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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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hierher
unterhalten, und ich hatte fast den Eindruck, als fühlte er sich bedroht. Ich
meine, er hat das nicht so gesagt, beileibe nicht. Aber könnte es nicht sein,
dass dieses Feuer eine Warnung war?«
    »Warnung? Weshalb? Und wovor?«
    »Na ja, weil jemand die Leute hier loswerden will.«
    »Weshalb?«
    »Weil dieser Jemand, sagen wir mal … Interesse an einer
anderweitigen Verwendung der Flächen hat.«
    Flum lachte schallend. »Das Schluchseewerk meinen Sie, wegen der
Ausgleichsflächen für das geplante Pumpspeicherwerk?« Vor lauter Lachen kamen
ihm sogar die Tränen. »Frau Terheyde, also wirklich, ich hätte nicht gedacht,
dass Sie zu denen gehören, die an Verschwörungstheorien glauben. Die
Waldbesitzer der Region sind unlängst angeschrieben worden, ob sie nicht verkaufen
wollen. Ich übrigens auch. Hab erst vorgestern den Vertrag unterschrieben und
mich bei der Gelegenheit mal erkundigt, wie die Aktion so gelaufen ist. Soweit
ich weiß, sind der Schluwe mehr Flächen angeboten worden, als sie überhaupt
brauchen kann.«
    Das war Iris neu. »Na ja, ich meinte ja nur.«
    Flum gluckste noch immer vor Vergnügen, als Iris schon wieder auf
dem Weg zu ihrem Auto war. Sie schaute nicht zurück, aber sie konnte es genau
hören und fand es irgendwie … beleidigend. Der Mann nahm sie nicht ernst.
Das Gefühl gefiel ihr nicht. Auch wenn es unter den gegebenen Umständen
vermutlich besser war, wenn er nicht weiter nachhakte.
    Jetzt konnte sie sich wenigstens zusammenreimen, warum Stümpfli den
armen Zumkeller unter Druck setzte und nicht verpachten, sondern nur verkaufen
wollte. Vielleicht verhielt es sich ja so: Der Schweizer hatte die Option auf
Flächen des Kohlbrennerhofes teuer bezahlt. Um sich das Gelände zu sichern.
Vielleicht hatte er es sogar längst gekauft, möglicherweise schon zu Zeiten,
als die Pläne und damit das für Ausgleichsflächen vorgesehene Gelände noch gar
nicht öffentlich gewesen waren. Doch das konnte er jetzt nicht zugeben, weil
sonst klar würde, dass er Insiderinformationen gehabt hatte. Da lag Zumkeller
wahrscheinlich richtig. Entgegen Stümpflis Erwartungen waren die Waldbesitzer
nun jedoch keineswegs abgeneigt, ihre Flächen zu verkaufen. Das ging aus Flums
Angaben hervor. Nun wurde Stümpfli das Gelände nicht wie geplant an die Schluwe
los und blieb womöglich darauf sitzen. Kurz, der Mann hatte sich verspekuliert.
Und sah in Zumkeller eine Möglichkeit, doch noch ein Geschäft zu machen. Sie
mussten diesen Stümpfli genauer unter die Lupe nehmen. Und Paul Zumkeller
ebenfalls.
    Iris sah sich zwischen den Einsatzwagen um, doch sie konnte ihn
nirgends entdecken. Gut, dann musste eben der Glückliche ran. Das war
vielleicht sowieso besser. Zumkeller hatte gute Gründe, alle zu hassen, die
etwas mit dem Bau des Pumpspeicherwerks zu tun hatten, davon profitierten oder
es vorhatten. Er kam also durchaus als Wächter in Frage. Doch er war keineswegs der Einzige. Da waren zum Beispiel die anderen
Aktivisten der Bürgerinitiative. Ihre Wächterfunktion hatten die Leute nicht
grundlos übernommen, wie es schien. Sie zückte ihr Handy.
    Der Glückliche erklärte, sie würden Paul Zumkeller sofort zur
Vernehmung vorladen.
    »Na, dann macht’s gut«, meinte sie und legte auf. Als sie das Handy
wieder in ihre Tasche stecken wollte, hörte sie das Knistern von Papier. Sie
zog den Zettel heraus. Es war eine Namensliste.
     
    Günther Oettinger
    Julian Würtenberger
    Stefan Mappus
    Ernst Pfister
    Beat Stümpfli
     
    Fünf Namen. Sonst nichts. Aber warum gerade diese fünf?
Ernst Pfister, FDP , war bis zur Wahl im letzten
März der baden-württembergische Wirtschaftminister gewesen, bei Oettinger und
Mappus handelte es sich um ehemalige Ministerpräsidenten. Würtenberger war der
amtierende Regierungspräsident – und auch Stümpfli, der Schweizer
Bauunternehmer, stand auf der Liste. Seit wann war dieser Zettel in ihrer
Tasche?
    Ihr wurde heiß und kalt. Die Liste musste vom Wächter stammen. Also doch Zumkeller? Vielleicht. Es gab aber noch eine andere
Möglichkeit. Der Wächter könnte ihn ihr im Gedränge der
Anti- AKW -Demo in die Tasche gesteckt haben. So
oder so, er musste ihr dafür ganz nah gekommen sein. Und sie hatte nichts
bemerkt. WER ZUM TEUFEL WAR ER? WO WAR ER?

7
    »Woher wissen Sie von der
missglückten Explosion bei dem Scheunenbrand in Brennet?«
    »Polizeifunk, ich bin schließlich Detektiv.« Max Trautmann bemühte
sich um eine Unschuldsmine. »Aber verraten Sie mich

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