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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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herausgetreten, verschwand aber sofort wieder mit einer neuen Flasche Wein und einer Kerze. Caroline, deren Kleid schmutzig geworden und deren Frisur durch den Regen etwas aus den Fugen geraten war, befand sich in einer griesgrämigen Stimmung. Boone, ein Bier in der einen und sein Buch mit französischen Redewendungen in der anderen Fland, nahm seinen Sprachunterricht mit Françoise wieder auf. Die Gäste wurden mit Gratisdrinks versorgt, und die meisten gerieten rasch in jene gute Stimmung, die einen nach einer glücklich überstandenen kleinen Katastrophe befällt.
    Simon und Nicole saßen an der Bar und brüteten über einem Haufen Rechnungen, als Caroline auftauchte; ihr Seidenkleid war klatschnaß, und ihr Gesicht bleich vor Ärger.
    »Simon, ich muß mit dir sprechen.«
    »Ja, bitte.«
    »Jonathans Auto ist völlig durchweicht. Er hat das Dach offengelassen.«
    Simon seufzte und rieb sich die Augen. Der Tag war lang und anstrengend gewesen, und es würde noch Stunden dauern, bis er schlafen gehen konnte. »Ich werde euch ein Taxi rufen lassen.«
    Caroline hatte keine Lust auf Taxis. »Ich hatte gehofft, du würdest uns anbieten, uns in deinem Wagen nach Gordes zurückzufahren, aber ich fürchte, das ist zuviel verlangt.« Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und unter ihrem am Körper klebenden Kleid zeichneten sich die Umrisse ihrer Brust ab.
    »Wunderbar!« Onkel William torkelte um die Bar herum und versuchte verzweifelt, seinen Blick auf die Dame gerichtet zu halten. »Wenn ich nur zwanzig Jahre jünger wäre!« Er blieb vor Caroline stehen und beugte sich mit strahlendem Lächeln zu ihr hin. »Ich spreche zu Ihnen als ein Künstler, junge Dame, als ein Erforscher der Schönheit, und ich kann Ihnen versichern, daß ich kaum einen Busen gesehen habe, der sich mit Ihrem vorzüglich ausgerichteten Oberdeck vergleichen ließe. Würden Sie mir für ein Gemälde zur Verfügung stehen?«
    Caroline erstarrte vor Verachtung.
    »Vorzugsweise nackt natürlich«, fuhr Onkel William unbeirrt fort. »Ich stelle mir Sie in einer schattigen Laube vor, Licht und Schatten spielen auf Ihren Rundungen und in jeder Falte Ihrer Haut. Wie sind Ihre Falten, meine Liebe? Trinken Sie ein Gläschen mit mir.« Er schwankte und hielt ihr ein großes, mit Cognac gefülltes Glas hin.
    Simon prustete vor Lachen. Caroline starrte ihn an. »Du hältst diesen widerlichen alten Mann wohl für lustig.« Sie drehte sich um und stakste davon, wobei sie ärgerlich nach Jonathan rief.
    »Und genau die richtigen Pobacken, wie ich sehe«, sagte Onkel William laut und bewundernd. »Was für strahlende kleine Schönheiten sie doch sind. Schau mal, wie...«
    »Willy!« Simon nahm Onkel William das Glas aus der Hand. »Ich glaube, es ist Zeit, ins Bett zu gehen.«
    »Hab gar nichts dagegen, mein Junge. In welchem Zimmer ist sie denn?«
    Simon schüttelte den Kopf und wandte sich an Nicole. »Paß du auf, daß er keine Leute belästigt. Ich widme mich inzwischen dem glücklichen Paar.«
    Er holte eine Taschenlampe und einen Schirm aus dem Rezeptionsbüro. Caroline wartete am Eingang und spähte hinaus in die schwarze Nacht. Es regnete immer noch in Strömen. Simon richtete die brennende Taschenlampe auf den Parkplatz, wo Jonathan mit dem halbgeschlossenen Verdeck des Porsche kämpfte.
    »Das blöde Ding ist eingeklemmt«, sagte Caroline. »Kannst du nicht etwas tun?«
    Zehn Minuten später klemmte das Verdeck immer noch, und die beiden Männer, die tropfnaß geworden waren, gaben auf. Simon rief ein Taxi. Caroline verlangte Handtücher, um sich darauf zu setzen, und fragte Jonathan vorwurfsvoll, wie er so dumm sein konnte, das Verdeck offenzulassen. Der übellaunige Monolog würde nun den ganzen Weg bis nach Gordes so weitergehen, das wußte Simon aus eigener Erfahrung. Er erinnerte sich an Carolines Hartnäckigkeit, wenn sie sich über irgend etwas beschwerte, und sah mit einem echten Gefühl der Erleichterung dem Wagen nach, dessen Rücklichter den Hügel hinunter verschwanden. Alles, was ich jetzt brauche, sagte er zu sich, ist elektrischer Strom, eine heiße Dusche und zwölf Stunden Schlaf. Dann bin ich gewappnet, um einen weiteren Tag die Freuden des Hotelbetriebs zu genießen. Und als er allein und klatschnaß an der Rezeption stand, dachte er wehmütig an Knightsbridge und an die Madison Avenue zurück.

21
     
     
     
     
     
    J ojo überprüfte zum letzten Mal die Sammlung aus verschiedenen Gegenständen, die auf seinem schmalen

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