Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
eines seidenen Brusttuchs; die schwarzen Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Sein mausgraues Haar war straff zurückgekämmt und nur über den Ohren gewellt. Simon fiel auf, daß er auf seinen Wangenknochen kleine Haarbüschel stehen ließ, was ihm das Aussehen eines pensionierten Marineoffiziers und einen homophilen Touch verlieh. Ein Engländer, wie er im Buche stand.
    Simon ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
    »Kommen Sie rein, Nigel, nur keine Scheu. Tut mir leid, daß ich den Termin gestern abend absagen mußte, aber ich hatte einen wirklich gräßlichen Tag. Ich war einfach nicht in der Stimmung dazu. Nehmen Sie sich noch einen Kaffee. Eine Zigarre vielleicht? Nun sagen Sie schon, daß Sie mir verziehen haben.«
    Jordan klappte seinen schlaksigen Körper zusammen, sank auf eine Couch und stellte die Tasse ab, um seine Manschetten zurechtzuzupfen und sein Haar zurückzustreichen.
    »Um mich geht es doch gar nicht, Simon«, erwiderte er. Seine Stimme klang, als schnüre ihm der Hemdkragen die Kehle zu. »Aber die anderen fragen sich schon, ob es den Vorstand überhaupt noch gibt. Drei Sitzungen hintereinander abgesagt. Die Hahnenkämme sind geschwollen, das kann ich Ihnen sagen.«
    Simon konnte sich gut vorstellen, wessen Kamm am meisten angeschwollen war. »Irgend jemand Bestimmtes? Jemand, bei dem ich vielleicht mal vorbeischauen sollte?«
    Jordan brachte ein goldenes Zigarettenetui zum Vorschein und wählte bedächtig eine Zigarette. Dann zog er ein goldenes Feuerzeug aus der Westentasche. Die Flamme ließ seinen schweren goldenen Siegelring und seine goldenen Manschettenknöpfe aufglänzen. Der Mann führt ja einen ganzen Juwelierladen spazieren, schoß es Simon durch den Kopf.
    »Dieses Mal werde ich sie wohl noch in den Griff bekommen, Simon. Bei einem Drink am Feierabend vielleicht und mit ein paar beruhigenden Worten bei einem Whisky. Warum überlassen Sie es nicht einfach mir?«
    Simon bemühte sich um eine angemessen dankbare Miene. »Wenn es Ihnen nicht zuviel wird.«
    »Lassen Sie’s gut sein.« Jordan blies ein Rauchwölkchen in die Luft. Seine einstudierte, selbstgefällige Art zu rauchen weckte in Simon immer wieder den Impuls, ihm einmal eine explodierende Zigarette unterzujubeln. »Ich bin zur Zeit wahrscheinlich in engerer Tuchfühlung mit der Truppe als Sie. Was persönliche Probleme und so angeht. Würde Sie ja auch nur von der Geschäftsführung abhalten.«
    Jordan legte seine Theorien zum Management stets bereitwillig und in großer Ausführlichkeit dar, wann immer er einen Gesprächspartner hatte, den er als gleichwertig erachtete. Simon hatte es schon hundertmal gehört.
    »Genau darüber wollte ich mit Ihnen reden.« Da Jordan eine Enthüllung vermutete, beugte er sich vor, und Simons Tonfall wurde vertraulich. »Tatsache ist, daß ich wirklich mal eine Pause brauchen könnte. Die letzten paar Monate waren ziemlich hart.«
    Verständnisvoll nickte Jordan. »Ja, wirklich schlimm, so eine Scheidung.«
    »Nun, ich werde darüber hinwegkommen, aber einmal ein paar Tage aus der Schußlinie zu sein, würde mir ziemlich guttun. Und da habe ich mich gefragt, ob Sie für eine Woche oder so für mich einspringen könnten. Ich bitte Sie nicht gerne um diesen Gefallen. Sie haben schon genug um die Ohren, weiß der Himmel. Aber ich würde auf glühenden Kohlen sitzen, wenn ich nicht hundertprozentig sicher sein könnte, daß keine Katastrophe passiert.«
    Jordan tat sein Bestes, seinen Stolz zu verbergen.
    »Am liebsten würde ich schon morgen aufbrechen«, fuhr Simon fort, »aber das hängt natürlich ganz davon ab, wie Sie gebunden sind. Verdammt wenig Zeit, sich darauf einzustellen, ich weiß, aber so, wie ich mich fühle, will ich es nicht auf die lange Bank schieben.«
    »Morgen?« Jordan runzelte die Stirn, während er die Bürde seiner Verpflichtungen erwog. »Ich müßte ein paar Sitzungen verschieben. Mein Terminkalender ist die nächsten Tage ziemlich voll.«
    Simon hatte bereits vorher einen kurzen Blick auf Jordans Terminkalender geworfen. Ein ganzer Tag war durchgestrichen gewesen, darunter hatte schlicht »Cotswolds« gestanden. In dieser Gegend von England gab es keine Kunden. Aber dafür massenhaft Pferde.
    »Nun, wenn es zu viele...«
    Abwehrend hob Jordan die Hand. »Ich werde es schon irgendwie deichseln.« Dann legte er wieder die Stirn in Falten. »Aber vielleicht muß ich mir Liz ausborgen. Susan ist zwar schrecklich tüchtig, aber möglicherweise wird es ihr zuviel, wenn

Weitere Kostenlose Bücher