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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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verfolgte.
    »Macht Euch meinetwegen keine Sorgen, Madame, ich bitte Euch.« Seine Worte kamen bereits undeutlich, und sein Befehl hatte einen hässlichen Unterton.
    »Es tut mir Leid.« Die Worte waren sehr leise und ihrem Herzen abgepresst. Sie führte eine schmale Hand an die Augen und sagte dann zu Madelaine: »Nun, meine Liebe, mir geht es gleich wieder gut. Du musst dich um meinetwillen nicht ereifern. Ich ... ich muss erschöpfter sein, als ich angenommen hatte, und jede Kleinigkeit bringt mich aus der Fassung. Mach dir keine Sorgen.«
    Diese Versicherungen dienten nur dazu, Madelaine noch mehr in Unruhe zu versetzen. »Liebe Tante, warum sagt Ihr das?«
    »Ich benehme mich närrisch.« Sie machte eine heftige Handbewegung. »Es ist nichts. Hier. Nimm dir etwas von diesem ausgezeichneten Ferkel. Wir werden Onfredo das Herz brechen, wenn wir diese Speise nicht essen.« Sie deutete in die ungefähre Richtung des Tabletts. »Onfredo ist immer so achtsam. Es ist unrecht, sein wunderbares Essen zurückzuweisen, Gervaise. Warum zahlen wir ihm ein so empörendes Gehalt, wenn er nicht für uns kochen soll?« Sie erwartete darauf keine Antwort und erhielt auch keine.
    In  der Hoffnung,  ihre  Tante  bei  der Wiedererlangung  ihrer Selbstbeherrschung unterstützen zu können, sagte Madelaine: »Ich habe gehört, dass all Eure Freunde Euch um Onfredo beneiden. Woran liegt das?« Sie nahm eine Portion des Ferkels entgegen, tat einige Erbsen in eine Käsesahnesauce auf den Teller und nickte dem Lakaien zu, dass er sich zurückziehen könne.
    Claudia war dankbar für diesen Einwurf und schenkte ihrer Nichte ein herzliches Lächeln. »Du hast schon seit über einem Monat hier gegessen, und du musst noch fragen? Onfredo kommt von einer der weltweit besten Schulen. Sein Onkel und sein Vater haben für Königshöfe gekocht. Onfredo nahm die Stelle hier an, weil er ohne jene Kritisiererei, die ihm in einer größeren Einrichtung widerfahren könnte, experimentieren will. Ich bin es mehr als zufrieden, dass er sich an jedem ihm beliebigen Gericht versucht, denn das verschafft meiner Tafel nicht nur einen unvergleichlichen Ruf, sondern der Gedanke ist auch wundervoll, dass einige prachtvolle Meisterwerke den Titel ü la Claudia tragen. Es gibt bereits drei davon.« Sie blickte zum Kopfende des Tisches, und einen Augenblick lang stand Verzweiflung in ihrer Miene, als sie sah, wie Gervaise sich erneut das Glas voll schenkte. Zur Fröhlichkeit entschlossen wandte sie sich wieder Madelaine zu. »Natürlich ist er schrecklich launisch, wie es einem Genie von seiner Art geziemt. Aber die von ihm zubereiteten Speisen sind es wert.«
    »Ich hörte«, sagte Madelaine der aufgesetzten Stimmung ihrer Tante entsprechend, »dass er einmal drohte, Selbstmord zu begehen, wenn er keinen frischen Fenchel und eine bestimmte Fischsorte bekommen würde, die er für ein neues Rezept benötigte.«
    Claudia stieß ein perlendes Lachen aus, als sie erneut von dem Ferkel kostete. »Er droht ständig damit, wegen irgendetwas Selbstmord zu begehen. Über sämtlichen Freitagsgerichten war er nachgerade verzweifelt, bis l'Abbé ihm versicherte, dass nur rotes Fleisch nicht aufgetragen werden sollte, so dass Spanferkel wie dieses hier oder Kalbfleisch zu den Mahlzeiten gereicht werden konnten. Onfredo ergötzt sich an seinen eigenen Wutanfällen.« Wieder blickte sie zu ihrem Gatten und sah, wie er die Flasche am Hals ergriff und den letzten Rest des Weines herunterstürzte.
    Gervaise erhob sich unsicher und starrte die Tafel hinunter. In seiner Miene stand etwas, das Verachtung sehr nahe kam. »Madame«, sagte er mit dicker Stimme und schwerer Zunge. »Ich überlasse Euch Eurer Mahlzeit. Grüßt Euren frömmlerischen Bruder von mir, und beklagt Euch nach Herzenslaune bei ihm. Ich habe eine Einladung von Jacques Châteaurose erhalten. Wir gehen heute Abend zum Spiel ins Hotel de Ville. Ich bin untröstlich, Eurer Gesellschaft entsagen zu müssen.« Er vollführte eine schwankende Verneigung, dann schlingerte er aus dem Raum, und der Wein, der aus der Flasche in seiner Hand tropfte, zog eine Spur hinter ihm.
    Als le Comte gegangen war, herrschte für kurze Zeit völliges Schweigen im Speisezimmer. Schließlich hob Claudia die Hände vor das Gesicht und entließ die heftigen bebenden Schluchzer, die sie für den größten Teil des Abends unterdrückt hatte.
    Madelaine wartete einen Moment, dann stand sie auf und versperrte die Tür, damit sie nicht von der

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