Hotshots - Firefighters 2: Schatten Der Vergangenheit
begriff, dass es sich bei dem Helden, der ihr zu Hilfe gekommen war, nicht um Sam handelte, und die Realität holte sie wieder ein. Ihre Fehlgeburt war nur mehr eine ferne Erinnerung, die sie normalerweise in einem tiefen Winkel ihres Herzens begraben hatte.
Eine feuchte Tränenspur zog sich über Diannas Wangen. »Nein, ich bin nicht schwanger«, flüsterte sie noch. Dann versank alles um sie herum im Dunkel.
»Es tut mir leid«, erklärte die Ärztin mit sanfter Stimme. »Ihr Bruder hat es leider nicht geschafft.«
Ungläubiges Blinzeln aus dunklen Augen. Das konnte nicht wahr sein. Sein Zwilling konnte unmöglich tot sein. Ausgeschlossen, sie hatten sich doch heute Nachmittag erst gesehen und in stillem Einvernehmen ein paar Bier getrunken. Dann hatte Jacob jedoch von der Drogenküche angefangen – er hatte gesagt, sie hätten mittlerweile genug Geld verdient, und es wäre besser, den Laden dichtzumachen, bevor sie noch in den Knast wanderten. Daraufhin hatte er Jacob erklärt, er solle sich sonst wohin scheren, schließlich sei er der Kopf des Ganzen und wisse, was für sie beide am besten sei.
Die Rettungssanitäter erklärten, dass Jacob auf dem Highway 70 unterwegs gewesen sei, als er plötzlich auf Glatteis geraten war. Sein Wagen war frontal in ein anderes Fahrzeug hineingerast, und die Rettungskräfte hatten ihn nach ihrem Eintreffen schnellstmöglich ins Vail General Hospital gebracht.
Zwei Stunden lang hatte Jacob um sein Leben gekämpft.
Jetzt kämpfte er nicht mehr.
Jede Faser seines Körpers wehrte sich gegen diese Nachricht; sein Magen rebellierte, und er spürte, wie die Galle ihm hochkam. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig über die blaugrünen Linoleumfliesen zu einem Mülleimer, bevor er sich übergab.
Jacob und er waren nicht einfach nur zweieiige Zwillinge gewesen, sie hatten eine unzertrennliche Einheit gebildet. Der Verlust seines Bruders fühlte sich an, als würde er entzweigerissen, mitten durch seine Knochen, Eingeweide und sämtliche Organe hindurch.
Er musste an die frische Luft, musste raus aus dem Warteraum der Intensivstation, weg von all den Menschen dort, die immer noch hoffen konnten, ihre Angehörigen würden sich von der Herzattacke oder dem Blutgerinnsel erholen. Er stieß die Tür zum Innenhof auf und sah dort eine Gruppe von Reportern, die jeden, der einen Kittel trug, mit ihren Fragen belästigten.
»Gibt es schon Neuigkeiten von Dianna Kelley?«, fragte einer von ihnen aufgeregt eine Krankenschwester, die gerade vorbeilief.
Ein anderer Journalist stürzte auf einen Arzt zu, die Kamera im Anschlag und von einem Blitzlichtgewitter begleitet: »Es heißt, Dianna Kelley habe einen Frontalzusammenstoß auf dem Highway 70 gehabt. Können Sie uns das bestätigen, Herr Doktor?«
Dianna Kelley?
War sie etwa die Fahrerin des anderen Wagens? War sie diejenige, die mit ihrer Unfähigkeit Jacobs Leben beendet hatte?
Er hatte sie über die Jahre zwar nur ein paarmal im Fernsehen gesehen, aber dafür umso öfter auf dem Cover von Zeitschriften oder in der Zeitung, also wusste er genau, wie sie aussah.
Blond. Verwöhnt. Reich. Vollkommen sorgenfrei.
»Bitte …«, bekniete wieder ein anderer Reporter den Arzt, »… verraten Sie uns, wie es ihr geht. Ist sie schwer verletzt? Wird sie es schaffen?«
Nicht einer der Reporter erwähnte, dass noch eine andere Person in den Unfall verwickelt gewesen war. Für sie gab es nur Dianna, Dianna, Dianna.
Die Erkenntnis, dass sich niemand auch nur einen Scheißdreck für Jacob interessierte, brachte ihn um den Verstand.
»Möchten Sie noch einmal reinkommen und sich von Ihrem Bruder verabschieden?«
Die Ärztin, die ihm die Nachricht vom Tod seines Bruders überbracht hatte, wartete immer noch an der Tür auf ihn. Ihre Stimme klang freundlich, aber er wusste, für sie war sein Bruder auch nur ein weiterer Fremder, der während ihrer Schicht gestorben war.
Bevor er ihr antworten konnte, stürzte ein großes blondes Mädchen an ihm vorbei ins Wartezimmer. Für einen Moment wollte er seinen Augen nicht trauen.
Wenn Dianna Kelley an dem Unfall mit seinem Bruder beteiligt war, wie war es dann möglich, dass sie jetzt hier auftauchte?
Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass das Mädchen mit den dreckigen Jeans und dem zu großen Regenmantel kaum volljährig war. Und trotz ihrer starken Ähnlichkeit mit dem Fernsehgesicht, das er so oft gesehen hatte, wirkte sie keinesfalls wie eine »wichtige« Frau, für deren Exklusivbericht
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