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Hotel van Gogh

Hotel van Gogh

Titel: Hotel van Gogh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Bechtle
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beschrieben, seine Gefühle und Absichten, die ihn bei der Arbeit bewegten, festgehalten. Und aus demselben Grund hat Theo wie besessen alles aufgehoben, um ihr für ihre Aufgabe ein sich selbst erklärendes Gesamtwerk zu überlassen.
    Leise beugt sie sich über den schlafenden Vincent Willem. Wir werden deinem Vater und deinem Patenonkel Ehre machen, flüstert sie ihm zu, vor uns liegt ein aufregender Weg.

4.
    Sabine Bucher hat ihre Unabhängigkeit stets über alles gestellt, und nun wird seit Tagen über ihren Kopf hinweg entschieden. Erst zitiert sie dieser Polizist nach Auvers. Dann beordert der Verleger sie aus dem Urlaub nach Frankfurt. Und nun sitzt sie im Taxi vom Flughafen Charles de Gaulle nach Paris, anstatt zurück in den Urlaub nach Sylt.
    Nur dass in diesem Fall niemand sie gezwungen hat, nach Paris zu kommen. Aber sie musste handeln, jetzt oder nie, jede Stunde zählt. Sie muss die Frau finden, die in der Wohnung war. Vielleicht kommt sie sowieso zu spät.
    Als sie an der Seine entlang zur Rue Bonaparte fahren, erfasst sie eine beklemmende Unruhe. Die Frau in seiner Wohnung, hatte sie einen anderen Anruf erwartet? Was geht hier vor?
    Beim Haus ihres Onkels angekommen, blickt sie unschlüssig zur Wohnung hoch. Vorgestern hatte sie, ohne sich etwas dabei zu denken, dort übernachtet. Aber jetzt scheut sie sich, allein die Wohnung zu betreten. Außerdem würde sie Peter kaum zumuten, in der Wohnung eines Toten zu schlafen, selbst wenn er ihr Onkel war. Der Taxifahrer empfiehlt ihr das Hotel L’Hôtel um die Ecke in der Rue des Beaux-Arts. Sie hat Glück, ein geräumiges Doppelzimmer wurde gerade frei, die Besucher sagen reihenweise bei der Hitzewelle ab. Das stilvoll altertümlich renovierte Hotel bietet aber Kühlung. Bleibt ihr nur zu hoffen, dass Peter sie nicht im Stich lässt.
    Das Zimmer liegt im dritten Stock mit Blick auf den Innenhof. Zur rechten Seite liegt das Wohnhaus ihres Onkels. Wenn sie nicht alles täuscht, befindet sich ihr Hotelzimmer auf gleicher Höhe mit seinen Fenstern. Die Vorhänge drüben sind vorgezogen, woraus sich natürlich nichts schließen lässt.
    Sie ruft Peter an, aber sein Handy ist ausgeschaltet. Was mache ich nun? Mittlerweile glaubt sie auch, dass sie die Sache mit dem Telefon überdramatisiert. Wahrscheinlich war es die Putzfrau, die das Telefon abgenommen hat, die fremde Stimme hat sie verschreckt und dabei hat sie versehentlich die Verbindung unterbrochen. Obwohl sie doch eine Nachricht hinterlassen hat! Sie entschließt sich, hinüberzugehen, besser noch solange es hell ist als später mit Peter bei Dunkelheit. Und wer weiß, wie lang sie noch auf Peter warten muss.
    Niemand antwortet auf ihr Klingeln. Sabines Unruhe ist verflogen, als sie den Aufzug nach oben nimmt. Meist steht man sich mit seinen Ängsten selbst im Weg, denkt sie.
    In der Wohnung ist alles still. Aber jemand war heute hier, es sei denn, fällt ihr plötzlich ein, sie hätte sich verwählt. Keiner seiner Freunde und Bekannten in Paris hat von seinem Selbstmord erfahren können. Zurückgezogen hat er sich seine Romane abgerungen, und dann nimmt niemand Kenntnis von seinem Tod. Als hätte er nichts bewirkt, nichts, nicht einmal eine kleine Bewegung.
    Als sie in Frankfurt seinen Roman las, hat sich ihr dahinter das Bild eines selbstbewussten Schriftstellers aufgedrängt, jemand, der weiß, was er will. Jetzt tut er ihr im Grunde leid.
    Was kann er nach seinem Firmenverkauf schon vorweisen? Zehn Jahre lang hat er nach Anerkennung gestrebt. Und als er erkannte, dass er mit seinen ehrgeizigen Plänen scheitern würde, hat er sich erschossen.
    Seine Aktentasche und Koffer stehen noch an derselben Stelle, wo sie sie abgestellt hatte. Sabine will sich das ihr fehlende Tagebuch herausnehmen, aber sie sucht vergeblich danach. Sie ist sich sicher, dass sie es in die Tasche zurückgesteckt hat. Jemand muss hier gewesen sein! In dem offenstehenden Zimmer hinten im Flur fällt ihr das ungemachte Bett auf. Sie meint sich auch zu erinnern, dass die Tür dort, als sie nach ihrer Übernachtung morgens die Wohnung verließ, geschlossen war.
    Ihr Handy klingelt, sie hofft, dass Peter in Paris gelandet ist. Aber es ist Crosnier.
    »Madame Bucher, da habe ich aber Glück, um diese Zeit. Wie ist das Wetter auf Sylt?«
    »Ich bin in Paris, in der Wohnung meines Onkels.«
    »In Paris? Oh, das trifft sich gut, können Sie da morgen gleich nach Auvers kommen?«
    »Ich habe in Frankfurt mit einem Spezialisten gesprochen.

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