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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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einen Hinweis gibt. Könnte doch sein, dass sich über ihn
Spuren ergeben, die uns zum Wächter führen. Übrigens,
haben Sie Paul Zumkeller schon vorgeladen?«
    »Ja, wir sprechen morgen mit Ihm.«
    »Ich passe auf Sie auf«, erklärte Trautmann.
    »Sie tun nichts dergleichen, Sie, Sie … verdammter Hacker!«
    Der Glückliche grinste. »Na, dann überlasse ich Sie mal Ihrem
Liebesgeplänkel.«
    »Liebesgeplänkel? Ich werde ihn um-brin-gen!«, fauchte Iris.
    »Aber erst später. Noch brauchen Sie mich.« Trautmann zwinkerte ihr
zu. »Und nun erzählen Sie mal.«

8
    Hanspeter Gerber war der Typ Luis Trenker. Ein
mittelgroßer, drahtiger Naturbursche, vom Radfahren und Wandern durchtrainierte
Oberschenkel, unten Knödelwaden. Iris wusste, dass er für den Laufenburger
Schwarzwaldverein hin und wieder die Mittwochswanderungen für Senioren führte.
Er hatte wesentlich mehr Raumverdrängung, als bei seiner Größe zu erwarten
gewesen wäre, als er jetzt wütend in Lindas Buchladen stürmte. »Wo ist er? Ist
er hier?«
    Iris, die nach einer Nacht mit wenig Schlaf und einer morgendlichen
Schwimmrunde im Laufenburger Gartenstrandbad auf einen ruhigen Kaffee samt
Laugencroissant und ein Schwätzchen mit Tanja Gerber gehofft hatte, griff
unwillkürlich nach einer Dienstwaffe, die nicht mehr da war.
    Irritiert zog sie die Hand wieder zurück. Heute half Tanja Gerber
hinter der Theke aus. Wie jeden Montag. Und Iris saß davor.
    Sie war ohnehin schon etwas genervt. Denn neben ihr thronte Elena,
und wie immer, wenn sie ihren Sohn mitgebracht hatte, keifte sie ihn ständig
an. Iris schaute den Fünfjährigen an und zwinkerte ihm zu. Seinem Umfang nach
zu urteilen, bekam er oft Kuchen. Statt Liebe und Ermutigung. Rührte er sich
mal kurz, wurde er auch schon mit einer Flut lautstark vorgetragener
mütterlicher Ermahnungen eingedeckt. »Kannst du nicht sitzen bleiben? Fass
nichts an. Andere Kinder wissen, wie sie sich benehmen sollen. Hier, iss und
sei still.«
    Tanja reagierte umgehend auf das Auftauchen ihres Mannes. Binnen
Sekunden verwandelte sich die selbstbewusste Frau in ein verunsichertes,
verhuschtes Mäuschen. »Hanspeter, was ist?«
    »Dein Vater«, brüllte er. »Dauernd ist er verschwunden. Ist er hier?
Ich habe die Nase voll. Jetzt stecken wir den alten Sack ins Heim.«
    »Hanspeter, bitte, die Leute! Ich kümmere mich darum«, mahnte Tanja
leise.
    »Das kenne ich. Und fünf Minuten danach ist der Tattergreis wieder
weg. Er hätte vorhin fast das Haus abgefackelt. Ich hab ihn erwischt, als er
mit Streichhölzern hantiert hat. Schieb gefälligst deinen Hintern heim und
kümmere dich um deinen Alten.«
    »Einen kleinen Moment bitte«, sagte Linda zu einer Kundin. Dann
baute sie sich vor Hanspeter Gerber auf, die Hände in die Seiten gestemmt und
erklärte in ruhigem, aber sehr bestimmten Ton: »Nun mal langsam, Herr Gerber.
Ihr Schwiegervater ist nicht hier. Toben Sie Ihre cholerischen Anfälle anderswo
aus, aber bitte nicht in meinem Laden.«
    Das schien irgendwie zu ihm durchzudringen, sein Blick klärte sich.
Er sah sich um und wurde sich des Umstandes gewahr, dass er nicht mit seiner
Frau allein war. Er entschuldigte sich zwar nicht, sah aber doch recht betreten
aus. Linda nahm ihn am Arm und führte ihn von der Kaffeetheke weg. »Kommen Sie,
ich spendiere Ihnen einen Kaffee. Wollen Sie sich vielleicht nach draußen
setzen und ihn dort trinken? Haben Sie heute frei?« Linda war die Königin des
Small Talks.
    »Überstunden«, hörte Iris noch. Tanja Gerber machte sich ans
Kaffeekochen. Iris konnte ihr Gesicht im Spiegel sehen, während sie an der
Maschine hantierte. Sie schämte sich.
    »Ich bringe Ihrem Mann den Kaffee auf die Terrasse, Tanja«, sagte
Iris und stand auf. »Soll ich den Thekendienst für Sie übernehmen? Dann können
Sie sich um Ihren Vater kümmern.«
    Tanja schaute sie dankbar an, griff nach ihrer Handtasche und
spurtete aus dem Laden. Ihr Mann sprang auf, beide diskutierten heftig und
gingen dann fort. Iris beschloss, den Kaffee selbst zu trinken.
    »Kotzbrocken«, stellte Elena Malzacher fest. Das war ihre erste vernünftige
Bemerkung an diesem Tag, fand Iris. Kurz darauf packte Elena ihren Sprössling
und rauschte ebenfalls hinaus. Iris schnaufte durch. Es war plötzlich wunderbar
still und friedlich in Lindas Buchhandlung. Doch nicht für lange.
    »Ah, mini liebschte Buchhändlerin. ‘s isch doch immer wieder eine
Augenweide. Sunneschii für en alte Ma.« Die Figur, die jetzt in der

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