Hotel Transylvania
spanischen Stute zu reiten, denn dieses zermürbende Tempo hätte ihre Kraft gefährlich erschöpft.
Sie hatten die Bäume hinter sich gelassen und ritten nun über das offene Feld zu dem Zaun, der die Grenze von Gervaises Ländereien markierte. Der Besitzer hatte ihn bereits übersprungen und führte nun sein schwitzendes Pferd auf direktem Wege über den kleinen Bach dahinter.
Jetzt spürte Madelaine, wie sich ihr Jagdhengst sammelte, und sie zog das Bein fester um das Sattelhorn. Das Pferd sprang hoch, und Madelaine beugte sich gegen den Hals ihres Jagdpferds vor, dann, als das Ross den Scheitelpunkt erreichte, beugte sie sich im Sattel zurück, bis ihr Kopf fast den Rumpf berührte. Sobald das Pferd mit allen vieren auf dem Boden aufkam, richtete sie sich wieder auf, zog die Zügel an und führte das Tier zum Bach.
De la Sept-Nuits Hannoveraner war unmittelbar hinter ihr, und der Chevalier rief Madelaine etwas zu. Seine Begeisterung überwand seine Vernunft immerhin so weit, dass das Pferd beinahe strauchelte und de la Sept-Nuit ihn wieder in seine Gewalt bringen musste, damit er nicht in die Knie ging.
Gervaise war mittlerweile außer Sicht im Wald, und der Rest der Jagdgruppe war zurückgefallen. Eine etwas stärkere Brise hatte sich erhoben, wehte die Blätter raschelnd über den Boden und trieb die schweren Wolken über den Himmel.
Madelaine sah sich rasch um und spürte ein Aufwallen von Furcht. Sie hatte Angst, allein mit de la Sept-Nuit entdeckt zu werden. Ihr Pferd hatte den Bach erreicht und sie lenkte es sicher zum anderen Ufer. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, ihr Pferd hart in den Wald zu treiben und eine große Entfernung zwischen sich und den jungen Adeligen zu legen, der immer noch weniger als zwei Armlängen von ihr entfernt war. Vom Zaun erklang ein lautes Krachen, und zwei weitere Reiter trennten sich unfreiwillig von ihren Tieren. Madelaine spürte, wie sich die Angst zu einem dicken Knoten in ihrem Hals verdichtete.
Als sie den Bach endlich durchquert hatte, strebte sie dem Wald zu, wusste nun jedoch, dass Donatien de la Sept-Nuit nunmehr die Jagd genoss und mit ihr spielte wie eine Katze mit der Maus. Einen Moment lang erwog sie, ihn zur Rede zu stellen, ihn zu fragen, was er von ihr wolle, wies den Gedanken jedoch ebenso rasch von sich, wie er sich gebildet hatte. Sie hatte nicht das Verlangen, sich so derart in Nachteil zu setzen, denn dann wäre es de la Sept-Nuit ein Leichtes, sie zu kompromittieren, und sie hätte keine andere Wahl als ihn zu heiraten.
Die Bäume waren mittlerweile recht nahe. Sie trieb ihre gespornte Ferse dem Jagdross in die Flanke und spürte Befriedigung, als ihr Hengst de la Sept-Nuits Hannoveraner hinter sich ließ. In den Wäldern hatte sie die Möglichkeit, ihn noch weiter abzuschütteln. Sie duckte sich, um den niedrigen Ästen auszuweichen, die im Dämmerlicht auf sie lauerten.
Es war kalt unter den Bäumen, und sie musste den Hengst zu einem Kantergang zügeln. Der Boden wurde rauer und unebener, und ihr Jagdpferd hatte mittlerweile Mühe, das wütende Tempo aufrechtzuerhalten. Madelaine packte die Zügel fester; sie war grimmig entschlossen, die Jagd bis zu ihrem Ende durchzustehen. Sie wusste, dass Gervaise vor ihr war, und sie sagte sich, dass der Gatte ihrer Tante ihr nicht den Schutz verweigern würde, den sie nun so sehnlich erstrebte.
Ein rascher Blick über die Schulter zeigte ihr, das sie de la Sept-Nuit tatsächlich immer weiter zurückließ. Sie vernahm das stetige Stampfen der Hufe seines Pferdes, aber er lag weit genug zurück, dass sie allmählich hoffte, der Pfad werde ihr eine Gelegenheit bieten, sich von ihm zu befreien. Sie sah sich um, bereit, sich jeder Möglichkeit zu bedienen, die der Wald ihr bot.
Der Pfad wand sich tiefer in den Wald und verlor allmählich seine klaren Begrenzungen. Gewaltige Tannen und uralte Eichen beherrschten das Bild und die Düsternis, die sie selbst erschaffen hatten. Der Pfad wurde beschwerlicher, als er sich zwischen den gewaltigen alten Bäumen dahinwand.
Vor ihr gabelte sich der Pfad, und eine Abzweigung entfernte sich vom Hauptpfad und führte den Hang hinauf. Der andere Weg setzte den unteren Pfad fort, war etwas breiter als der andere, klar erkennbar und frei von Steinen. Der aufgewühlte Boden des zweiten Weges wies darauf hin, dass vor nicht allzu langer Zeit hier etliche Reiter vorbeigekommen waren.
Madelaine zögerte nicht. Sie legte sich heftig in die Zügel und lenkte den Jagdhengst
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