Hotshots - Firefighters 2: Schatten Der Vergangenheit
etwas mit dem Verschwinden ihrer Schwester zu tun haben?
Aber noch bevor sie die junge Frau ins Kreuzverhör nehmen konnte, sagte Sam: »Könntest du uns zeigen, wo sie zuletzt gewohnt hat, damit wir dort nach Hinweisen suchen können?«
Er erntete einen argwöhnischen Blick. »Wir lassen eigentlich keine Fremden auf die Farm.«
»Aber ich bin doch keine Fremde. Ich bin ihre Schwester.«
Dianna wurde mit zusammengekniffenen Augen von oben bis unten gemustert. »Meinetwegen. Ich meine, du bist ja mit ihr verwandt und so. Und Peter wird euch eh ziemlich schnell wieder rauswerfen.« Doch statt sie jetzt auf den Hof zu führen, wandte sie sich zunächst an Sam. »Und wer bist du?«
»Ein Freund der Familie. Du gehst vor.«
Es war mehr ein Befehl als ein Vorschlag, und die junge Frau hatte dem nichts entgegenzusetzen.
Nachdem sie ihnen ein Zeichen gegeben hatte, ihr durch ein Brombeergestrüpp zu folgen, flüsterte Sam: »Bevor wir voreilige Schlüsse ziehen, sollten wir uns erst einmal anhören, was Aprils Freunde zu sagen haben. Sie können uns bestimmt viel mehr verraten, als ihnen bewusst ist.«
Dianna war nicht überzeugt, aber trotzdem dankte sie stumm dem Himmel, dass Sam bei ihr war. Solange sie selbst noch derart geschwächt war, zehrte sie von seiner Kraft.
Nachdem sie die dichten Büsche und den Zaun hinter sich gelassen hatten, war Dianna überrascht zu sehen, wie ordentlich und sauber die Kommune wirkte. Westlich der niedrigen Scheunen wuchsen Reihen von Obstbäumen, und daneben sah sie kleine Parzellen, auf denen Gemüse gepflanzt war. Am oberen Rand der Wiese stand ein weiß gestrichenes Haus mit einer Bank davor, von der aus man das Areal überblicken konnte.
Zu ihrer Überraschung entdeckte sie vor dem Eingang einer der zahlreichen Hütten, die eine weitläufige Wiese säumten, sogar einen Kinderwagen. Von irgendwoher hörte sie Gelächter, und kurz darauf sah sie einige Kinder, die einem kleinen Hund den Bauch kraulten, der sich vor ihnen auf den Rücken gedreht hatte.
War es möglich, dass April ihr die Wahrheit gesagt hatte und es hier vielleicht gar nicht so übel war?
»Das ist die Farm«, sagte das Mädchen und machte eine Handbewegung, die die sanften Hügel vor ihnen einschloss.
Es war ein unglaublich schönes Tal, rundherum von hohen Bergen umgeben. Plötzlich ließ ein tiefer, unmenschlicher Laut Dianna zusammenfahren. Sam zeigte nach links, und da erkannte sie erst, dass sie direkt neben einem Schafpferch standen. Außerdem gab es noch abgetrennte Gehege für Schweine und Ziegen. Dianna hatte zwar keinerlei Erfahrung mit Tierhaltung, aber die Behausungen machten einen gepflegten Eindruck.
Trotzdem lief ihr ein Schauer über den Rücken – und der hatte nichts mit dem leichten Lüftchen zu tun, das gerade raschelnd durch die Blätter der hochgewachsenen Espen fuhr. Dianna war an einem dunklen Ort voller Ängste aufgewachsen, und auch wenn nichts an dieser idyllischen Szenerie daran erinnerte, so hatte Aprils Verschwinden doch einen Schatten über alles geworfen und Dianna wieder in diese bedrohliche Dunkelheit geführt.
Sie folgten dem Mädchen zwischen ein paar Gemüsebeeten hindurch zu einem winzigen Verschlag, der kaum größer war als ein Gartenhäuschen.
»Hier hat sie gewohnt?«, fragte Dianna ungläubig. Es gab weder eine Heizmöglichkeit noch fließend Wasser, keine Kochgelegenheit und keine Toilette.
»Wir führen hier ein sehr einfaches Leben. April hat das bereitwillig angenommen.«
War das möglich? Hatte April sich hier eine Ersatzfamilie gesucht, nachdem sie ihre Schwester von sich gestoßen hatte?
Obwohl die Hütte sauber und aufgeräumt war, beschlich Dianna ein beklemmendes Gefühl, als sie sie betrat.
Seitdem sie endgültig aus dem Wohnwagen ihrer Mutter ausgezogen war, hatte sie ein eher zwiespältiges Verhältnis zu engen Räumen, weil sie sich darin immer wie eingesperrt vorkam – deshalb hatte sie sich auch eine Wohnung mit riesigen Fensterfronten gekauft, die vom Boden bis zur Decke reichten und aus jedem der Zimmer einen spektakulären Ausblick auf die Golden Gate Bridge gewährten. Das vermittelte Dianna ein Gefühl von Freiheit, als könne sie jederzeit ihre Siebensachen packen und verschwinden.
Dianna hatte sich geschworen, dass sie und April niemals wieder in so beengten Verhältnissen leben würden, wie sie sie als Kind erlebt hatte – doch diese kleine Hütte war in vielem ein Spiegelbild des engen Wohnwagens, auch wenn es hier viel
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