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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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gegenüberliegenden Seite eine Steinmauer. Dahinter die Straße, Straßenlaternen und Menschen.
    Jojo atmete tief durch. »Okay. Ich werde dort oben auf der Straße sein. Rührt euch nicht von der Stelle, bis ihr die Flamme von meinem Feuerzeug seht. Ich werde jedem einzelnen von euch ein Zeichen geben. Wenn ihr die Flamme nicht seht, heißt das, daß jemand kommt, also warten. Kapiert?«
    Jojo gab Bachir die Tüte und ging über die Brücke zurück, um gegenüber dem Kanaleingang Position zu beziehen. Er steckte sich eine Zigarette in den Mund, sprach im stillen ein Dankgebet für die Rockband, die den Dezibelrekord brechen zu wollen schien, und blickte die Straße hinauf und hinunter. Die Autos waren kein Problem. Nur Leute, die zu Fuß unterwegs waren, konnten über die Mauer sehen.
    Niemand. Er wandte sich um, zündete das Feuerzeug, sah, wie der erste ins Wasser glitt und in dem Kanal verschwand. Es mußte Fernand sein.
    Zwei Pärchen auf der anderen Straßenseite. Besser kein Risiko eingehen. Er sah auf die Uhr. Sie hatten noch jede Menge Zeit. Er beobachtete, wie die Pärchen die Straße überquerten und zur place gingen. Einer der Männer tätschelte seiner Freundin im Takt der Musik den dicken Hintern.
    Die Luft war wieder rein. Wieder flammte das Feuerzeug auf, wieder tauchte einer ins Wasser. Und dann der nächste. Heute waren offenbar alle im Auto unterwegs, dachte Jojo noch, bevor er erstarrte. Ein Renault 4 kam auf ihn zu und drosselte die Geschwindigkeit. Im Licht der Straßenlaterne sah Jojo die dunklen Gesichter von Fahrer und Beifahrer unter ihren Polizei kepis. Der Renault blieb stehen, und Jojo hatte plötzlich das Gefühl, als würde ihm der Brustkorb platzen, so pochte sein Herz.
    Der gendarme musterte Jojo mit dem typischen Polizistenblick — langsam von oben nach unten, kalt und mißtrauisch. Frag mich bloß nicht nach meinen Papieren, du Bastard. Laß mich in Ruhe. Er nickte dem gendarme zu. »Bonsoir.«
    Der gendarme wandte sich ab, und der Renault fuhr davon. Jojos Herz beruhigte sich wieder, als er ausatmete und die Schultern locker ließ. Er zündete sein Feuerzeug. Noch zwei, dann war er an der Reihe.
    Das Feuerzeug klickte ein weiteres Mal. Bald war es soweit, noch jede Menge Zeit, versuch, dich zu entspannen. Jojos Zigarette blieb an der Lippe kleben, als er versuchte, sie aus dem Mund zu nehmen.
    Es kam jemand, ein Mann, er war allein.
    Der Mann ging mit der übertriebenen Vorsicht auf Jojo zu, die Betrunkene an den Tag legen, wenn das Gehirn nicht mehr funktioniert und statt dessen der Instinkt auf den Plan tritt. Er fummelte in seinen Taschen herum, holte eine Zigarette heraus, blieb vor Jojo stehen und blies ihm seinen schalen pastis- Atem ins Gesicht.
    »Hast du Feuer?«
    Jojo schüttelte den Kopf.
    Der Betrunkene versuchte, sich an die Nase zu fassen, und griff daneben. »Komm schon. Du hast doch eine Zigarette in der Hand. Was hast du damit vor, willst du sie essen?«
    Aus einer Art Reflex heraus und in dem verzweifelten Versuch, ihn loszuwerden, zündete Jojo ihm die Zigarette an. Der Mann sah Jojo über die Schulter, und seine Augen weiteten sich. Er blinzelte. Jojo war genau zwei Sekunden zu spät zur Seite getreten, um ihm den Blick zu versperren.
    Der Betrunkene legte eine Hand auf Jojos Arm. »Unter uns, da unten ist jemand im Fluß.« Er nickte grinsend. »Wahrscheinlich will er was trinken.«
    »Nein«, sagte Jojo. »Da ist niemand.«
    Verdutzt sah ihn der Betrunkene an. »Nein?«
    »Nein.«
    »Na, dann war’s wohl ein verdammt großer Fisch.«
    Nachdem es Jojo gelungen war, den Betrunkenen auf die Brücke zu bugsieren, ließ er ihn dort stehen. Kopfschüttelnd starrte der Mann ins Wasser.
    Jojo zog sich wieder unter die Platane zurück, sah auf die Straße, bekreuzigte sich und trat dann rasch aus dem schützenden Schatten des Baumes hervor. Der Schock des kalten Wassers zwischen den Beinen, glitschige, kantige Steine unter den Füßen, dann der Sprung in die Schwärze des Kanals. »Schade«, meinte Jean, »daß du die Ratten nicht mehr zu Gesicht gekriegt hast.«
    Alle hockten in einer Reihe am Kanal. Fernand, der ganz hinten saß, reichte eine schwarze Plastikplane und eine Handvoll Maurereisen weiter. Jojo zog sich die Handschuhe an und klemmte die Plane mit Hilfe der Eisen in den Spalten zwischen den Steinen fest, so daß sie vor dem schwachen Lichtschein der Straßenlaternen abgeschirmt waren. Dann band er ein langes Seil an einem der Eisen fest.
    »Sagt Fernand,

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