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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Probebohrungen tatsächlich kurz vor dem
Versiegen. Und soweit ich weiß, hat die Bürgerinitiative Atdorf in diesem
Frühjahr bereits mehrfach stark zurückgegangene Schüttungen bei Quellen auf dem
Abhau gemeldet. Aber das ist noch nicht einmal alles.«
    »Was soll das heißen?«
    Er lachte freudlos. »Wenn er nicht so schrecklich wäre, dieser ganze
Schlamassel, wäre es fast komisch. Im Wasserschutzgebiet auf dem Abhau ist im
Sommer 2009 bei den Erkundungsbohrungen Öl ausgetreten. Stellen Sie sich das
mal vor: Öl! Zwar war die Menge gering, aber die haben noch nicht einmal das
Landratsamt informiert. Das hat ein Spaziergänger erledigt. Im November 2010
hat das Landratsamt die Erkundungsbohrung im Bereich der Rüttmattquelle stoppen
müssen. Statt der genehmigten fünfundzwanzig Meter war über dreißig Meter tief
gebohrt worden. Das hätte niemand gemerkt, hätten die Leute von der
Bürgerinitiative Atdorf nicht aufgepasst und die Behörde alarmiert. Da mussten
sie reagieren, ob sie wollten oder nicht. Damals bin ich der Bürgerinitiative
beigetreten.«
    »Sie meinen, ohne die Bürgerinitiative hätten die einfach
weitergemacht, als wäre nichts geschehen? Sieht fast so aus, als hätte die
Bürgerinitiative da einen Wachdienst eingerichtet.«
    Er sah sie von der Seite an. »Kann schon sein.«
    »Kommen Sie, Sie können mir vertrauen. Auch eine Exkriminalkommissarin
hat so etwas wie ein politisches Bewusstsein. Auch ich fühle mich hier zu
Hause. Außerdem ist mir menschliches Mitgefühl nicht fremd. Ich spüre doch, wie
angespannt Sie sind. Und das liegt sicherlich nicht nur an dem Brand. Ihr Hof
ist ja nicht in Gefahr. Das haben Sie vorhin selbst gesagt. Zumindest nicht
durch Feuer. Dieser Stümpfli ist also an Flächen dran, die Sie vom alten
Kohlbrenner gepachtet haben. Sind Sie deswegen mit ihm aneinandergeraten?«
    »Ja, stimmt. Er rückt nicht so richtig damit raus, wie weit seine Geländekauf-Absichten
gediehen sind. Der Mann windet sich wie ein Aal. Er will mir das Gelände
jedenfalls nicht verpachten. Er will einen Käufer. Vermutlich versucht er, alle
Interessenten gegeneinander auszuspielen, um ein gutes Geschäft zu machen. Ich
kann die benötigten Flächen aber nicht selbst erwerben. Wir bekommen keinen
weiteren Kredit mehr. Das bringt uns um. Der Hof ist mein Lebenswerk, wissen
Sie. Wir haben so hart dafür geschuftet.«
    »Da kann ich verstehen, dass Sie wütend werden.«
    »Wütend? Das ist das falsche Wort. Manchmal bin ich es einfach leid
zu kämpfen. Ich habe versucht, mit Stümpfli zu reden, immer und immer wieder.
Ihm eine höhere Pacht angeboten, versucht, ihm zu erklären, dass es um unsere
Existenz geht, dass wir Schulden haben und vor der absoluten Katastrophe
stehen. Doch das ist ihm egal. Er hat gesagt, wenn wir nicht freiwillig das
Feld räumen, dann …«
    »Was dann? Hat das etwa was mit dem Brand des Altenheims zu tun? Ich
habe gehört, dass Stümpfli versucht, den Betreibern das Einspruchsrecht gegen
das Atdorfprojekt abzuluchsen. Jetzt reden Sie schon, oder glauben Sie, ich
merke nicht, dass Sie vor irgendetwas Angst haben? Werden Sie bedroht? Glauben
Sie, es war Brandstiftung? Fürchten Sie, dass auch Ihr Hof bald brennt? Damit
Stümpfli Sie schneller loswird? Dann müssen Sie zur Polizei. Sofort.«
    »Die stecken doch alle unter einer Decke. Woher weiß dieser Stümpfli
denn eigentlich, welche Flächen einen guten Gewinn versprechen, weil sie als
Ausgleich gebraucht werden? Oder wer die Verkäufer sind?«
    »Wen meinen Sie mit die? Und wer ist alle? Glauben Sie, Stümpfli hat
gewisse Verbindungen? Gewährsleute im Regierungspräsidium oder bei den
Ministerien?«
    Zumkeller kam nicht mehr dazu, ihre Frage zu beantworten. Sie wurden
von einer Straßensperre gestoppt. Ein Feuerwehrmann trat neben den Wagen und
klopfte an die Scheibe der Fahrertür. Iris kurbelte sie herunter. Ihr Twingo
verfügte noch nicht über Elektronik.
    »Guten Tag. Tut mir leid, aber Sie können hier nicht durch. Da vorne
hat es gebrannt. Ah, hallo, Paul, du bist auch da? Hättest nicht kommen müssen,
wir haben die Sache schon im Griff.«
    »Lass uns durch, Martin«, gab Paul Zumkeller kurz angebunden zurück.
    Der Angesprochene nickte, schob einen rotweißen Absperrpoller zur
Seite und winkte sie durch.
    Iris entdeckte mehrere Feuerwehrautos. Männer in Feuerwehruniformen
rollten Schläuche auf. Andere schälten sich aus ihren Atemschutzanzügen, wieder
andere rauchten eine Zigarette. Offenbar war der

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