesehen, aber da war ja so viel Besuch bei Ihnen, und ich war doch nicht einmal fünf Minuten im Zimmer, wie ich die Putenkeulen gebracht habe.« Der vorwurfsvolle Unterton war nicht zu überhören. Obwohl Tinchen ihrer Nachbarin keinen Platz angeboten und versprochen hatte, ihr das kleine Mitbringsel noch am selben Tag rüberzubringen, war Frau Knopp so lange stehengeblieben, bis sie die beiden Kaffeebecher mit den Rastafaris auf der einen und der jamaikanischen Flagge auf der anderen Seite entgegennehmen konnte. »Vielen Dank, das wäre aber nicht nötig gewesen«, hatte sie gesagt und sich nur ungern aus der Tür schieben lassen.
    »Wehe, wenn ich
nichts
gehabt hätte!« Aufatmend war Tinchen in die Küche zurückgekommen, hatte sich hingesetzt und dann doch gleich wieder aufstehen müssen, weil Tim wissen wollte, was die Oma denn ihm mitgebracht habe. T-Shirts für beide Kinder natürlich, auf denen Fische zu sehen waren und darunter ganz groß JAMAICA, und für Ulla einen kleinen goldenen Delphin für ihr Bettelarmband, das bei jeder Armbewegung wie ein Schlüsselbund klirrte, so überladen war es schon.
    Dann war es zwölf Uhr geworden, Tim hatte Hunger gekriegt, Spaghetti mit Tomatensoße geordert und Tinchens Entschuldigung, sie sei noch nicht zum Einkaufen gekommen, mit dem

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