Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
Vom Netzwerk:
spürte. »Leider habe ich eine Menge Zeug dabei«, erklärte er. »Ern hat mir eine riesige Einkaufsliste geschickt. Wie geht es ihm?«
    »Er ist glücklich. Und sehr aufgeregt. Er kocht heute abend für uns. Ich habe ihn zu Richerenches geschickt, um Trüffel zu kaufen.«
    Während sie in die Berge fuhren, erstattete Nicole Bericht über die Fortschritte beim Bau. Er werde sehen, daß sich schon viel geändert habe: Der Swimmingpool war beinahe fertig, die Terrassen waren geräumt und alle Vorbereitungen für die Party getroffen. Ernest hatte im Dorf ein kleines Haus zur Miete gefunden. Blanc war optimistisch, die Dorfbewohner neugierig, aber freundlich.
    »Und was ist mit Crouch?«
    Nicole verzog das Gesicht, im Zwielicht sah es aus, als ob sie einen unangenehmen Geruch wahrgenommen hätte. »Ich habe ihm eine Einladung geschickt. Er ist zur gendarmerie gekommen und hat Fragen gestellt, aber Blanc hat ihm nichts verraten. Er ist vaseux, weißt du? Was hat Ernest gesagt? Schmierig. Ist das korrekt?«
    »Wahrscheinlich. Wir werden es morgen feststellen.« Simon legte eine Hand auf Nicoles Oberschenkel und drückte sanft zu. »Ich habe dich vermißt.«
    Als sie den Hügel hinauffuhren, stellte Simon fest, daß das Dorf bereits für die Feiertage geschmückt war. Beide Kirchen waren angestrahlt, und zwischen zwei Platanen baumelte eine bunte Lichterkette, die allen Joyeuses Fêtes wünschte. Der Metzger und der Bäcker hatten Champagnerflaschen ins Schaufenster gestellt, und ein Plakat an der Tür des Cafés kündigte eine große Weihnachtslotterie an. Der erste Preis war ein Mikrowellenherd, der zweite eine Lammkeule aus Sisteron, und als Trostpreise winkten nombreuses bouteilles.
    Simon stieg aus dem Wagen und blickte in den weiten kalten Himmel hinauf. Er sog die klare Luft und den Geruch von Holz ein. Hier würde er sich schnell zu Hause fühlen. Nicole musterte ihn, während er sich umblickte.
    »Glücklich?«
    »Es ist wunderbar.« Er stützte die Ellbogen auf das Autodach. Durch den Hauch seines Atems schimmerten die Lichter des Cafés. Als ein Mann herauskam, drang ein Schwall von Gelächter durch die offene Tür nach draußen. »Ich wüßte nicht, wo ich lieber wäre, besonders an Weihnachten.« Ihn fröstelte, und er richtete sich wieder auf. »Geh du schon voraus. Ich trage die Taschen hinein.«
    Das Haus, das Simon nun schon vertraut war, war warm und voller Musik. Ernest übte eine Puccinipassage, und die Stimme Mirella Frenis drang klar und rein durch den Raum. Simon stapelte seine Taschen im Vorraum auf und ging in die Küche. Er schnupperte, um etwas von dem Wildgeruch der Trüffel zu erhaschen, und nahm lächelnd das Glas entgegen, das Ernest, adrett gekleidet mit einem dunkelblauen Pullover und einer Freizeithose, ihm reichte.
    »Wie geht es Ihnen, Ern? Leben Sie noch?«
    »Ausgezeichnet, mein Lieber. In den letzten Tagen war hier sehr viel los. Ich glaube, es wird Ihnen gefallen. Und wie geht es Ihnen? Ich möchte alles über die Firmenfeier wissen. Nichts als Trunkenheit und Zügellosigkeit, nehme ich an. Ich hoffe, gewisse Leute haben sich selbst in Verruf gebracht.« Er hob sein Glas. »Willkommen daheim.«
    Nicole kam die Treppe herunter und schloß sich ihrer fröhlichen Unterhaltung an. Sie versuchte, dem Tratsch über die Agentur zu folgen, und fragte sich, ob Simon nicht all das vermissen würde, wenn er eines Tages in der ruhigen, abgeschlossenen Welt des Dorfes lebte.
    »...und dann«, sagte Simon, »kam Jordans Frau, um ihn abzuholen, während er sich gerade im Konferenzraum mit Valerie vom Art Department vergnügte.«
    »Das Riesenweib mit dem Hintern?«
    »Genau die. Also mußte sich die Gattin in meinem Büro mit einer Ausgabe von Horse and Hound beschäftigen, während ich loszog, um ihn zu suchen.« Simon machte eine Pause und trank einen Schluck. »Das war übrigens das erste Mal, daß ich ihn mit offener Weste gesehen habe.«
    Ernest schüttelte sich ausgiebig. »Hören Sie auf, Bester. Ich kann mir das ganze erbärmliche Schauspiel auch so vorstellen.«
    Simon wandte sich Nicole zu. »Entschuldige bitte — das ist nicht besonders interessant, wenn man die Leute nicht kennt. Keine weiteren Berichte über gesellschaftliche Ereignisse in London, ich verspreche es.«
    Nicole sah ein wenig irritiert aus. »Warum sind sie denn nicht in ein Hotel gegangen?«
    »Ah«, meinte Simon, »das hätte vielleicht ein Franzose getan, aber bei englischen Firmenfeiern gehört das zur Tradition —

Weitere Kostenlose Bücher