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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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das.
    Der General verhielt sich wie immer, lächelte den Gästen zu und öffnete Weinflaschen, schaute aber zwischendurch immer wieder auf die Uhr und warf seiner Frau verstohlene Blicke zu. Sie hatte die Sache nicht gerade mit Begeisterung aufgenommen, arme alte Mathilde, und hinter ihrer unbeweglichen Miene verbargen sich Wut und Traurigkeit, ja beinahe Verzweiflung. Damals hatte sie genauso ausgesehen. Er hatte ihr erklärt, daß er so etwas brauche, daß er nicht bis zu seinem sechzigsten Lebensjahr als besserer Kellner herumlaufen wollte, obwohl er den eigentlichen Grund, den Nervenkitzel, den er dabei empfand, verheimlicht hatte. Sie hätte das nicht verstanden. Nervös und mit ein wenig schlechtem Gewissen sah er erneut auf seine Armbanduhr. Mittlerweile müßten sie an Ort und Stelle sein.
     
    An Wochenenden war Isle-sur-Sorgue für Parkplatzsuchende ein wahrer Alptraum, aber dieser Abend war der schlimmste im ganzen Jahr. Borel mußte durch die ganze Stadt fahren, bis er endlich einen Platz gegenüber dem Lager des Antiquitätenhändlers fand. Hier konnten sie den Lastwagen unbesorgt stehen lassen, bis sie ihn am Montag wieder abholen würden.
    Die Männer stiegen aus, streckten sich und gähnten vor Nervosität.
    »So«, sagte Jojo, »da wären wir also. Schönes Wetter für ein kleines Bad im Fluß, nicht?« Er tastete nach dem Schlüssel, der um seinen Hals hing. »Dann sehen wir mal, ob der General schon da war. Fernand, gib mir eine von den Tüten.« Fernand reichte ihm die schwerere von den beiden Einkaufstüten, in der sich die Taschenlampen, die kurzen Brechstangen und der Vorschlaghammer mit dem abgesägten Griff befanden. Sein Explosionswerkzeug, wie er es nannte, trug er lieber selbst.
    Langsam machten sie sich auf den Weg, gaben sich alle Mühe, wie ein paar Freunde auszusehen, die wie andere auch an diesem heißen, stickigen Abend auf der Suche nach Unterhaltung waren. Als sie sich dem Ortszentrum näherten, ertönten rhythmische dumpfe Schläge aus der Mitte der Menschenansammlung, die die kleine place unmittelbar vor der Bank in Beschlag genommen hatte. Über die Köpfe der Menge hinweg konnten sie Lichter sehen — dunkelrote, grüne, rote, orangefarbene, eben die typischen Farben jeder fahrbaren Diskothek in Frankreich — , die mit den Schlägen eines schwitzenden Schlagzeugers an und aus gingen. Zwei junge Sängerinnen in hautengen, mit Pailletten bestickten schwarzen Trikots und mit scharlachroten Lippen stolzierten energisch auf der winzigen Bühne hin und her und heulten in die Mikrophone. Im Hintergrund gerieten die Gitarristen und der Keyboarder angesichts ihrer eigenen musikalischen Virtuosität in heftige Zuckungen und schüttelten Kopf und Becken, als bekämen sie gerade einen Stromschlag.
    » Putain! « meinte Bachir. »Was für ein Lärm.«
    »Was willst du? Eine halbe Stunde Ruhe, damit wir ungestört arbeiten können?« Fernand stieß Jojo an und mußte fast schreien, um sich bei dem elektronischen Gekreische einer mißhandelten Gitarre verständlich zu machen. »Wo haben sie das Feuerwerk aufgestellt?«
    Sie drängelten sich durch die Menge zur anderen Seite der place an der schmalen Brücke über den Fluß. Ein Dutzend Kähne mit flachem Boden, die jeweils in zehn Meter Abstand festgetäut waren, lagen am Ufer. Auf jedem Kahn befand sich ein Gerüst mit Feuerwerkskörpern und Feuerrädern, die von jungen Männern in T-Shirts mit dem offiziellen Festaufdruck bewacht wurden.
    »Um zwölf Uhr geht das ganze Zeug da in die Luft«, meinte Jojo. Er sah auf seine Uhr. »Los, weiter.«
    Das Gelände hinter der Bank lag in vollkommener Dunkelheit. Als sich ihre Augen daran gewöhnt hatten, konnten sie einige Umrisse erkennen — Bäume und dazwischen die buckligen Formen parkender Autos. Ein junges Pärchen, das in der Dunkelheit zu der von der place herübertönenden Musik tanzte, eilte in den Schutz des Lichtes davon, als es die sieben Männer auf sich zukommen sah.
    »Voilà«, meinte Jojo erleichtert. »Da ist er, wie er gesagt hat.« Der General hatte den Lieferwagen rückwärts ans Geländer herangefahren, direkt links neben dem glatten Rechteck aus Stahl, der Hintertür der Bank. Jojo sah sich um, nahm eine Taschenlampe aus dem Beutel, leuchtete damit in das Innere des Wagens und schnalzte leise mit der Zunge, als er darin die nebeneinanderstehenden Fahrräder sah.
    Aus dem dunklen Schatten einer Platane blickten sie auf den zehn Meter entfernten Fluß. Auf der

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