Hotshots - Firefighters 2: Schatten Der Vergangenheit
sich die Reporter fast ein Bein ausrissen.
»Ich bin die Schwester von Dianna Kelley«, sagte das Mädchen atemlos, und Tränen liefen ihr über die Wangen. »Im Fernsehen haben sie berichtet, sie hätte einen Unfall gehabt.« Sie packte die Ärztin am Arm. »Ich muss zu ihr!«
Die Ärztin schien hin- und hergerissen, das konnte er selbst durch den Nebel aus Schmerz und Verzweiflung erkennen, der ihn umgab. Sie sah von einem zum anderen und wägte den toten Bruder gegen das Mädchen mit der verletzten Schwester ab. Sie wussten beide, dass sie sich für die berühmte Schwester entscheiden würde.
»Entschuldigen Sie mich bitte. Jeannie, könnten Sie mir hier kurz aushelfen?«
Einen Moment später kam eine junge Krankenschwester um die Ecke. »Das hier ist Dianna Kelleys Schwester«, erklärte die Ärztin ihr.
»Kommen Sie mit«, sagte die Krankenschwester zu dem Mädchen, dessen Regenmantel so stark tropfte, dass sich bereits eine Pfütze auf dem Linoleum gebildet hatte. »Aber ich muss Sie erst bitten, sich auszuweisen.«
»Sie wird doch nicht sterben?«, fragte Diannas Schwester mit zitternder Stimme.
»Das weiß ich nicht, Schätzchen«, antwortete die Krankenschwester in beruhigendem Tonfall. »Da müssen Sie den zuständigen Arzt fragen.«
»Mir tut das alles so furchtbar leid«, sagte die Ärztin jetzt wieder zu ihm gewandt. Sie hielt ihren Ausweis vor das Lesegerät der Tür zur Intensivstation. »Ich weiß, wie schwer das alles für Sie sein muss.«
Er hätte sie am liebsten wie einen Sandsack mit den Fäusten bearbeitet; er wollte sie anschreien und ihr sagen, sie wisse nicht das Geringste über ihn oder seine Gefühle, über dieses Loch in der Brust, das mit jeder Sekunde größer wurde. Doch stattdessen folgte er ihr nur schweigend den Flur hinunter, vorbei am hektischen Treiben der Intensivstation.
In dem kleinen Zimmer, in dem Jacob unter einem weißen Laken lag, war das Licht gedämpft worden. Die Ärztin zog das Laken zurück, und das leblose Gesicht seines Bruders kam zum Vorschein. Bevor er sich dagegen wappnen konnte, wurde er von einem Schmerz überwältigt, der stärker war als alles, was er jemals zuvor empfunden hatte. Ihm wurde schwindelig, und der Raum begann vor seinen Augen zu verschwimmen. Er hatte das Gefühl, als würde er jede Sekunde umkippen.
Als er zu Jacob an die Bahre trat und zärtlich das unbewegte Gesicht berührte, rannen ihm warme Tränen über das Gesicht.
»Möchten Sie ein paar Minuten mit Ihrem Bruder allein sein?« Es war mehr als offensichtlich, wie sehr es die Ärztin drängte, von ihm und seinem die Seele verschlingenden Schmerz wegzukommen.
Er nickte und griff nach der kalten Hand seines Bruders. Sein ganzes Leben lang hatte er auf Jacob aufgepasst, auf diesen leichtsinnigen Kerl, der keinem Kampf aus dem Weg gehen konnte. Wegen Jacob waren sie überhaupt erst im Drogengeschäft gelandet. Methamphetamin herzustellen schien ihnen ein einfacher Weg, um genügend Geld für sie beide zu verdienen.
Wenn sie sich doch nur nicht gestritten hätten, dann wäre Jacob vielleicht nicht Auto gefahren. Er hätte darüber nachgedacht, dass die Straßen viel zu vereist waren, und wäre über Nacht dageblieben.
Wäre Dianna Kelley doch nur rechtzeitig ausgewichen – besser noch, wäre sie gar nicht erst in ihr Auto gestiegen.
Es war alles ihre Schuld.
»Sie wird dafür bezahlen, was sie dir angetan hat, dafür sorge ich. Das schwöre ich dir«, versprach er seinem Bruder.
Er drückte Jacob einen Kuss auf die Stirn. Dann wischte er sich mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht, ließ Jacobs Hand los und lief langsam an der Intensivstation vorbei. Da fiel sein Blick auf sie.
Dianna Kelley lag in einem Zimmer, das nur wenige Meter vom Ausgang entfernt war. Nichts außer einer Glasscheibe trennte sie von ihm. Sie hing am Tropf, das blonde Haar fächerartig auf dem Kissen ausgebreitet. Die Schwester hatte das Zimmer kurz verlassen und war gerade mit einem Telefonat beschäftigt; sie bemerkte ihn gar nicht, obwohl er lange dort stand und Dianna anstarrte.
Die Tatsache, dass diese Schlampe noch lebte, dass sie atmete, blinzelte und Blut durch ihre Adern floss – während sein Bruder tot war –, machte ihre Schuld für ihn nur noch offenkundiger.
Keine Jury der Welt würde sie jemals schuldig sprechen. Sie war zu berühmt, zu gut aussehend. Niemand würde glauben, dass sie in der Lage sein könnte, etwas Falsches zu tun. Sie hatte seinen Bruder auf dem Gewissen und
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