Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
nachging. Es war sehr lange her, daß sie sich gesehen hatten.
    Emma wohnte in einer Straße hinter Harrods in einem der Backsteinhäuser, die so solide und arrogant wirkten wie die Viktorianer, die sie erbaut hatten. Nicole fand einen Parkplatz zwischen zwei Range Rovern und fragte sich, warum jemand, der mitten in London wohnte, ein Auto brauchte, mit dem man die Wüste bezwingen konnte. Sie trug ihre Taschen die Marmorstufen hinauf, drückte auf den Knopf neben der Mahagonitür und schreckte zurück, als aus der Klingelanlage ein Willkommensschrei ertönte.
    Emma erwartete sie an der Wohnungstür, eine kleine, aufgeputzte Frau mit prächtigen Ohrringen. Ihr Haar, das mit jedem neuen In-Friseur die Farbe wechselte, war heute gelbbraun und mit blonden Strähnen durchsetzt. Die beiden Frauen küßten sich gegenseitig lachend auf die Wangen. »Schön, dich zu sehen, Liebes, und immer noch bronzée. Mein Gott, da komme ich mir ja vor wie ein blasses Mauerblümchen.«
    Sie hielten sich auf Armeslänge, um sich gegenseitig — nach drei Jahren war das absolut notwendig — zu begutachten.
    »Du siehst wunderbar aus, Emma. Dein Haar gefällt mir.«
    »Ich war bei Bruno am Beauchamp Place — ein richtiger Goldschatz und schrecklich indiskret. Weißt du, sie sehen all die Narben vom Gesichtsliften, diese Friseure. Du wärst erstaunt, wenn du wüßtest, wer alles welche hat. Aber komm doch erst mal rein.«
    Die Wohnung war hell, die Räume hoch und gediegen ausgestattet und möbliert. Was immer Julian in Brüssel machte, dachte Nicole, es schien gut bezahlt zu sein. »Wie geht es Julian?« fragte sie.
    Emma füllte zwei Gläser mit Wein. »Langweilt sich entsetzlich bei der EG und ärgert sich ziemlich über die Franzosen, die anscheinend die ganze Zeit entweder Schwierigkeiten machen oder zu Mittag essen. Am liebsten wäre es mir, er gäbe das auf, aber natürlich brauchen wir das Geld. Ein Jammer. Auf dein Wohl, Schätzchen.«
    Sie setzten sich auf breite, mit ausgeblichenem Chintz bezogene Lehnstühle einander gegenüber. »Also los«, meinte Emma, »ich möchte alles über den neuen Mann wissen. Hat er ein Funkeln in den Augen?«
    Nicole lächelte und zuckte die Achseln. »Hm, vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich habe ihn erst zweimal gesehen. Das mit dem Auto war wohl ein glücklicher Zufall — eine gute Gelegenheit, herüberzukommen und dich zu besuchen.«
    Emma hob herausfordernd den Kopf. »Das ist lieb von dir, mein Schatz, aber ich glaube dir kein Wort. Wann triffst du ihn?«
    »Ich muß ihn im Büro anrufen.« Sie suchte in ihrer Tasche nach der Karte, die Simon ihr gegeben hatte. »Irgendwo in Knightsbridge.«
    »Dort drüben steht das Telefon, Liebes, du wirst ihn jetzt anrufen, und ich tue so, als ob ich nicht zuhören würde.«.
    Liz war am Apparat und berichtete Nicole, daß Mr. Shaw leider mit einem Kunden zum Mittagessen gegangen sei. Aber er habe eine Nachricht hinterlassen. Ob Nicole mit ihm in der Rutland Gate etwas trinken und anschließend mit ihm zu Abend essen könne? Ja? Gut, er wird erfreut sein. Er ist Ihnen schrecklich dankbar wegen des Wagens. Also dann, gegen sechs Uhr dreißig?
    Als Nicole zurückkam und sich hinsetzte, musterte Emma ihr Gesicht. »Ich habe das Gefühl, daß ich heute abend allein an meinen Fischstäbchen nagen werde.«
    Nicole versuchte, eine schuldbewußte Miene aufzusetzen. »Es gefällt mir gar nicht, dich gleich am ersten Abend allein zu lassen.«
    »Unsinn, Schätzchen. Ich sehe dir doch an, daß du schon zitterst vor Vorfreude. Also, was wirst du anziehen? Soll ich dir ein Paar Ohrringe leihen?«
     
    Nicole brauchte fünf Minuten bis zur Rutland Gate und zwanzig Minuten, um einen Parkplatz zu finden. Sie sah auf die Uhr, während sie über das Pflaster ging, das ganz schlüpfrig vom Laub und mit gefährlichen Haufen von den Nachbarhunden übersät war. Gott, diese Engländer mit ihren Hunden. Sie fragte sich, ob Simon auch einen hatte. Es war kurz nach sieben, als sie läutete. Sie schob ihr Haar zurück und spürte, wie eine angenehme Erregung sie durchströmte.
    Die Tür wurde von Ernest geöffnet, ordentlich gekleidet mit dunkelgrauem Anzug und rosafarbenem Hemd. Er hob die Augenbrauen, als ob er überrascht wäre, jemanden vor der Tür anzutreffen. »Guten Abend«, sagte er. »Sie sind sicher Madame Bouvier.«
    Nicole nickte lächelnd.
    »Bitte.« Ernest trat zur Seite, um sie hineinzulassen, und folgte ihr durch die Diele. Sie spürte Ernests prüfenden Blick in

Weitere Kostenlose Bücher