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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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in den Rücken stieß — jedenfalls nicht, ohne ihm die Möglichkeit zu einer Verteidigung zu geben. Er und Simon waren über all die Jahre hin und über sämtliche Wechselfälle ihrer Ehen hinweg immer in Verbindung geblieben, und abgesehen von Harris’ Gewohnheit, Simon in seiner Kolumne als »etwas flatterhaften Werbechef« zu titulieren, hatte er ihn stets nobel behandelt. »Hallo, Johnny. Was habe ich denn jetzt schon wieder verbrochen?«
    »Tja, offensichtlich sind Sie gerade dabei, das Gefüge des traditionellen Lebens in einem der ursprünglichsten Dörfer der Provence auseinanderzureißen. Ich hab’s schwarz auf weiß, demnach muß es stimmen, Sie gerissener Halunke.« Harris lachte. »Es ist einer von diesen Artikeln, aus denen man alles herauslesen kann, ohne allzu sehr mit Fakten behelligt zu werden. Wirklich, raffiniert gemacht. Ich hätte eigentlich auf Ihren entzückenden Nachbarn, den Giftzwerg, getippt.«
    »Ja, war es denn nicht Crouch?« Aber das spielte jetzt sowieso keine große Rolle mehr. Zu diesem Zeitpunkt konnte nicht mehr allzu viel Schaden angerichtet werden.
    »Nicht in seiner Zeitung, und nicht unter seinem Namen. Er wird allerdings zitiert — mit seinem bekannten Gejammer über die fortschreitende Zerstörung des Lubéron, den rücksichtslosen Marsch auf das, was wir Fortschritt nennen, das altbekannte Gefasel. Es ist aber gut möglich, daß er es eingefädelt hat. Ein alter Trick. Ich hab’ ihn selbst auch schon x-mal angewendet. Jedenfalls vorsichtig formuliert. Gibt nichts her für eine Klage vor Gericht.«
    »Schlimm?«
    »Unangenehm — wissen Sie, dieser genüßlich ausgegossene Hohn aber keine Katastrophe. Das wird alles wieder vergessen sein, sobald der nächste Politiker mit heruntergezogenen Hosen erwischt wird, was ja anscheinend jede Woche passiert. Ich faxe Ihnen den Artikel zu. Sie sollten sich jedoch auf ein paar Anrufe gefaßt machen und vielleicht auch auf den einen oder anderen Journalisten.« Harris machte eine Pause, und Simon hörte, wie ein Feuerzeug klickte und Telefone im Hintergrund läuteten. »Trotzdem, ich verrate Ihnen etwas. Ein bißchen gute Presse würde nichts schaden, und Sie kennen mich ja, für ein kleines Gegengeschenk bin ich immer bereit. Wäre das nicht ein Vorschlag?«
    Simon lachte. »Da Sie Ihr Angebot so verschlüsselt vortragen, kann ich nicht widerstehen.« Er überlegte und fuhr dann fort: »Kommen Sie doch zur Eröffnung. Sie findet Anfang Juni statt, und vielleicht können wir ein paar interessante Typen für Sie zusammentrommeln, über die Sie schreiben könnten.«
    »Die kann ich mir selbst mitbringen. Wie wär’s mit ein paar Vertretern des europäischen Jetset? Einem italienischen Fürstenpaar? Oder ein paar Halbwelt-Stars, Stripperinnen oder so? Mal sehen. Ich könnte Ihnen eine liebreizende lesbische Schauspielerin verschaffen oder einen Rennfahrer mit Alkoholproblemen. Oder den Keyboard-Musiker von Stark Naked und den Car Thieves...«
    »Johnny, ich hoffe, es wird ein hübsches, nettes kleines Hotel. Bringen Sie einfach eines Ihrer Mädchen mit und lassen Sie die anderen im Groucho Club, einverstanden?«
    Harris seufzte hörbar. »Ich sehe schon, Sie verwandeln sich allmählich in einen alten Langweiler, aber ich werd’s mit Fassung tragen. Sagen Sie mir, wann es stattfindet, und ich werde da sein und die altehrwürdigen Traditionen der britischen Presse hochhalten.«
    »Das hatte ich befürchtet«, erwiderte Simon. »Und vergessen Sie nicht, mir den Artikel zu faxen.«
    »Ist schon unterwegs. Halten Sie sich die Nase zu. Es ist eine Stinkbombe. Ich ruf bald mal wieder an.«
    Simon lächelte noch, als er bereits den Hörer aufgelegt hatte. Johnny Harris — der schamlose, fröhliche Zyniker — schaffte es immer, ihn in gute Stimmung zu versetzen. Auch als das Fax eingetroffen war, dessen Inhalt jeder Beschreibung spottete, hielt seine gute Laune an. Simon las es zweimal und zerriß es dann. Was für eine jämmerliche Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
     
    Laut Monsieur Blanc würde es nur noch ein paar Tage, allerhöchstem eine Woche dauern, bis das Hotel fix und fertig war. Die Maurer hatten das Feld geräumt, die carreleurs hatten die Steinfliesen verlegt, die Küche mit den Armaturen aus rostfreiem Stahl und Kupfer bot einen glänzenden Anblick, in den Pool war Wasser eingelassen, der Olivenbaum — Ernest war den Tränen nahe gewesen, als sie ihn zurechtstutzten — gepflanzt. Albert Waldie und seine

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