Hotel Mama vorübergehend geschlossen
daß er im letzten Jahr so viel Steuern bezahlt hat, wie er sich früher immer als Reinverdienst gewünscht hat. Und trotzdem hat er sich den neuen Porsche bestellt.«
Hatte das nicht etwas vorwurfsvoll geklungen? »Karsten ist nicht verheiratet, hat meines Wissens auch keine Kinder, die ihm die Haare vom Kopf fressen, und außerdem sind Kopfarbeiter gegenüber selbständigen Handwerkern sowieso im Nachteil! Sie haben nämlich kaum Abzugsposten«, grummelte Florian, den es immer noch wurmte, daß sein Schwager die neue und sündhaft teure Wohnzimmerlampe als Schaufensterbeleuchtung deklariert und von der Steuer abgesetzt hatte.
»Dann verstehe ich nicht, weshalb du auf Tobias so sauer bist«, hakte Tinchen nach. »Und dann denk doch mal an später! Karsten ist vierzig geworden, aber noch immer nicht verheiratet. Und nach dem Reinfall mit Marion wird er bestimmt wieder für eine Weile abstinent leben. Wenn er so weitermacht, wer soll denn dann mal sein Nachfolger werden?«
»Karsten ist erst vierzig«, stellte Florian richtig, »also im besten Mannesalter und durchaus dazu fähig, auch ohne Trauschein einen potentiellen Erben zu zeugen, obwohl ich nach Lage der Dinge behaupten möchte, daß ihm nichts ferner liegt als das!«
Noch zu gut konnte sich Florian an jenen Abend erinnern, als sein Schwager völlig entsetzt und aufgelöst zu ihm gekommen war und detaillierte Auskünfte über die Anzeichen einer beginnenden Schwangerschaft verlangt hatte.
»Dafür ist eigentlich Tinchen zuständig«, hatte Florian gesagt, war jedoch sofort von Karsten abgeblockt worden.
»Nein, ich meine, wann hast du mitgekriegt, daß da was im Gange war?«
»Als Tine es mir gesagt hat.«
»Äußerst hilfreich!« hatte Karsten gebrummt, sich an der Hausbar einen dreistöckigen Kognak eingegossen und in einem Zug hinuntergekippt. »Und was ist, wenn die werdende Mutter nichts sagen will? Gibt es nicht so was Ähnliches wie glänzende Augen, verklärten Blick oder weiß der Geier, was sonst noch? Ich denke, man sieht es den Frauen an, wenn sie schwanger sind?«
»So ungefähr ab dem fünften Monat«, hatte Florian bestätigt.
»Idiot!« Aber dann war Karsten doch mit der Sprache herausgerückt. »Marions Interesse für Pre-Natal-Moden hatte ich darauf zurückgeführt, daß eine ihrer Freundinnen mal wieder muttert, und den Teddybären, den sie unlängst angeschleppt hat, hatte ich als Geschenk für das kleine Monster angesehen, doch mißtrauisch bin ich erst geworden, als sie das Rauchen aufgegeben hat. Seit drei Wochen hat sie keine Zigarette mehr angerührt!«
Florian hatte eingeräumt, daß diese plötzliche Nikotin-Abstinenz zu gewissen Rückschlüssen führen, jedoch auch ganz harmlose Gründe haben könne, und was Karsten denn davon hielte, seine Dauerfreundin einfach mal zu fragen.
»Und was soll ich machen, wenn sie wirklich schwanger ist?«
»Heiraten!«
»Bist du verrückt? Nur über meine Leiche!«
»Ich glaube nicht, daß hierzulande eine posthume Trauung möglich ist!«
Es hatte nur wenige Tage gedauert, bis er Gewißheit gehabt hatte. Doch, Marion war schwanger, aber Karsten war nicht der Vater gewesen, was ihn einerseits außerordentlich beruhigt, andererseits jedoch in seiner Eitelkeit gekränkt hatte. Dabei störte ihn die Erkenntnis, quasi betrogen worden zu sein, viel weniger als die blamable Tatsache, nichts davon gemerkt zu haben.
Das Thema Marion war jedenfalls beendet gewesen, und ein neues gab es damals noch nicht. Tinchens Prognosen, wonach Tobias dermaleinst Besitzer zweier Juweliergeschäfte sein würde, konnten also nicht als völlig utopisch bezeichnet werden.
Die Grundvoraussetzung dazu war gegeben, denn Tobias hatte nicht nur seine Lehre bei Karsten sowie vier Semester Kunsthochschule erfolgreich abgeschlossen, sondern er bereitete sich auch schon auf die Meisterprüfung vor.
Was – zumindest in Tinchens Augen – nicht so ganz in diese karriereverdächtige Laufbahn gepaßt hatte, war Tobias' frühe Heirat gewesen. Natürlich konnte sie verstehen, daß er sich in Ulrike verliebt hatte, blond und langbeinig zieht ja immer, nur hätte man bei einer Arzthelferin eigentlich annehmen können, daß sie mit den gängigen Verhütungsmethoden vertraut ist.
Anscheinend war sie es nicht gewesen, denn ein halbes Jahr nach der Hochzeit hatte Frau Antonie vor der schwierigen Aufgabe gestanden, den Canasta-Damen ihren Urenkel Tim als Sechsmonatskind zu präsentieren.
Zum Glück hatte es Frau
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