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Hotel van Gogh

Hotel van Gogh

Titel: Hotel van Gogh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Bechtle
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allerdings in dieser Sache sehr bestimmt.«
    »Das überlasse ich Ihnen. Frau Weber-Block scheint sich vornehmlich an Arthur Hellers Auseinandersetzung mit dem Jüdischen und hier insbesondere der deutsch-jüdischen Vergangenheit zu stoßen. Vielleicht ist sie zu jung, um die Ansichten meines Onkels, die sicher begründet sind, zu verstehen. Man muss das im zeitlichen Kontext lesen. Obwohl es im Grunde zeitlos ist. Darin liegt meines Erachtens die Stärke des Textes. Es endet ja mit einem durchaus hoffnungsvollen Ausblick, den wir heute noch genauso brauchen.«
    »Sie und ich sehen das gleich.«
    »Gut, und nun?«
    »Wir bringen das Buch heraus! Apropos Messe: Sie müssen uns dann allerdings nochmals zur Verfügung stehen, sozusagen stellvertretend für Ihren Onkel.«
    Wir werden sehen, denkt sie. Jedenfalls wäre das erledigt. Ihre Sekretärin hat noch einen Flug ausfindig gemacht, am frühen Abend nach Hamburg und von dort mit dem Hubschrauber nach Sylt zum Abendessen mit Peter. Sie ist überrascht über ihre plötzliche Erregung beim Gedanken an Peter und die kommende Nacht mit ihm zusammen.
    Gemächlich läuft sie in Richtung Opernhaus. Am Opernplatz angekommen, erreicht sie auch Gendarm Crosnier am Telefon.
    »Wir haben Neuigkeiten, Madame Bucher. Mittlerweile steht fest, wo ihr Onkel Selbstmord verübt hat, oder genauer, wo er auf sich geschossen hat. Es war ganz in der Nähe des Van-Gogh-Hauses und nicht auf dem Feld, wo van Gogh seine Tat begangen hat. Spuren führen von dort zu dem Ort, an dem er gefunden wurde. Eine Erklärung zu dem etwas ungewöhnlichen Einschusswinkel steht noch aus.«
    »Halten Sie es für möglich, dass eine zweite Person mitgewirkt haben könnte, sozusagen Sterbehilfe zum Selbstmord?«
    »Sterbehilfe, wieso? Nach Aussage von Dechaize war er bei bester Gesundheit. Nein, er muss allein gehandelt haben. Wie steht es nun mit der Einäscherung, haben Sie und Ihre Verwandten eine Entscheidung getroffen?«
    »Können wir damit nicht bis zum Abschluss der Untersuchungen warten? Jetzt kommt es auch nicht mehr auf einen Tag mehr oder weniger an.«
    Crosnier passt ihr Vorschlag nicht, sie spürt, dass er dieses lästige Kapitel ohne weiteres Aufsehen abhaken möchte. Aber etwas in ihr sträubt sich gegen die Endgültigkeit der Einäscherung und damit die völlige Spurenbeseitigung. Thilo Holzers Fragen haben sie verunsichert. Wie, wenn doch eine zweite Person beteiligt war? Die Frau, auf die er gewartet hat?
    Sie macht sich wenig Hoffnung, jemanden in der Pariser Wohnung zu erreichen. Warum sonst hätte die Hausgehilfin nicht von sich aus zurückgerufen? Aber nach dem vierten Klingelzeichen meldet sich eine Frauenstimme.
    »Hallo?«
    »Hier ist Sabine Bucher, ich bin die Nichte Arthur Hellers. Spreche ich mit seiner Hausgehilfin?«
    »Nein!«
    Die Frau am anderen Ende unterbricht die Verbindung. Was hat das auf sich, dieses abrupte, abweisende Nein? Ob es die Frau war, die er in Auvers treffen wollte? Hat sie doch etwas mit seinem Tod zu tun?
    Als Sabine erneut seine Wohnung anwählt, nimmt niemand das Telefon ab und sie landet beim Anrufbeantworter. Aufgeregt ruft sie Peter an.
    »Vielleicht ist an der Sache doch mehr dran.«
    »Ich fürchte, mir bleibt keine andere Wahl, als das nächste Flugzeug nach Paris zu nehmen. Aber allein traue ich mich unter diesen Umständen nicht, in die Wohnung zu gehen. Ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du mich begleiten würdest.«
    Die Vorstellung, mit Peter zusammen in Paris zu sein, beruhigt sie. Wer weiß, was sie dort erwartet.

3.
    Für Johanna van Gogh gibt es nur noch Vincent Willem. Haushalt und Kinder, sah nicht so der ihr vorgeschriebene Weg aus? Wie der jeder anderen Frau in ihrem Umkreis? Eigentlich war das in Paris nicht anders, zwar etwas aufregender, weil Theo sie an seinem Leben teilhaben ließ, aber letztlich war sie für den Haushalt verantwortlich und er für das Leben draußen. Das Kunstgeschäft ist keine Frauensache.
    Überall im Haus stapeln sich die Gemälde. Zeitweilig hatte Johanna mit dem Gedanken gespielt, das eine oder andere Bild von Gauguin, Toulouse-Lautrec oder Monet aufzuhängen, Bilder, mit denen sie in Paris gelebt hatten. Aber sie kann die überschwänglichen Farben und das Licht, das aus ihnen strömt, nicht ertragen. Dann lieber weiße und leere Wände!
    Und unter keinen Umständen Vincents Bilder!
    Sie hat sich unter dem Druck der Ereignisse von dieser Vergangenheit gelöst, ohne sie durch etwas Neues zu ersetzen. Nicht

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