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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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niedrigen grauen Umriss im Unterholz. Ihre Augen verengten sich, dann erschauderte sie heftig, als sie die Gestalt deutlich sah und erkannte, dass es ein Wolf war.
    Unwillkürlich sah sie sich nach weiteren unheimlichen grauen Gestalten um, aber sie konnte keine entdecken. In ihren Ohren wummerte ihr Puls so laut wie der Wind, aber sie hielt ihre Angst so fest im Zaume wie ihr Pferd.
    Die Hufschläge waren näher gekommen, und sie konnte gelegentliche Rufe hören, wenn Saint Sebastien und seine Männer einander in der Dunkelheit anriefen. Ihre Stimmen, die der Wind herantrug, hatten etwas Wahnwitziges an sich, als ob ihre schiere Bosheit die Luft durchtränke.
    Nun lief der Wolf vor ihr im Kreis, hielt sich dabei von dem verängstigten Pferd fern. Er winselte, dann japste er, lief ein paar Schritte in die Dunkelheit, dann wieder in Kreisen zu Madelaine zurück, ohne je dem Pferd so nahe zu kommen, dass es vor Panik durchging.
    Madelaine zögerte und beobachtete genau das eigenartige Verhalten des Wolfes. Sie war schon beinahe davon überzeugt, das er allein war und kein Rudel mit ihm lief, als er zu bellen begann. Es war ein fremdartiger Laut, der dem freundlichen Lärmen von Hunden ganz unähnlich war. Es klang einsam, alterslos, so trostlos wie die Berggipfel, so uralt wie die nahen dichten Bäume. Etwas in diesem wilden, einsamen Ruf berührte ihr Herz, und einen wahnwitzigen Augenblick lang sehnte sie sich danach, auf vier Pfoten dem Entsetzen hinter ihr davonlaufen zu können.
    Die Verfolger kamen näher, und Madelaine kämpfte die aufsteigende Panik nieder. Sie zwang sich dazu, den Wolf zu beobachten und jenen einen Moment abzupassen, da das seltsame graue Tier sich weit genug entfernt hatte, dass sie ihr Pferd daran vorbeitreiben konnte, ohne es noch weiter zu verängstigen. Als sie an die grauenhaften Männer dachte, die sie jagten, und sie mit dem klaffenden Maul des Wolfes verglich, erkannte Madelaine, dass sie es lieber mit dem Wolf aufnehmen wollte. Das wäre wenigstens ein sauberer Tod. Vielleicht gelang es ihr auch, ihn zu töten. Als ihr Pferd sich aufbäumte, fragte sie sich, ob sie es nahe genug an den Wolf drängen konnte, dass es ihn mit wirbelnden Hufen in den Boden stampfen mochte.
    Aus einer Art verzweifeltem Mut griff sie in ihr Haar und zerrte den Kamm heraus, so dass die dunklen Locken hinter ihr im Wind wehten. Mit den Knien hielt sie das unruhige Pferd und wartete.
    Der Wolf war wieder zurückgelaufen und winselte nun lauter, lief in den finsteren Wald und kehrte zu einer Stelle zurück, wo sie ihn sehen konnte.
    Ganz plötzlich fiel Madelaine etwas ein, das Saint-Germain ihr in dem eleganten kleinen Zimmer des Hotel Transylvania gesagt hatte. Die Worte erklangen so klar in ihrem Geist, als habe er sie ihr ins Ohr gesagt. »Eure Seele ist wie ein Schwert, hell, leuchtend und wird stets durch die Täuschung zur Wahrheit stoßen. Zweifelt niemals an dem, was sie Euch sagt, Madelaine.«
    Sie warf einen raschen Blick über die Schulter, dann trat sie ihrem Pferd in die Seiten, entfernte sich von den Jägern in der Finsternis und folgte der dahingleitenden grauen Gestalt des Wolfes.
    Es kam ihr so vor, als sei sie dem Wolf schon die halbe Nacht immer tiefer in den Wald gefolgt, als sie vor sich ein Haus aufragen sah. Sie verlangsamte ihr Pferd und näherte sich vorsichtig dem Gebäude. Sie schwieg und gab keinen Laut von sich, der den Bewohnern ihre Nähe verraten hätte.
    Erste Regentropfen fielen, Madelaine war erschöpft, und ihr Körper schmerzte. Sie umkreiste das Haus und erkannte alarmiert, dass es sich um eine uralte Kirche handelte, verlassen, aber noch erhalten. Die schweren Bögen und die eckigen Säulen waren Zeugen ihres hohen Alters.
    Erleichtert rutschte sie vom Pferd, sah furchtsam über die Schulter und drückte gegen die dicke Eichentür der Kirche.
    Als die Tür sich öffnete, knarrte das alte Metall, aber die betagten Scharniere gewährten ihr widerwillig Zutritt. Sie starrte in den finsteren Altarraum, der noch düsterer war als die regnerische Nacht. Aus einem Impuls heraus drehte sie sich um, zog am Zügel und führte den englischen Hengst in die Kirche. Seine umwickelten Hufe erzeugten kaum einen Laut auf dem steinernen Boden, und er wieherte einmal leise, bevor er im kleinen Altarraum stehen blieb.
    Madelaine befestigte einen Zügel am Türriegel und sah bei einem Blick in den Raum selbst, dass der Altar zwar schon lange nicht mehr verwendet wurde, aber immer noch

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