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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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ich gleichzeitig in zwei Mannschaften spiele.«
    Simon sah Jordan vor sich, wie er mit je einem Poloschläger in der Hand Sitzungen leitete.
    »Verstehe.« Simon konzedierte ihm die süße Pille. »Das Vernünftigste wäre, wenn Sie vorübergehend hier einziehen würden.«
    Zwar schützte Jordan vor, erst noch über die enorme Unbequemlichkeit nachsinnen zu müssen, die ein Umzug von knapp zehn Metern über den Flur mit sich brachte, doch dann schenkte er Simon den aufrichtigen Blick unter gefurchten Augenbrauen, der bei den Kunden so prächtig funktionierte.
    »Wäre vielleicht besser, alter Knabe. Wäre vielleicht besser. Überzeugender für die Truppe.«
    »Lassen Sie sie spüren, daß Sie die Zügel fest in der Hand haben«, ermunterte ihn Simon.
    »Meine Rede. Sie haben nie daran gedacht zu reiten, oder? Ein Mordsvergnügen. Großartige Viecher, diese Pferde.«
    »Sie wissen ja, was Oscar Wilde über Pferde gesagt hat, nicht wahr? >Gefährlich an beiden Enden, und unbequem in der Mitte.< Ich stimme mit ihm ziemlich überein.«
    »Sie wissen gar nicht, was Ihnen entgeht, alter Knabe.« Jordan entfaltete sich wieder zu seiner ganzen Länge, stand auf, streckte die Arme und zupfte seine Manschetten zurecht. »Ich geh’ dann wohl besser. Bis Sie heute abend das Feld räumen, hab’ ich die Sache klar.«
    Simon hörte noch, wie er nebenan zu Liz sagte: »... die Stellung halten, solange Simon nicht da ist... mit Susan zusammenarbeiten... alle Sitzungen wahrscheinlich hier.«
    Nun gibt es einen glücklichen Menschen mehr auf der Welt, dachte Simon. Den Rest des Tages verbrachte er am Telefon.
     
    Am späten Nachmittag des folgenden Tages traf er in Paris ein und fand im Lancaster eine Nachricht vor: Monsieur Murat erwarte ihn um acht Uhr im Chez L’Ami Louis. Ein guter Ferienbeginn. Das Chez L’Ami Louis war Simons Lieblingsrestaurant in Paris, und er mußte dort nicht einmal Krawatte tragen. Während er sich duschte und umzog, entschloß er sich, zu Fuß nach Saint Germain zu schlendern und im Deux Magots etwas zu trinken.
    Er hatte ganz vergessen, was für eine zauberhafte Stadt Paris war. Im Vergleich zu London wirkte sie wunderbar sauber, ohne Müllsäcke am Straßenrand, ohne diese Schilder überall mit der Aufschrift »Zu verkaufen.« Am Pont-Neuf hielt er inne und sah über den Fluß zurück auf den Louvre. Der Dunst hatte eine bläuliche Färbung, durchsetzt mit Lichttupfern von Fenstern und Straßenlaternen, und einen Augenblick lang bedauerte er, daß er zum Essen verabredet war. So sehr er Murat auch mochte, einen solchen Abend sollte man mit einem hübschen Mädchen verbringen.
    Das Deux Magots war überfüllt wie immer, die Kellner hochnäsig wie immer, die Mienen der Gäste verdrossen wie immer. Auch in diesem Herbst trugen die Mädchen Schwarz, mit kunstvoll zerzausten langen Haaren und blassen Gesichtern über zu großen Lederjacken und mit den schweren flachen Schuhen an den Füßen, die Simon nicht ausstehen konnte — selbst die anmutigsten Beine wirkten in diesen Tretern klobig. Warum wollten sie nur alle gleich aussehen?
    Er zündete, sich eine Zigarre an und bestellte einen Kir. Es tat gut, wieder in Frankreich zu sein, gut, wieder französische Laute zu hören. Simon war überrascht, wie viel er verstand. Es war schon lange her, mehr als zwanzig Jahre, daß er sechs Monate als Kellner in Nizza gearbeitet hatte. Damals hatte er fließend Französisch gesprochen, oder zumindest gut genug, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und er war froh, daß etwas davon hängengeblieben war.
    In der Ecke versuchte ein japanisches Paar bei einem Ober zu bestellen, der vor den Fremden das beliebte Pariser Spiel des totalen Nichtverstehens aufführte.
    »Skosch.« Der Japaner hielt zwei Finger hoch. »Skosch.«
    » Comment?«
    »Skosch.«
    Der Ober zuckte die Achseln. Der Japaner nahm die kleine Speisekarte in die Hand, schlug sie auf und deutete auf die Mitte. »Skosch.«
    Worauf der Ober geruhte, einen Blick hineinzuwerfen, und seufzte. »Non«, erwiderte er. »Whisky.«
    »Hai, hai. Whisky. Skosch Whisky.«
    »Deux?«
    Erleichtert grinste der Japaner und nickte, während sich der Ober zwischen den Tischen hindurch in Richtung Bar schlängelte, zufrieden, daß er seine Autorität wieder einmal hatte untermauern können.
    Der Kir machte Simon Appetit, und er überlegte, ob es wohl noch zu früh im Jahr für die wilden cèpes war, die jeden Herbst kurz einmal auf der Karte des L’Ami Louis

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