Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
Vom Netzwerk:
dem Spiel. Eines irritierte sie
jedoch. Den Namen Beat Stümpfli erklärte das nicht. Oder doch? Es würde
bestätigen, was sie sich nach dem Gespräch mit Zumkeller zusammengereimt hatte.
Stümpflis Verbindungen reichten womöglich bis in die höchsten Ebenen des Landes
Baden-Württemberg. Und der Wächter wusste das?
Dann lag die Vermutung nahe, dass er selbst ein Insider war. Oder eigene
Verbindungen hatte.
    Andererseits baute Stümpfli immerhin an einer Bundesautobahn mit,
und das war allgemein bekannt – spätestens, seit die Diskussion um eine
schon viele Jahre alte deutsch-schweizerische Auseinandersetzung wieder
aufgeflammt war. Die Schweizer waren nicht sonderlich glücklich darüber, wenn
Deutsche bei Aufträgen der öffentlichen Hand, ja überhaupt bei Ausschreibungen
in ihrem Land mitboten. Das galt aber auch umgekehrt. Auf der persönlichen
Ebene funktionierten die Geschäftsbeziehungen im alemannischen Sprachraum gut,
eine Ebene darüber änderte sich das aber schlagartig. Und Medien wie der
Schweizer »Blick« diskutierten genüsslich über den »arroganten Deutschen«. Was
die deutschen Leser veranlasste, über die »großkotzigen Schweizer« herzuziehen,
die mit ihren bis zum Überlaufen gefüllten Einkaufswägen hierzulande regelmäßig
für Schlangen an den Supermarktkassen sorgten. Man kann kaum glauben, dass der
Kulturraum, in dem die Streithähne leben, über Jahrhunderte ein gemeinsamer
war, dachte Iris. Sie fühlte sich dabei immer an streitende Geschwister
erinnert. Jetzt hatte sie aber über anderes nachzudenken als über
deutsch-schweizerische Abgrenzungen und Befindlichkeiten. Sie wandte sich
wieder Trautmann zu. »Herrje, das zieht sich ja bis in die höchsten Kreise.«
    Trautmann sagte nichts.
    Iris las leise weiter und sah dann hoch. »Wussten Sie eigentlich,
dass Würtenberger der Sohn des Staatsrechtlers Thomas Würtenberger und Enkel
des Künstlers Ernst Würtenberger aus Wehr-Brennet ist?« Sie wartete Trautmanns
Antwort gar nicht ab, sondern las weiter. »Ach nein. Das ist ja pikant. Ganz
schön süffisant, was dieser Messner da schreibt – und tatsächlich genau
das, was Sie gesagt haben, Trautmann: In der
Riege der Regierungspräsidenten gilt Würtenbergers Position als am stärksten
gefährdet. Er steht ganz oben auf der Giftliste, sagen Grüne, die an den
Koalitionsgesprächen beteiligt sind. – Wieso bringen Sie mir
das erst jetzt? Soweit ich weiß, waren Sie nicht in Urlaub.«
    »Woher hätte ich wissen sollen, dass Sie das interessiert?«, fragte
er scheinheilig. »Ich bin außerdem kein Prophet. Woher sollte ich wissen, dass
in Brennet ein Schuppen in die Luft fliegen würde, der ausgerechnet
Würtenberger gehört?«
    Er machte eine Pause. Sollte er ihr von seinem neuen Klienten
erzählen? Nein. Nicht, solange sie ihm nicht vertraute und ihn endlich von sich
aus in das einweihte, was hier Sache war. So lange würde er eben auf eigene
Faust weiterermitteln. Gut, eine Chance bekam sie noch. »Irgendetwas stimmt
doch hier nicht. Ich meine, mit Ihrem angeblichen Berufswechsel. Ich habe ja
bisher so getan, als würde ich alles glauben, was Sie sagen. Aber Sie verschweigen
mir etwas. Wie sollen wir unter diesen Umständen vertrauensvoll
zusammenarbeiten?«
    »Sollen wir ja nicht«, erwiderte sie spitz. » Ich bin nicht auf den Gedanken gekommen, dass es eine gute Idee sein könnte, wenn
in die Räume meiner Galerie ein Internetcafé und ein Detektivbüro einziehen.«
    Sie vertraute ihm nicht. Und er hatte nicht die Absicht, ihr zu
erklären, dass er deswegen sogar den Kontakt zu Hackern aufgenommen hatte,
genauer, dass er gerade selbst dabei war, die grundlegenden Tricks zu erlernen.
Er war den »Spiderbugs« in Zusammenhang mit seinen durch Neugier befeuerten
Nachforschungen bezüglich der Angriffe auf Banken als Folge der Verhaftung von
Wikileaks-Gründer Assange begegnet. Noch schaffte er es nicht allein, an die
täglichen Polizeimeldungen zu kommen. Aber bald. Als er letztes Jahr Stieg
Larsson und dessen Millenniums-Trilogie gelesen hatte, war ihm die Idee
gekommen. Was diese spillerige Lisbeth Salander konnte, nämlich in anderer
Leute Computer zu spionieren, das konnte er auch. Gut, das kostete alles eine
Stange Geld, aber er konnte es sich seit dem Tod von Klara sowie seiner Exfrau
und des Stiefvaters leisten. Er hatte dreimal ganz gut geerbt.
    Er hatte unbedingt herausfinden wollen, wie diese Galeriepläne mit
der Veränderung in Iris’ Leben zusammenhingen. Also

Weitere Kostenlose Bücher