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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Publikum, das offenbar zwischen Kühlschrank und Küchentür stand, »Eigentlich könnt ihr mir im Mondschein begegnen! Habe ich denn ein Stundenhotel? Eins weiß ich jedenfalls mit Sicherheit: Es ist das letztemal, daß dieser ganze Auftrieb in meinen vier Wänden stattfindet! Im nächsten Jahr mieten wir eine Kneipe!«
    »Einverstanden!« sagte Florian, der das Ende dieses Monologs vor der Tür abgewartet hatte und jetzt erst hereinkam, »doch eine Frage noch, mein teures Weib, warum redet Ihr in der zweiten Person Plural mit mir?«
    Das war zuviel für Tinchen. Sie brach in ein hysterisches Gelächter aus, knüllte die Filtertüten zusammen und warf sie in Florians Richtung. »Hier hast du die Gästeliste! Und die Zimmerbelegung! Soll ich auch noch eine Speisekarte schreiben? Und was hältst du überhaupt davon, wenn wir vorübergehend ausziehen und der Meute gleich das ganze Haus überlassen?« Schluchzend warf sie sich in seine Arme.
    »Aber Tine, was ist denn plötzlich los mit dir?« Er riß ein Blatt von der Küchenrolle und versuchte, ihre Tränen zu trocknen.
    »Ga-ga-gar nichts, ist ja auch sch-sch-schon wieder vorbei«, behauptete sie und nahm ihm das Knäuel aus der Hand. »Gib her, das kratzt! Was ist das überhaupt? Sandpapier?«
    »Nein, Küchenrolle aus Recyclingpapier!«
    »Dann muß es früher mal ein Bananenkarton gewesen sein.« Sie warf den feuchten Papierfetzen in den Mülleimer und wollte das gleiche mit den Filtertüten tun, doch die hatte Florian schon aufgehoben, geglättet und auf dem Tisch ausgebreitet. »Deinen gelegentlichen Hang zur Sparsamkeit finde ich wirklich lobenswert, aber meinst du nicht, du übertreibst ein bißchen? Du mußt die Tüten wirklich nicht doppelt verwenden, Tine, ich habe nichts dagegen, wenn du sie auch weiterhin unbeschriftet in die Kaffeemaschine steckst.«
    »Schmeiß sie weg, Flori, und vergiß die ganze Sache. Ich hab' eben einen kleinen Durchhänger gehabt, aber der ist vorbei. Schließlich habe ich selber den ganzen Verein herzitiert, und nun kann ich mich auch nicht beschweren, wenn er tatsächlich kommt.«
    Florian hatte sich in Tinchens Kritzeleien vertieft. »Wenn ich das richtig deute, werden wir morgen abend mit Wallensteins Lager konkurrieren können. Uns mitgerechnet sollen doch minimum elf Personen in diesem Haus nächtigen. Willst du sie stapeln?«
    »Ach, das geht schon irgendwie. Paß mal auf: Clemens und Katrin kommen …«
    Aber Florian war schon im Bilde, denn mit einem süffisanten Grinsen schob er die Notizen über den Tisch. »Und wo schläft deine Tochter?«
    »Au verflixt! Julia habe ich glatt vergessen!« Dann fing sie schallend an zu lachen. »Die kriegt Toni! Das letztemal hat sie sich doch beschwert, daß sie von ihrer Enkelin so gut wie gar nichts gehabt hat.«
    »Aber was ist, wenn sie auch jemanden mitbringt?«
    »Du meinst was Männliches? Na, der kommt dann natürlich zu Frau Klaasen-Knittelbeek! Als Weihnachtsgeschenk!«
    »Einen gemütlichen Gammeltag habe ich mir aber ganz anders vorgestellt!« Ächzend setzte Florian die beiden Gartenstühle im Eßzimmer ab, die er gerade von seiner Schwiegermutter geholt hatte. »Ein Grad plus nur, und ich schwitze wie ein Affe. Reicht's jetzt?«
    Tinchen zählte durch. »Fünfzehn, sechzehn, siebzehn … Dann kommen noch die beiden von Knopps, die kann Björn nachher holen – doch, das sind genug. Wir brauchen sie auch nur zum Essen, später verteilt sich ja alles.«
    »Mir wäre lieber, es würde sich nicht verteilen, sondern dezimieren. Was meinst du, Tine, ab wann kann man Gäste rausschmeißen, ohne unhöflich zu sein?«
    »Laß sie doch erst mal da sein! Vielleicht wird es ja ganz nett!« Etwas ratlos musterte sie das zusammengetragene Sammelsurium von Sitzgelegenheiten. »Der Gummibaum muß raus, aber wehe, wenn du ihn nochmal ins Gäste-Klo stellst, das letztemal sind ein Haufen Triebe abgebrochen! Und dann such bitte im Keller nach den beiden Brettern, die brauchen wir auch wieder, außerdem wolltest du noch Tischkarten …«
    »Welche Bretter?« Florian hatte das Wort Keller aufgeschnappt und assoziierte damit sofort Ruhe, mindestens fünf Minuten lang, bis Tinchen ihn vermissen würde, und dann konnte er immer noch behaupten, die Bretter nicht gefunden zu haben.
    »Na die, die du voriges Weihnachten zurechtgesägt hast, damit wir Tonis Gartentisch mit unserem Eßtisch auf eine Höhe kriegen.«
    »Du meinst also jene Bretter, von denen dieser reizende Knabe einfach eins

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