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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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die Menge, füllten Gläser nach und schnappten Gesprächsfetzen auf. Die Franzosen redeten über Politik, die Tour de France und Restaurants. Die Werbeleute redeten wie immer über Werbung. Die Wahlprovenzalen und Ferienhausbesitzer übertrumpften einander mit Erzählungen über Rohrschäden, und teils ungläubig, teils mit insgeheimer Genugtuung kommentierten sie die jüngste Explosion der hiesigen Grundstückspreise.
    Billy Chandler pirschte sich mit seiner Kamera an hübsche Frauen heran; einem Modefotografen, so pflegte er zu sagen, könne keine widerstehen. Die Mädchen von den Illustrierten hatten ihre Sonnenbrillen und schwarzen Einheitsklamotten gegen weite, helle Oberteile, enge Leggings und fotogenes Make-up vertauscht. Sie fragten gerade einen Innenarchitekten aus, der sich darauf spezialisiert hatte, die Einrichtung alter provenzalischer Bauernhäuser auf den Stil der Appartements in Belgravia zu trimmen. Johnny Harris sah dem Treiben teilnahmslos zu und wartete, bis der Alkohol wirkte. Nüchterne Leute hielten ihre Zunge zu sehr im Zaum.
    Simon entdeckte ihn am Rand einer Gruppe, zu der Philippe Murat gehörte sowie ein französischer Schriftsteller, der sich über die Schattenseiten des Ruhms ausließ, und eine junge Erbin von Saint-Remy mit Dauerschmollmund und mehreren Kilo Goldschmuck.
    »Na, sind ein paar Knüller dabei, Johnny?«
    Harris lächelte ihn erleichtert an. »Ich verstehe kein Wort von dem, was sie sagen. Was ich brauchte, wäre ein englisch sprechendes Klatschmaul, das sich mir unbedingt anvertrauen will.« Er nippte an seinem Champagnerglas. »Ein netter, gesprächiger Provence-Engländer ohne jegliche Diskretion, das wär’s.«
    Simon ließ den Blick über die Menge nickender und plaudernder Köpfe schweifen, bis er das Gesicht fand, das er suchte — pausbäckig, braungebrannt, lebhaft und von schulterlangem, hellbraunem Kraushaar eingerahmt. »Das ist die Richtige für Sie«, sagte er. »Sie ist Grundstücksmaklerin und lebt hier seit fünfzehn Jahren. Wenn man will, daß sich ein Gerücht wie ein Lauffeuer verbreitet, dann braucht man es ihr nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit anzuvertrauen. Wir nennen sie Radio Lubéron.«
    Die beiden bahnten sich einen Weg durch die Menge, und Simon legte der Frau einen Arm um die mollige, bloße Schulter. »Darf ich Sie für einen Augenblick entführen und Sie mit einem Herrn von der Presse bekannt machen? Er würde gern etwas über unsere reizenden Nachbarn erfahren. Johnny, das ist Diana Prescott.«
    »Johnny Harris.« Sie schüttelten sich die Hände. »Ich schreibe für eine kleine Kolumne in der News. Simon meinte, Sie könnten mir vielleicht ein wenig Lokalkolorit vermitteln.«
    Sie sah ihn mit ihren großen, hervortretenden blauen Augen an und kicherte. »Nennt man das heutzutage so? Na, wo möchten Sie denn gerne anfangen? Die Top ten der Snobs? Die Schauspieler, die nicht spielen? Die Innenarchitekten-Mafia? Die Leute glauben, hier sei man am Ende der Welt, dabei tobt hier das Leben.«
    »Da bin ich aber gespannt«, meinte Johnny und nahm Simon die Champagnerflasche aus der Hand. »Das wird natürlich alles unter uns und meinen Millionen Lesern bleiben.«
    Sie kicherte abermals. »Solange Sie meinen Namen nicht ins Spiel bringen, Verehrtester.« Sie ließ sich noch etwas Champagner einschenken, und Simon bemerkte, daß sie bereits einen kleinen Schwips hatte. »Nun, sehen Sie diesen großen Mann da drüben mit dem weißen Haar und der etwas gebeugten Haltung, der so unglaublich seriös aussieht? Er gibt gerne Partys, die...«
    Simon entschuldigte sich und ließ Harris mit der Dame allein, die ihm mit Sicherheit einen erfolgreichen Abend bescheren würde. Er spürte, daß der auf nüchternen Magen getrunkene Alkohol ihm schon ein wenig zu Kopf stieg, und machte sich auf zum Büfett im Restaurant, als ihn jemand am Arm packte. Er wandte sich um und sah Jean-Louis in tenue de fête — einem lachsfarbenen Hemd und einem Sakko in der Farbe von Vanilleeis — sowie einen Mann mit dunkelblauem Anzug und Krawatte.
    »Gestatten Sie«, sagte Jean-Louis lächelnd, »daß ich Ihnen meinen Kollegen vorstelle? Enrico aus Marseille.«
    Man hätte meinen können, Enrico komme soeben von einer Geschäftsleitungskonferenz — konservativ geschneiderter Maßanzug, gründlich rasiert. Aber er fiel durch seine merkwürdige Zurückhaltung auf und hatte einen stechend kalten Blick. Außerdem zog sich von seinem Hals bis zum Hemdkragen eine Narbe, die

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