Hotel Transylvania
ist. Aber es ist nicht nur ihre Seele, die mich angeht, sondern auch die Eure. Wie oft habe ich Euch angefleht, Eure Beichte abzulegen und wieder an den Busen der Heiligen Mutter Kirche angenommen zu werden. So, wie Ihr an Madelaine und ihre Zukunft denkt, so denket auch an die Eure. Es ist nicht weise von Euch, den Moment hinauszuzögern, da Eure Seele wieder in Heiliger Zwiesprache mit dem Sitz der Gnade steht. Denkt, Robert, an die große Leere, die Euch umfangen wird, wenn Ihr die Hochzeit Eurer Tochter nicht miterleben könnt. Es würde sie beschämen, wenn Ihr es ablehnen müsstet, zu dieser glückseligen Stunde die Kommunion mit ihr zu empfangen. Denkt an Eure Enkelkinder, die nicht mehr so weit entfernt sind. Ihr würdet wollen, dass sie den Schutz der Kirche genießen und an all den Zeremonien und Feierlichkeiten teilnehmen können, die unserem Gespräch mit Gott durch seine Heiligen Bedeutung verleihen.
Ich bete sehr ernsthaft darum, dass Ihr zur Beichte kommt, mein Cousin. Es ist nicht nur für mich und Eure geliebte Tochter wichtig, sondern es ist für Euch lebenswichtig. Es ist Eure Seele, die in der Gefahr ewiger Verdammnis schwebt. Ihr könnt nicht verleugnen, dass mit fortschreitendem Alter die Zeit immer kostbarer wird, und es stünde Euch gut an, Eure Sterblichkeit zu bedenken und Eure Buße zu tun, bevor der Engel des Todes über Euch kommt.
Glaubt mir, ich bete täglich für Euch und flehe Unseren Herrn und die Heilige Jungfrau an, Euer Herz zu berühren und Euch reumütig zu uns zurückzubringen. Es ist nicht der weltliche Ruhm, für den ich dies tue, sondern die Rettung Eurer Seele. In weniger erleuchteten Zeiten wäret Ihr wohl strenger behandelt worden, und selbst heute würdet Ihr in Spanien feststellen, dass Eure Ablehnung der zärtlichen Liebe der Triumphierenden Kirche Euch in eine höchst unangenehme Situation brächte. Sicher, die fehlgeleiteten Zeiten eines Torquemada sind vorüber, aber die Inquisition hält sich noch immer an ihre heilige Verpflichtung. Es ist ernüchternd, das Leiden des Körpers in diesem Leben zu bedenken, aber es ist weit weniger beängstigend als das Leiden der Seele in der Hölle. Denkt nicht, dass Ihr dem entkommen werdet. Erkennt nun Eure Verblendung und erspart Euch eine Ewigkeit des Schmerzes.
Aber ich habe hierzu genug gesagt. Für jetzt habt Ihr meine Versicherung, dass ich mich der Gelegenheit bedienen werde, mit Eurer Tochter zu sprechen und sie zu ermahnen, die Wünsche ihres Gatten zu ihren eigenen zu machen, seinen Willen zu ihrem Willen und seine Befehle und Strafen zu lieben, so, wie die von uns, die das religiöse Leben führen, die Peitsche lieben, die unsere Fehler reinigt.
Mit meinen Gebeten und meinem ehrlichem Respekt bin ich in dieser Welt
Euer Cousin im Blute und Euer Bruder,
da wir alle Kinder Gottes sind,
l'AbbéPonteneuf, S. J.
7
Im eleganten Esszimmer des Hotel d'Argenlac war jeder Versuch, eine Konversation vorzutäuschen, zum Stillstand gekommen. An seinem Ende des Tisches begann Gervaise seine zweite Flasche Bordeaux und ignorierte den mit Pilzen gefüllten Steinbutt und den in frischer Butter gedünsteten Hummer. Weder diese wohlschmeckenden Speisen, noch die zwei Gemüsebeilagen, von denen eine auf genuesische Weise zubereitet worden war, konnten seinen Gaumen dazu verlocken, dem Ruf des Weines zu entsagen. Er warf einen mürrischen Blick auf den nächsten Gang, der schon auf der Anrichte wartete, und seufzte hörbar.
»Was war das, Gervaise?«, fragte Claudia etwas zu rasch, während ihr Blick zu ihrem Bruder flog, der zu ihrer Rechten saß.
»Nichts, nichts.« Er hob das Glas am Stiel so hoch an, dass das Licht durch den Wein schien. »Ich dachte nur gerade, dass ich bald gehen sollte. Es hat schon neun geschlagen, und ich muss mich mit Lambeaugârenne um zehn treffen. Ich bezweifle, dass ich die Zeit habe, noch mehr von Eurem Souper zu mir zu nehmen. Gewiss wird es Euch freuen, einige Zeit allein mit Robert zu verbringen. Dann könnt Ihr über die Familie tratschen und Euch bei ihm über mich beschweren, bis die Kerzen heruntergebrannt sind; das soll mir recht sein.«
Er wollte sich schon unsicher auf die Beine schwingen, als ein Lakai die Tür zum Esszimmer öffnete. Er machte einen sehr verdatterten Eindruck. »Nun?«, verlangte Gervaise zu wissen.
Unbehaglich setzte der Lakai an: »Da ... da
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