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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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bestimmt nicht von einer fliegenden Büroklammer herrührte. Wie Simon von Jean-Louis erfuhr, arbeitete Enrico in der Unfallversicherungsbranche. Seine untere Gesichtshälfte verzog sich zu einem Lächeln. Es wäre ihm ein großes Vergnügen, sagte er, Monsieur behilflich zu sein, falls er jemals ein Problem mit dem Hotel hätte, das zu dringlich oder zu delikat sei, um es der Polizei zu überlassen. Er zündete sich eine Zigarette an und sah Simon nachdenklich durch den Rauch an. So ein herrliches Haus, das so ‘ nahe bei Marseille liege, könne durchaus verlockend sein für… diverse verbrecherische Elemente von der Küste. Jean-Louis schüttelte den Kopf und sog geräuschvoll Luft ein. Beh oui. Wir leben in gefährlichen Zeiten.
    Simon hatte plötzlich das Gefühl, daß er ein wenig unüberlegt ins Hotelgeschäft eingestiegen sei. Es ging etwas Bedrohliches von Enrico aus, trotz seiner Höflichkeit und seinem starren, aufgesetzten Lächeln. Dieser Mann hatte nichts mit Versicherungen im herkömmlichen Sinn zu tun. Dem Himmel sei Dank für meine Werbeschulung, dachte Simon; zumindest weiß ich, wie ich mich in solchen Situationen verhalten muß. »Lassen Sie uns mal zusammen zu Mittag essen, Enrico«, schlug er vor. »Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.«
     
    Mrs. Gibbons bewegte sich vorsichtig durch den Wald von Beinen und achtete besonders auf spitze Absätze und verschütteten Champagner. Mit der Schnauze auf dem Pflaster schnüffelte sie nach heruntergefallenen Cocktailhäppchen. Als sie am Rand der Terrasse zu einer Steinbank gelangte, streckte sie den Kopf vor. Unter der Bank lag ein großes, interessantes Objekt, das sie vorsichtig beschnüffelte. Es bewegte sich nicht. Als sie versuchsweise hineinbiß, fühlte es sich angenehm weich an. Also hob sie das Ding auf und suchte sich einen Platz fernab von all dem Lärm und den Füßen, um es in aller Ruhe auseinanderzunehmen.
    Eine halbe Stunde später hielt es Harpers & Queen für angebracht, ihr Make-up zu überprüfen, und griff nach ihrer Tasche. Als ihr spitzer Schrei das Stimmengewirr durchdrang, eilte ein beunruhigter Simon herbei, der schon fast befürchtete, Billy Chandler habe sich mit einem aufgebrachten Ehemann angelegt.
    »Meine Tasche!« schrie Harpers & Queen. »Jemand hat meine Tasche gestohlen!«
    Simon verdrängte erneut jeden Gedanken an Essen und begleitete das aufgelöste Mädchen auf ihrer wilden Jagd durch die Lavendelbeete und die Gäste zum Swimmingpool. Während sie suchten, zählte Harpers & Queen in zunehmend hysterischem Tonfall den Inhalt ihrer Tasche auf. Jene Tasche enthielt wirklich ihr gesamtes Leben, und der Gedanke an den Verlust ihres Terminkalenders ließ sie in verzweifeltes Geheul ausbrechen. Simon, dessen Magen knurrte und der wieder unter Kopfschmerzen litt, war nicht in der Stimmung, sich Jean-Louis’ Theorie anzuhören, wonach die Tasche wahrscheinlich schon jenseits der italienischen Grenze war, so schnell wie die hiesigen Räuber zu Werke gingen. Beh oui.
    Da eilte einer von den Werbeleuten mit vor der Brust baumelnder Sonnenbrille auf Simon zu.
    »Alles klar, wir haben sie gefunden.«
    Simons Kopfschmerzen ließen ein wenig nach. »Na, Gott sei Dank. Wo ist sie?«
    »Unter diesem großen Tisch im Restaurant.«
    Harpers & Queen fiel vor Erleichterung beinahe in Ohnmacht, doch kurz darauf geriet sie erneut in Panik. Womöglich hatte jemand die Tasche geleert, ihr ihr Leben gestohlen, vielleicht sogar ihren Terminkalender, in dem sie jahrelang und unter größten Mühen private Telefonnummern gesammelt hatte. Einen düsteren Augenblick lang sah sie sich mit ihrem gesellschaftlichen Ruin konfrontiert.
    »Nein, nein, nein«, versuchte sie der Werbetyp zu beruhigen. »Ich glaube nicht, daß etwas fehlt. Jedenfalls nicht direkt.«
    Als sie zu dem langen Büfettisch hasteten, fanden sie ihn umringt von einer kleinen Gruppe Menschen, die davor kauerten und scheinbar auf die Zipfel des Tischtuchs einredeten. Einer von ihnen sah auf. »Wir haben es mit Lachsmousse und Quiche versucht, aber das hat sie nicht interessiert.«
    Simon und Harpers & Queen spähten auf allen vieren unter den Tisch. Dort erwiderte Mrs. Gibbons ihren Blick und kräuselte ihre rosafarbenen Lippen, an denen die blauen Fetzen eines britischen Passes klebten. Sie gab ein kurzes Knurren von sich, ehe sie ihr Zerstörungswerk an einem Tampon fortsetzte.
    »O Gott!« stieß Harpers & Queen aus.
    »O Scheiße«, sagte Simon. »Wo ist

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