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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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nicht. Noch ein Glas Wein?«
    Iris schüttelte den Kopf. »Und woher wissen Sie, dass das Grundstück,
auf dem dieser Schuppen stand, der Familie unseres Regierungspräsidenten Julian
Würtenberger gehört?«
    Trautmann zuckte die Schultern. »Der Name fiel im Funkverkehr der
Polizei. Also hab ich mal ein bisschen … recherchiert.«
    »Recherchiert? So, so.«
    Verdammt, nun hatte er sich beinahe verplappert. Wenn sie erfuhr,
wie seine Quellen genau aussahen und was er bereits alles über ihre derzeitigen
Aktivitäten wusste, würde sie ihm den Kopf abreißen, ihm die Hölle heißmachen.
Nein, er stellte sich lieber nicht vor, was sie dann tun würde. Hoffentlich
hakte sie nicht nach. Er musste sie ablenken, ehe sie zum Nachdenken kam und
misstrauisch wurde. Darum griff er schnell nach einem Ordner im Regal, entnahm
ihm zwei Zeitungsausschnitte und hielt sie ihr hin. »Ich hab in meinem Archiv
gekramt, unter Würtenberger. Es hat mich natürlich interessiert, warum jemand
so wütend auf ihn gewesen sein könnte, dass er seinen Schuppen in die Luft
jagt.«
    Er wedelte mit den Ausschnitten. »Hier hätten wir ein Motiv. Ich
könnte mir einen wütenden Umweltschützer vorstellen, einen Atdorf-Gegner zum
Beispiel. Würtenberger ist ja nicht unumstritten. In meinem Archiv ist übrigens
einiges mehr, das Sie interessieren könnte.« Endlich bekam er mal Gelegenheit,
es ihr zu zeigen. Er konnte den Stolz nicht ganz aus der Stimme heraushalten.
    Sie reagierte nicht so freudig, wie er es sich erhofft hatte.
    »Geben Sie her!« Sie griff nach einem der beiden Papiere.
    Der Bericht stammte aus dem »Südkurier« und trug das Datum vom 1. April
2011. Iris blinzelte, dann hielt sie ihn weiter weg. Verdammt, warum war die
Schrift so klein?
    »Sie brauchen eine Brille.«
    »Blödsinn. Hier ist bloß schlechtes Licht.« Sie ging zur Balkontür
und zog die Gardine zur Seite. Trautmann folgte ihr.
    Na also, es war nur das Licht. Sie bewegte die Lippen, während sie
las.
    Atdorf: Zweifel an Würtenbergers Neutralität
    In Sachen Pumpspeicherwerk Atdorf gibt es Zweifel an
der Neutralität von Regierungspräsident Julian Würtenberger: Dem SÜDKURIER wurde gestern ein Dokument
zugespielt, dessen Inhalt aus Sicht der Atdorf-Gegner einige Brisanz enthält.
    Iris überflog den weiteren Inhalt. Offenbar handelte es sich bei dem
erwähnten Dokument um die Kopie eines Briefes, den Regierungspräsident Julian
Würtenberger am 16. September 2008, also noch vor Bekanntwerden der
Schluchseewerkpläne, an den damaligen Ministerpräsidenten Oettinger geschrieben
und in dem er bereits zu diesem frühen Zeitpunkt eine äußerst positive
Bewertung des Pumpspeicherprojektes vorgenommen hatte.
    Kritiker des Pumpspeicherbeckens sprachen von einem
»Skandal«. Dieser Brief zeige, dass die Behörde nicht neutral zu dem Projekt
stehe .
    »Hm«, sagte Iris. »Das hab ich gar nicht mitgekriegt, ist völlig an
mir vorbeigegangen.«
    »Na, Sie mussten ja auch unbedingt in Urlaub an die Südsee.«
    »Mallorca«, korrigierte ihn Iris. »Kann sein. Ich hatte mir den
Urlaub jedenfalls verdient.« Sie las einen in dem Artikel zitierten Ausschnitt
aus dem Brief laut vor. »Ich selbst habe bereits drei
Gespräche mit den beiden Vorstandsmitgliedern, Dr. Vogt und Dr. Rost,
geführt. Ich habe mit ihnen ihr Kommunikationskonzept abgestimmt und ihnen
unsere Unterstützung zugesichert … Das Projekt ist … in hohem Maße
begrüßenswert. – Das hat der Regierungspräsident wirklich
geschrieben?«
    Max Trautmann nickte eifrig. »Ja, ich habe mir den Brief angeschaut.
Er ist im Internet als PDF -Datei abrufbar.«
    Sie sah verwirrt aus. »Im Internet? Wo Sie sich überall
herumtreiben. Ist schon erstaunlich. Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.«
    Das war es ja! Sie nahm ihn einfach nicht ernst. Nicht seine
Intelligenz, nicht seine Gefühle, nicht seine Männlichkeit.
    Iris war jetzt wieder völlig auf den Text konzentriert. »Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt der
Regierungspräsident: ›Ich sehe darin keine Voreingenommenheit.‹ Laut
Würtenberger sei es durchaus üblich, ein Rat suchendes Unternehmen zu
unterstützen. Er habe dabei in keiner Weise dem Genehmigungsverfahren vorgegriffen
oder gar eine Blanko-Verfügung gegeben.«
    Trautmann schaute sie triumphierend an. »Sehen Sie, so was kann
einen Bürger doch wütend machen. Also für mich klingt das nach Mauschelei. Und
unser Exwirtschaftminister von der FDP steckt da
mitsamt seinem Ministerium auch

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