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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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weggezogen hatte, weil er irgendwas mit schiefer Ebene und Fallgeschwindigkeit demonstrieren wollte und dazu die grüne Vase brauchte – je länger das Sssssst, desto lauter das Bums. Oder so ähnlich.« Er klappte den Gartenstuhl auseinander und setzte sich. »Wer ist das überhaupt gewesen?«
    »Wer ist wer gewesen?«
    »Na, dieser verhinderte Physiker. Ich weiß bloß noch, daß Karsten …« Plötzlich gab es ein unangenehm kreischendes Geräusch, dann schepperte es, und schließlich fand sich Florian in einer seine Bewegungsfreiheit doch ziemlich einschränkenden Lage wieder, umrahmt von den Einzelteilen des Stuhls. »Wie ist denn das passiert?«
    Tinchen inspizierte bereits die abgebrochene Rückenlehne. »Durchgerostet!« stellte sie fest, »jetzt brauchen wir drei Stühle von Knopps. Oder sogar vier? Flori, möchtest du den anderen nicht auch vorher ausprobieren?«
    »Dazu müßte ich zunächst einmal aufstehen, und das kann ich nicht. Willst du mir nicht endlich helfen?« Er streckte ihr beide Arme entgegen.
    Sie drehte sich um und prustete los. Die Sitzfläche war ebenfalls herausgebrochen, und in dem zusammengebogenen Metallgestänge hing Florian regelrecht fest. Er war so tief hineingerutscht, daß sein Hinterteil beinahe den Boden berührte, während die Beine himmelwärts ragten. »So müssen unsere Altvorderen ausgesehen haben, wenn sie auf ihren Plumps-Klos saßen«, japste sie, »ein Jammer, daß du das nicht sehen kannst!« Und dann: »Ich helfe dir gleich, Augenblick noch!« Sie rannte aus dem Zimmer, die Treppe hoch und weiter bis zu Florians Arbeitszimmer. Hastig zog sie das unterste Schreibtischfach auf. »Na also, ich wußte doch, daß sie hier drin sein muß!« Sie nahm die Kamera und lief wieder zurück.
    Seine vergeblichen Befreiungsversuche hatten Florian nur noch tiefer in seine Falle rutschen lassen. Hilflos strampelnd sah er zu, wie seine Frau die Kameratasche öffnete. »Wehe, Ernestine! Wenn du das machst, gibt's fürchterliche Rache!«
    »Weiß ich«, sagte sie, den richtigen Blickwinkel suchend, »aber eure Zeitung verleiht doch immer einen Preis für den besten Schnappschuß des Jahres. Was meinst du, soll ich mich mal daran beteiligen?«
    »Das fehlte noch«, jammerte der Unglücksrabe. »Dann brauche ich mich in der Redaktion gar nicht mehr blicken zu lassen.«
    Klick, machte es, und dann noch dreimal Klick, erst danach legte Tinchen den Apparat zur Seite und half ihrem Florian aus seiner mißlichen Lage. Sofort wollte er sich auf die Kamera stürzen, doch Tinchen war schneller. Sie raste in die Küche, schlug die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel herum. Dann ließ sie den Film zurücklaufen, nahm ihn heraus und versteckte ihn im Spargeltopf. Währenddessen hämmerte Florian gegen die Tür. »Tine, wenn du mir die Kamera gibst, dann gehe ich mit dir diesmal ganz bestimmt zum Presseball!«
    »Dafür habe ich nichts anzuziehen.«
    Er zögerte nur einen Augenblick lang. »Also gut, die Hälfte vom Abendkleid bezahle ich.«
    »Und wo soll ich die andere Hälfte hernehmen?« kam es durch die verschlossene Tür zurück.
    »Von deinem gebunkerten Haushaltsgeld!«
    »So etwas habe ich nicht.«
    »So etwas hat jede Frau«, behauptete er, »und wenn sie es nicht hat, dann kann sie nicht wirtschaften! – Kriege ich jetzt die Kamera?«
    »Na gut, meinetwegen.« Sie schloß die Tür auf und ließ ihn herein. »Aber das mit dem Presseball hast du ernst gemeint, ja?«
    »Natürlich!« bekräftigte er, wohl wissend, daß dieser gesellschaftliche Höhepunkt genau an dem Tag stattfinden würde, wenn sie beide im Flugzeug nach Jamaika sitzen würden.
    »Hier hast du sie!« Damit reichte sie ihm den Fotoapparat und hoffte nur, er würde ihn nicht gleich kontrollieren. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit würde sie einen neuen Film einziehen und gleich ein paar Bilder abknipsen, damit es nicht auffiel.
    »Soll ich die Trümmer im Eßzimmer wegräumen, oder ist das sowas Ähnliches wie moderne Kunst und muß bleiben?« Björn kam hereingestapft und wuchtete zwei Kuchenbleche auf den Tisch. »Die hat mir Tante Toni mitgegeben. Für morgen, hat sie gesagt, und du sollst sie gleich kaltstellen.« Vorsichtig hob er eine Ecke der Abdeckfolie an. »Hm, Kuchen im Knast, sieht lecker aus. Meinst du, wir können uns da was von mopsen?«
    »Wie hast du das eben genannt?« Florian zog die Folie ganz herunter, sah aber nichts anderes als einen gedeckten Apfelkuchen und griff zum

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