Hotel Transylvania
Ich vertraue darauf, dass du sie bereit hältst. Du wirst das schwere Gespann einschirren müssen, denn wir werden weit und schnell reisen müssen, wenn uns die Flucht gelingen soll.«
»Aber wohin?«
»Wir reisen nach England. Mein Freund Mer-Herbeux hat einige Depeschen für mich, die ich für ihn nach London bringen soll, natürlich in aller Verschwiegenheit. Über meine plötzliche Abreise wird sich niemand wundern. Und damit bringen wir zwei Dinge zur gleichen Zeit zustande.«
»Wer wird mit Euch gehen?«, fragte Hercule und dachte an die Straße nach Calais. »Ich werde unterwegs einen Wechsel der Pferde vorbereiten müssen, und ich weiß nicht, wie viele mit Euch reisen werden. Oder reist Ihr allein?«
»Nicht allein, denke ich«, sagte Saint-Germain langsam. »Roger kommt mir in der zweiten Kutsche nach, aber das bekümmert weder mich noch dich. Vielleicht nehme ich noch einen oder zwei von den Zauberern mit, die unter uns im Keller arbeiten. Es wäre nicht klug, wenn sie hier verweilten.«
Hercule nickte, als er an die kaltblütige Raserei Saint Sebastiens dachte. Alle, die zurückblieben, würden in großer Gefahr schweben. »Ich werde sie fahren«, sagte er.
»Gut. Roger wird dir sagen, wo die Kutsche mit uns zusammentreffen soll, und zu welcher Stunde. Du wirst Rogers Anweisungen aufs Wort folgen. Er spricht für mich und mit meiner Vollmacht.« Er zögerte und fuhr dann fort: »Ich gebe dir den speziellen Auftrag, ganz sicher zu gehen, dass eine frische Schicht Erde unter die Bodenbretter der Kutsche gelegt wird. Du wirst die entsprechende Erde in einer bestimmten Kiste in den Stallungen finden. Roger wird sie dir zeigen. Gehe sicher, dass die Erde unter den Bodenbrettern ausgelegt wird, bevor du losfährst. Das ist äußerst wichtig.«
Das ungewöhnliche Ersuchen verblüffte ihn. Aber Hercule war entschlossen, Saint-Germain beizustehen, und antwortete: »Es ist wichtig. Ich werde dafür sorgen, dass es so geschieht, wie Ihr wünscht.«
»Du darfst mich darin nicht enttäuschen, denn darin liegt meine Kraft – in der guten Erde, die mich mein ganzes Leben lang gestärkt hat. Und ich werde ihre Kraft nach der Auseinandersetzung mit Saint Sebastien nötig haben.«
Hercule verbeugte sich. »Wie Ihr befehlt, Herr; ich werde Euch gehorchen.« Er wollte schon gehen und fragte sich, ob er noch warten solle, da er noch nicht entlassen worden war. Allerdings schien Saint-Germain ihn vergessen zu haben.
»Hercule«, sagte er nachdenklich, »ich denke, du solltest Sattin und die anderen besser warnen. Sie müssen darauf vorbereitet sein, binnen kurzer Frist aufbrechen zu können. Unter dem Fluss verläuft ein verborgener Tunnel. Er gehört zu den alten Klostergewölben, auf denen das Fundament dieses Hauses ruht. Die Mönche nutzten ihn zur Flucht, wenn ihr Kloster angegriffen wurde. Er liegt unter dem dritten Keller, und eine Falltür führt hinein. Sie liegt in der nordwestlichen Kellerecke und führt zu einer uralten Grabkapelle. Der Tunnel liegt im Gewölbe neben der Kapelle auf der Nordseite. Wenn sie nicht unbemerkt von hier fortgehen können, müssen sie den Tunnel benutzen, oder wir schweben in großer Gefahr, entdeckt zu werden.«
»Dann werden wir also bald aufbrechen?«
»Ich weiß es nicht genau, Hercule. Ich meine, dass ich bis zum Anbruch der
morgigen Nacht wissen werde, was getan werden muss, und wo. Wenn du bis zum Sonnenuntergang des morgigen Tages von mir nichts gehört hast, halte dich hier bereit, ganz gleich, was passiert und wer auch immer dir gegenteilige Anweisungen erteilen mag. Halte die Kutsche bereit, die Pferde angespannt, und lege drei oder vier dicke Belege in die Kutsche, denn es wird kalt werden.«
»Brauchen wir Postillione oder Vorreiter?«
»Ein Vorreiter ist genug. Ich überlasse es dir, jemanden zu finden, der vertrauenswürdig ist. Vielleicht weißt du schon jemanden.
Wenn ich vor der Morgendämmerung des übermorgigen Tages nicht zu dir gekommen bin. musst du davon ausgehen, dass Saint Sebastien gewonnen hat. Suche in diesem Fall Kardinal Foutet zu Chambord auf. Sage ihm, was du von Saint Sebastien weißt. Sage ihm auch, dass Saint Sebastien gemeinsam mit Beauvrai und anderen eine Liebesmesse an dem Leib der Lucienne Cressie zelebriert hat. Sie lebt zurückgezogen in der Bretagne, in la convent de la Miseri-cordie et la Justice de le Redempteur. Sie wird alle nötigen Beweise liefern. Und Hercule«, ergänzte er betont, »lass dich nicht mit
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