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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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hören?«
    Atemgeräusche, das Quietschen von nassem Leder, als einer von ihnen seinen Fuß bewegte, ein schwacher platschender Laut, wenn Wassertropfen auf den Teppich fielen, sonst nichts. Sie befanden sich in einem akustischen Vakuum.
    »Nun mach schon«, sagte Jean, »jag endlich die verdammten Dinger in die Luft.«
     
    Der General wußte, daß Mathilde, die mit abgewandtem Gesicht neben ihm lag, wach war, aber sie bewegte sich nicht, als er die Beine aus dem Bett schwang und aufstand. Er war vollständig angezogen, bis auf die Schuhe, und stöhnte, als er sich nach ihnen bückte. Sein Nacken spielte mal wieder verrückt, er war ganz steif vor Anspannung.
    »Ich bin bald zurück.«
    Die Gestalt, die in der Dunkelheit zusammengekauert dalag, antwortete nicht. Der General seufzte und ging nach unten.
     
    Um drei Uhr morgens hatte sich endlich nächtliche Stille über Isle-sur-Sorgue ausgebreitet. Der General stieg aus seinem Auto und zog sich die Handschuhe an, während er zum Lieferwagen hinüberging. Die Luft war kühl und frisch. Er konnte den Fluß riechen und hörte, wie das leise Wispern des Wassers dort, wo der Fluß das Wehr hinabstürzte, in ein Rauschen überging. Er entriegelte die hintere Tür und holte die Räder heraus, prüfte noch einmal die Reifen und stellte sie dann an das Geländer. Er zog die schwere Kette zwischen den Rahmen hindurch und ließ das Vorhängeschloß zuschnappen. Dann blieb er einen Moment lang vor der Stahltür stehen und dachte daran, wie es ihnen da drinnen, zwei Meter von ihm entfernt, wohl erging.
    Fernand lachte, als er den Inhalt eines großen festen Umschlags durchsah. »Das hier lassen wir für die flics da. Das wird sie von den Parksündern ablenken.« Die anderen sammelten sich um ihn und ließen die Polaroidfotos herumgehen: ein Mädchen, nackt bis auf ein Paar Stiefel und eine Maske und mit gelangweiltem Gesichtsausdruck; ein dickleibiger, aufgedunsener Mann um die Vierzig, der mit einem zufriedenen, etwas blöden Grinsen sein erigiertes Glied präsentierte; weitere nackte Mädchen, die Peitschen schwingend und Zähne fletschend in die Kamera blickten.
    »Freundinnen von dir, Jojo?«
    Jojo starrte auf das Foto einer älteren, sehr großen Frau, die ausgefallene Reizwäsche aus Leder trug. Einen kurzen, aber erregenden Augenblick lang sah er Madame Pons in der gleichen Kleidung vor sich. »Ich wollte, diese hier wäre es«, meinte er. »Seht euch nur an, was das für ein Prachtweib ist.« Er stöberte die anderen Fotos durch und hielt plötzlich inne, als er auf einen Mann mittleren Alters stieß, der angestrengt die Stirn runzelte und ihm irgendwie bekannt vorkam. »Den habe ich schon mal gesehen, in dem Hotel, an dem wir gearbeitet haben. He, Claude — kennst du den hier?«
    Der lange Kerl blickte Jojo über die Schulter. »Klar.« Er nickte lachend. »Das ist doch der Engländer von der Weihnachtsfeier, der angeblich Journalist ist.« Er nahm Jojo das Foto ab und betrachtete es eingehend. »Warum hat er denn noch seine Socken an?«
    Es waren schon über drei Stunden vergangen, das einzig Aufregende war die Reihe kleiner Explosionen gewesen, und mittlerweile hatten sich die Männer entspannt. Sämtliche Fächer waren geöffnet, und alles, was sie von dem Inhalt für wertvoll hielten, lag aufgetürmt auf dem Tisch: ein paar kostbare Juwelen, zwei Leinensäckchen, prallvoll mit Goldmünzen, und Bargeld — Berge von Banknoten, zusammengeheftet, in Umschläge gestopft, aufgerollt oder mit dicken Gummibändern zusammengebunden, französische Francs, Schweizer Franken, Deutsche Mark, Dollars. Keiner von ihnen hatte jemals so viel Geld auf einem Haufen gesehen, und jedesmal, wenn sie am Tisch vorbeigingen, konnten sie der Versuchung nicht widerstehen, es anzufassen.
    Der Boden war übersät mit leeren Schachteln, Umschlägen und Dokumenten — Besitzurkunden und Aktienzertifikate, Testamente, Liebesbriefe und Kontoauszüge von Schweizer Banken. Die Polizei würde ein paar aufregende Stunden verbringen, wenn sie die persönlichen und bisweilen auch illegalen Geschäfte der Bankkunden durchforstete. Der Direktor der Bank, der ordentliche und gewissenhafte Monsieur Millet, würde wahrscheinlich seinen Job verlieren oder in eine Filiale in Gabun versetzt werden. Die Firma, die die todsichere Alarmanlage installiert hatte, würde zweifellos verklagt werden und bluten müssen, und die Versicherung würde, wie alle Versicherungen mit einem guten Management, irgendeine Klausel

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