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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Formen tun. Ob Gewichtheben gut gegen Orangenhaut
an wabbeligen Oberarmen und Speckröllchen statt Taille war? Bestimmt.

15
    Johannes Forstweiler fuhr nicht gerne nachts. Es musste
bereits gegen Mitternacht gehen. Bald war Donnerstag, der 26. Mai, der
erste Donnerstag ihres neuen Lebens. Und sie mussten noch darüber nachdenken,
was sie für den verletzten Sprengstoffexperten tun konnten, einen
unverdächtigen Weg finden, damit man ihm das Geld, das sie ihm zukommen lassen
wollten, nicht wieder wegnahm, weil es durch Erpressung hereingekommen war. Er
kaute hingebungsvoll an seinem Zahnstocher, das half beim Nachdenken und hielt
wach.
    Forstweiler lenkte das Wohnmobil, als habe er nie etwas anderes
getan. Sie zockelten gemütlich über Landstraßen. Joseph hatte die letzten
Stunden nicht viel geredet. Der Abschied von der Heimat machte allen dreien zu
schaffen. Hinten im Wohnmobil Marke SEA Sharky  M 10
Fiat Ducato mit Markise, Navigationssystem, Seitensitzgruppe, Servolenkung,
Standklimaanlage, Tempomat, TV , WC , Zentralverriegelung, Küche samt Backofen, Dusche,
Toilette und vier Schlafplätzen schnarchte Franz Örtler.
    Joseph Kohlbrenner kicherte plötzlich. »Theo, wir fahr’n nach Lodz«,
summte er. »Wo sin mir eigentlich? Übrigens, du Pfarrer, du. Du häsch falsch
g’schwore.«
    »Der liebe Gott verzeiht einem Diener in Not. Do bin i mir sicher.
Wo mir sin? Gli in Pilse«, antwortete sei Freund. »Werd aber a biz müed. Bin
scho lang nümme so am Schtück g’fahre. Was denksch, solle mr go luege noch’m
ruhige Plätzle? S’hät au Pils im Kühlschrank. Dodruff täts mi jetzt glüschte.«
    Kohlbrenner feixte, »Tipptopp, mich auch. Isches it herrlich? Guet,
dass du selles Wohnmobil rechtzitig uffm Krankenhausparkplatz abgestellt
häsch.«
    »Und’s Konto abgräumt, grad no bevor’s g’schperrt worden isch.
S’isch haarscharf gsi. Die werret schtaune. In dr Bank hän sie uff jede Fall
kchaine Schwierigkeite g’macht. So a Grenze dazwischen, die het schon was. Ach
jo, a Pils wär jetzt wirklich guet.«
    Das Schnarchen brach ab.
    »Siehsch, Joseph, bim Wort Pils wacht auch d’r Franz uff.«
    »Das hätte auf den letzten Drücker noch schiefgehen können«, krähte
Franz Örtler von hinten.
    »Na, für sellen Ma, der wo dine Saichbombe hät entschärfen müsse,
isch es scho schiefgange. Meh als für eus.«
    »Das tut mir ja auch leid. Ich weiß auch nicht, ich glaub, der
Sprengstoff war zu alt. Oder der Wecker hat nicht mehr richtig getickt.«
    »Wahrschins war’s it dr Sprengschtoff oder die Uhr, sondern dr
Erbauer«, stichelte Joseph Kohlbrenner.
    »Franz, Joseph, guet isch!«
    Kohlbrenner kicherte. »Meinsch, der Trautmann sitzt immer no uffm
Klo?«
    Forstweiler schmunzelte nun auch. »S’ isch a biz dumm, dass da us
Versehen die Schlaftabletten vom Franz in seinen Kchaffee kcho sind.«
    »Wahrschins ischer inzwischen wach und hämmert gegen die Klotür.«
    »Ich glaub nicht, die haben längst entdeckt, dass ich nicht mehr im
Bett liege.«
    »’s git mächtig Ärger für sellen Trautmann«, meinte Kohlbrenner
nachdenklich.
    »Jo. Un für die nette Frau Terheyde wahrschins au. Schad. Also wenn
i jünger wär …«
    »Johannes, du bisch en Pfarrer, so öbbis denkt mr net. Und in deinem
Alter!«
    »An ehemaliger Pfarrer, bitte.«
    »Meinsch du, die Polinnen sind genauso gueti Krankenpflegerinnen wie
die Thailänderinnen?«
    »Bestimmt«, krähte Franz Örtler von hinten. »Sonst würden sie doch
nicht reihenweise als Haushälterinnen für hilflose Senioren hierhergeholt.«
    »Ha, des ischn gueter Gag gsi, mit denne Thailänderinne, Johannes,
han gar it gwüsst, dass Pfarrer so guet lüge kchönnet.«
    »Die tun doch den ganzen Tag nix anderes«, frotzelte Örtler.
    Johannes Forstweiler lachte und fuhr in eine Parkbucht. »Un jetzt
sueche sie uns uff allene Flugplätz, in Straßburg, in Zürich, in Basel …«
    »In Stuttgart«, ergänzte Örtler. »Mir ist schon viel besser. Was ist
jetzt mit dem Bier? Gut, dass wir keine Handys haben. So was kann man orten.
Patras, Peil- und Ortungssystem, sag ich da nur.«
    »Keine Handys, aber falsche Pässe. Tzzz, was es so alles für Geld
git hütztag. S’isch a schlechti Welt. Bier willsch, Johannes? Moment, scho
unterwägs. Für dich hän mir au gnueg, Franz«, antwortete Joseph Kohlbrenner.
    Örtlers buschige Augenbrauen standen bei der Nachricht noch
unternehmungslustiger nach oben als sonst.
     
    Max Trautmann schaute vorsichtig durch den Türspalt

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