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Hotel Nirgendwo - Roman

Hotel Nirgendwo - Roman

Titel: Hotel Nirgendwo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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Ćevapčići und Spießbraten und dass er damals piccolo gewesen war. Ich nahm an, dass sie irgendwo in Kroatien Ferien gemacht hatten, als er ein kleiner Junge gewesen war, also nickte ich eifrig und wiederholte: »Zadar, bello!« Später fand ich heraus, dass sein alter Vater Guiseppe einst in Zadar gewesen war, aber nicht in Kroatien, sondern als die Stadt noch zu Italien gehört hatte. Und er war dort nicht als Urlauber, sondern aus irgendwelchen anderen Gründen. Dann standen wir auch schon vor dem Haus des Geburtstagskindes, nahmen aus der Tasche die Geschenke heraus und gingen in die Wohnung. An die zehn Kinder waren schon da, sie saßen im Halbkreis beisammen und spielten offenbar irgendwelche Gemeinschaftsspiele. Als Isabella und ich hereinkamen, wurden sie ein bisschen leiser, und einige zeigten mit dem Finger auf uns. Ich sagte leise ciao . Und setzte mich neben einen der Jungen. Ich verstand das meiste nicht und nahm an, dass das Mädchen, das man mir angekündigt hatte, nicht anwesend war, weil alle italienisch redeten. Dann kam eines der Mädchen, das ich auf mindestens fünfzehn geschätzt hätte, auf mich zu und sagte: »Ich bin Maja, ich komme aus Belgrad und du?« Sie war schön, sie hatte langes lockiges Haar und Grübchen an beiden Wangen. Ich erstarrte. »Vukovar«, sagte ich flüsternd. Ich konnte sie nicht ansehen. »Das ist doch toll, dann können wir ja jugoslawisch miteinander sprechen«, sagte Maja. – »Ich spreche kroatisch«, antwortete ich forsch. – »Das ist doch das Gleiche«, sagte Maja lächelnd. – »Das ist nicht das Gleiche«, sagte ich, ging, so weit ich nur konnte, von ihr weg und fand am anderen Ende des Zimmers einen Stuhl. Ich setzte mich hin und wartete zitternd darauf, dass wir aufbrachen. Maja ging zu ihren Freunden zurück und redete mit ihnen auf Italienisch weiter. Nach einer halben Stunde kam Isabella, nahm meine Hand und führte mich zu den anderen. Sie erklärten mir irgendetwas, doch ich verstand es nicht und gab mir auch keine Mühe. Maja sah mich nicht mehr an. Eine Italienerin beobachtete mich die ganze Zeit über, und ich glaube, sie verdrehte die Augen, als sie zu Isabelle »E noiosa« sagte. Auf dem Weg nach Hause schlug ich das Wort im Wörterbuch nach. Unter noiosa stand langweilig .
     
    *
     
    Die zwei Wochen gingen letztlich sehr schnell vorbei, und ich verstand schon bald ein bisschen Italienisch. Mit Hilfe der Reiseleiterin fand ich heraus, dass mich meine italienische Familie einladen wollte, im August in ihr Haus auf Sardinien zu kommen und einen ganzen Monat zu bleiben. Ich hatte einen guten Eindruck bei ihnen hinterlassen, und langsam hatte ich auch angefangen, sie zu mögen, also sagte ich, dass ich gerne käme, wenn Mama mich ließe. Aber ich hatte auch ein bisschen Angst, denn so lange war ich noch nie von meiner Familie getrennt. Wenn Mama einverstanden war, wollten sie die Flugkosten und alles andere übernehmen. Das klang sehr schön, aber auch so weit weg, dass es mir wieder gar nicht so wichtig war, wichtig war mir nur, dass ich schon morgen um die gleiche Zeit in unserem warmen Zimmer sein würde. An diesem Abend führten sie mich in ein Restaurant aus, ich bekam extra für diesen Anlass ein Rüschenkleid, dann musste ich nur noch einmal schlafen, bis ich wieder mit Mama und meinem Bruder zusammen sein konnte. Ich hatte angenommen, dass bei diesem Abendessen auch die anderen Kinder mit ihren Gastfamilien sein würden, aber wir waren allein dort, mit einigen mir unbekannten Menschen. Ich war schon früher einmal auswärts essen gewesen, zusammen mit Papa, meistens am letzten Schultag, wenn in meinem Zeugnis ein besonderes Lob stand. Papa kaufte mir dann immer einen Hamburger und drei Kugeln Eis.
    Jetzt konnte ich mich überhaupt nicht entscheiden, was ich essen wollte, und bat sie schließlich, für mich mitzubestellen. Eigentlich mochte ich die italienische Küche überhaupt nicht, sie aßen ständig Pasta und beträufelten alles mit einem komischen Käse, der genauso roch wie die Wohnung der alten Oma Djuka, unserer Nachbarin aus Vukovar, die darin vier Katzen hielt. Außerdem schütteten sie Olivenöl über jedes Essen, und so schmeckte alles immer gleich. Nach einiger Zeit kam ein Kellner und brachte mir ein paar dünn geschnittene Scheiben Proscuitto und zwei Stück Zuckermelone, alles auf einem Teller. Ich hatte gehofft, dass das Essen hier etwas besser war als in dem Restaurant, das ich aus dem Hotel Donau kannte. Mir wurde klar,

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