Hotel
als der Hausdetektiv eintrat.
»Ich wollte Ihnen bloß Bescheid geben«, sagte Ogilvie. »Ich hol’ nachher den Wagen des Herzogs von Croydon raus. Er steht in Box 371. Ist eine reine Gefälligkeit von mir.«
Kulgmer runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das erlauben kann, Mr. O. Nicht ohne eine ordnungsgemäße Vollmacht.«
Ogilvie zeigte das Briefchen vor, das die Herzogin am Morgen, auf seine Bitte hin, geschrieben hatte. »Schätze, das dürfte Ihnen als Vollmacht genügen.«
Der Nachtkontrolleur las den Text aufmerksam durch und drehte das Blatt dann um. »Scheint okay zu sein.«
Der Hausdetektiv streckte seine plumpe mollige Hand aus, um den Zettel an sich zu nehmen.
Kulgmer schüttelte den Kopf. »Das muß ich behalten. Um mich abzusichern.«
Der fette Mann zuckte mit den Schultern. Es wäre ihm lieber gewesen, er hätte das Briefchen zurückbekommen, aber er wollte sich nicht auf einen Streit einlassen und einen Vorfall aufbauschen, der andernfalls vielleicht rasch vergessen wurde. Er zeigte auf den Papierbeutel. »Bring bloß das Zeug hoch. In zwei Stunden oder so hol’ ich den Wagen raus.«
»Wie Sie wollen, Mr. Ogilvie.« Der Kontrolleur nickte und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.
Einige Minuten später warf Ogilvie einen scheinbar gleichgültigen Blick in die Runde, bevor er sich der Box 371 näherte. In dem niedrigen, betonierten, etwa zu fünfzig Prozent mit Wagen belegten Garagengeschoß war es still und wie ausgestorben. Die Wagenjockeys, die Nachtdienst hatten, befanden sich zweifellos in ihren Umkleideräumen im Erdgeschoß und benutzten die vorübergehende Flaute, um ein Nickerchen zu machen oder Karten zu spielen. Dennoch war es angebracht, schnell zu arbeiten.
In der anderen Ecke, im Schutz des Jaguars und des Pfeilers, leerte Ogilvie den Beutel und breitete den Inhalt – Scheinwerfer, Schraubenzieher, Zangen, ein Stück Kabel und schwarzes Isolierband – auf dem Boden aus.
Seine Finger bewegten sich bei all ihrer Plumpheit erstaunlich flink und gewandt. Nachdem er Handschuhe übergezogen hatte, um seine Hände zu schützen, entfernte er die Überreste des zertrümmerten Scheinwerfers. Im Nu hatte er festgestellt, daß zwar die Ersatzlampe zum Jaguar passen würde, nicht aber das Verbindungskabel. Damit hatte er gerechnet. Mit raschen Handgriffen, Zange, Draht und Isolierband benutzend, verfertigte er eine primitive, jedoch brauchbare Verbindung. Dann befestigte er die Lampe mit Draht und stopfte einen Pappendeckel, den er vorsorglich eingesteckt hatte, in die Lücke, die der fehlende Blechring hinterlassen hatte. Die Pappe sicherte er mit Isolierband, das er mehrmals herumwickelte und hinten festmachte. Das Ganze war natürlich nur Stückwerk, das im Tageslicht leicht entdeckt wurde, bei Nacht jedoch seinen Zweck erfüllte. Die Reparatur hatte nahezu eine Viertelstunde gedauert. Er öffnete die rechte Wagentür und schaltete das Licht ein. Beide Scheinwerfer funktionierten.
Er stieß ein erleichtertes Grunzen aus. Im gleichen Moment ertönte von unten das scharfe Stakkato einer Hupe und das Dröhnen eines anfahrenden Wagens Ogilvie erstarrte. Der durch die Betonwände und niedrigen Decken verstärkte Motorenlärm kam näher, und dann strichen plötzlich Scheinwerfer vorbei und schwenkten um die Biegung der Rampe ein Stockwerk höher. Reifen quietschten, der Motor verstummte, eine Wagentür wurde zugeknallt. Ogilvie entspannte sich. Der Wagenjockey würde im Personenaufzug wieder hinunterfahren.
Als er sich entfernende Schritte hörte, verstaute er das Werkzeug sowie einige größere Glassplitter von der ursprünglichen Lampe im Beutel und stellte ihn beiseite, um ihn später mitzunehmen.
Auf dem Weg nach oben hatte er einen Stock tiefer einen Abstellraum bemerkt. Er ging auf der Rampe hinunter.
Seine Hoffnung hatte nicht getrogen. Er entdeckte darin Putzutensilien und suchte sich einen Besen, Kehrichtschaufel und einen Eimer heraus. Den Eimer füllte er halbvoll mit warmem Wasser und warf ein Scheuertuch hinein. Die Ohren spitzend, wartete er zwei weitere Wagen ab und hastete einen Stock höher zurück zum Jaguar.
Mit Besen und Schaufel säuberte er sorgsam den Boden der Wagenbox. Es durften keine Glaspartikelchen zurückbleiben, die die Polizei identifizieren und mit den am Unfallort eingesammelten Scherben vergleichen konnte.
Die Zeit wurde knapp. Immer mehr Wagen trafen in der Garage ein und wurden geparkt. Zweimal während des Kehrens hatte er sich
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