Hotshots - Firefighters 2: Schatten Der Vergangenheit
verunglücken sehen.« Ihr Atem kam stoßweise.
»Wer war das?«
Dianna schloss die Augen und versuchte, sich das Gesicht in Erinnerung zu rufen. »Ich weiß es nicht.«
Doch dann erinnerte sie sich an ihre Mutter, die sie kurz darauf angeschrien und geweint hatte – das musste irgendwie damit zusammenhängen.
»Vermutlich war das einer der Freunde meiner Mutter.«
Sam versuchte, sie zu beruhigen. »Der Mann ist gestürzt, Dianna. Aber dir wird das nicht passieren. Es war auch nicht deine Schuld. Du warst einfach ein kleines Mädchen, das zu viel gesehen hat.«
Ihr Herzschlag beruhigte sich. Hatte er recht? Hatte sie eine Phobie entwickelt, weil sie gesehen hatte, wie jemand anders aus großer Höhe abgestürzt war?
»Möchtest du noch weiter darüber reden?«
Ihr ging das Herz auf bei dem Gedanken, dass Sam ihr nicht länger grollte und sie das als Freunde durchstehen konnten.
»Nein, ich glaube, es geht mir schon besser.«
»Schön. Dann lass uns jetzt etwas anderes versuchen. Wir klettern gemeinsam.«
Er war einfach unglaublich, aber aus seinem Mund hörte es sich ganz einfach an.
»Wie denn?«
»Nun, du lehnst dich an mich, und ich verbinde deine Gurte mit meinen. Dadurch werden wir jede Bewegung gemeinsam ausführen.«
Anstatt ihr den Kopf zu waschen, weil sie sich überschätzt und den Mund zu voll genommen hatte, setzte er also schon wieder sein eigenes Leben aufs Spiel. Andererseits hatte er sich ja von Anfang an vorbehaltlos der Suche nach April verschrieben.
»Das geht nicht, Sam. Ich könnte uns beide umbringen.«
Sein polterndes Lachen drang an ihr Ohr. »Nur keine Angst, Kleines, das würde ich bestimmt nicht zulassen.«
Konnte es einen ungeeigneteren Ort geben, um einem Mann zu verfallen? Keine Frage, sie hatte eindeutig den Vogel abgeschossen. Sie erkannte, dass er das Unvorstellbare vollbracht hatte – er hatte sie so sehr von ihrer Angst abgelenkt, dass sich sogar dieses verrückte Verlangen nach ihm wieder in ihr ausbreiten konnte.
Zentimeter um Zentimeter tasteten sie sich zusammen voran. Gott sei Dank verdeckte Sams breiter Körper die Sicht nach unten, denn darauf hätte sie es nicht noch einmal ankommen lassen wollen. Also richtete Dianna ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Felsvorsprung, der vor ihnen lag, und obwohl Klettern eindeutig eines der schwierigsten Dinge war, die sie jemals getan hatte, schafften sie es, langsam die Felswand emporzusteigen.
»Jetzt haben wir es fast geschafft«, hörte sie Sam sagen.
So geborgen, wie sie sich in seinem Arm fühlte, hätte Dianna ihm beinahe geglaubt. Doch ihr taten alle Gliedmaßen weh, selbst wenn sie einfach nur nach dem nächsten Halt griff. Sogar die kleinen Verschnaufpausen auf Felsvorsprüngen bereiteten ihr Mühe. Dann, nach einer Ewigkeit, die wahrscheinlich nur ungefähr zwanzig Minuten gedauert haben dürfte, bekam sie endlich die oberste Felskante zu fassen und konnte sich hochziehen.
Das Gefühl, den Gipfel erklommen zu haben, zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht. Nachdem sie ihre schlimmsten Ängste überwunden hatte, fühlte sie sich jetzt unglaublich stark. Rückblickend musste sie sich eingestehen, dass es ein unglaublicher Kick gewesen war. Ein vollkommen neues Gefühl, so anders als die Nervosität bei einer Livesendung, wenn sie sich bewusst machte, dass mehrere Millionen Menschen ihr zuschauten.
Sie war davon ausgegangen, dass sie nach dem Aufstieg fix und fertig sein würde, doch genau das Gegenteil war der Fall. Ihren Befürchtungen zum Trotz fühlte sie sich energiegeladen, geradezu unbesiegbar und so, als könnte sie jedes Hindernis überwinden. Das war auch nötig, denn vor ihr lagen noch eine Menge Hürden.
Wieso hatte sie sich nur so lange Zeit vor großen Höhen gefürchtet?
Und was gab es noch für Dinge, vor denen sie ungerechtfertigterweise Angst hatte?
Sie luden sich das schwere Gepäck auf den Rücken und machten sich auf den Weg. »Du gibst die Geschwindigkeit vor«, sagte Sam, als sie den Wanderweg betraten. »Wenn die Angaben von Will stimmen, dann müssten wir etwa in dreißig Minuten dort sein.«
Also führte Dianna sie den engen Wildpfad entlang immer höher bergauf. Sie war froh über die körperliche Anstrengung, weil sie sie ein wenig von ihrer Sorge um April ablenkte, die mit jedem Schritt in Richtung Kommune größer wurde.
Immer wieder schaute sie auf die Uhr, doch der Minutenzeiger bewegte sich nur im Schneckentempo. Noch fünfundzwanzig Minuten, noch zwanzig, dann fünfzehn.
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