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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Johannes Forstweiler aus, und die
ältere Dame wies ihr, ohne zu zögern, den Weg zu dessen Unterkunft. Iris sah
nicht mehr, wie sie in ihr eigenes Zimmer ging und telefonierte.
    Die Einrichtung war gediegen. Ein solider, offenbar viel benutzter
Eichenschreibtisch. Ein Esstisch und zwei Stühle mit hohen gedrechselten Lehnen
und mit grünem Samt gepolsterten Sitzflächen, eine zweisitzige braune
Ledercouch im Biedermeierstil. Sessel gab es nicht. Doch Iris vermutete, dass
einst welche dazugehört hatten. Solche Herrenzimmer waren zu früheren Zeiten
üblich gewesen. Am Fenster neben dem Schreibtisch entdeckte sie eine von diesen
sündhaft teuren modernen Relax-Liegen inklusive Massagefunktion. Am Boden
Perserteppiche, an den Wänden Lithografien, unter anderem von Chagall. Drucke
von Picasso. Die Tänzerinnen von Degas. Es roch dezent nach Pfeifentabak. Am
Fußende eines massiven Bettes, das mit einem ebenso massiven, mit Schnitzereien
verzierten Kleiderschrank die andere Hälfte des Raumes fast komplett einnahm,
war eine Klappliege aufgebaut worden.
    Iris wurde siedend heiß. Natürlich, da schlief sicher Joseph
Kohlbrenner. Verdammt, an ihn hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. Dann
beruhigte sie sich. Vermutlich saß er mit seinem Freund Johannes Forstweiler
vergnügt bei Linda und las den anderen Teil der Zeitung.
    Sie blickte sich um. Wo könnte Johannes Forstweiler etwas verbergen?
Falls er etwas zu verbergen hatte. Sie drehte jedes Bild einzeln um. Nichts
dahintergeklebt. Da fiel ihr auf, dass sie bisher keine Familienbilder gesehen
hatte. Sie ging zum Schreibtisch. Ah ja, aus einem silbernen, fein ziselierten
Rahmen strahlte ihr in vergilbtem Schwarz-Weiß eine junge Frau mit einem
Säugling im Arm entgegen. Iris war zwar keine Modeexpertin, aber so viel
erkannte sie: Der Kleidung nach musste die Aufnahme kurz nach dem Zweiten
Weltkrieg entstanden sein. Der Säugling hatte wahrscheinlich schon erwachsene
Kinder. Und Johannes Forstweiler vermutlich eine Familie. Allerdings war von
der in Laufenburg, soweit sie wusste, bisher niemand aufgetaucht. Aber es war
ja auch nicht ausgeschlossen, dass die Frau gestorben war, und der inzwischen
erwachsene Sprössling – Iris konnte nicht erkennen, ob es ein Junge oder
ein Mädchen war – wohnte vielleicht weit weg. Zudem war Johannes
Forstweiler rüstig. Er konnte genauso zum Wohnort seiner Familie fahren, wo
immer auch das sein mochte. Der Glückliche sollte sich darum kümmern.
    Einen Computer konnte Iris nicht entdecken. Aber er musste einen
haben. Sie zog – eingedenk der Panne im Bauwagen – sanft am Griff der
rechten unteren Schreibtischschublade. Sie ging ohne Widerstand auf. Treffer,
gleich beim ersten Versuch. Da war der PC . Und
was für einer, ein Sony VPCEA 3 S 1 E/G Notebook, stylish, in Neongrün, ziemlich neu. Und da sage noch einer, die
heutigen Senioren seien von gestern.
    Iris stellte das Notebook auf den Schreibtisch und bootete. Der Akku
protestierte, er war bald leer. Sie schaute noch einmal in die Schublade –
kein Kabel, kein Netzgerät. Dann musste sie sich eben beeilen. Der Desktop war
gut aufgeräumt. Nichts. Sie beschloss, eine Ebene tiefer zu suchen. Ihr Blick
glitt suchend über den Bildschirm. »Eigene Dateien«, entzifferte sie mühsam.
    Mist. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, sie brauchte tatsächlich eine
Brille. Da half nur die Tastenkombination für die Windows-Bildschirmlupe. Meine
Güte, wie viele Unterordner waren denn das? Forstweiler speicherte offenbar
alles dort hinein. Sie überflog sie, so schnell sie konnte. »Verwaltung«,
»Familie«, »Rechnungen«. Die Batterie gab ein piependes Geräusch von sich. Oh
nein! Sie hatte sich nachher noch die Mails anschauen wollen. Forstweiler
verwendete eines dieser kostenlosen Tools, Thunderbird, das Icon hatte sie auf
dem Desktop gesehen.
    Moment, was war denn das? Iris hielt den Atem an. Eine Datei mit dem
Namen »Waechter«. Konnte das sein? War dieser alte Mann tatsächlich der Wächter ? Sie ging mit dem Cursor darauf und
öffnete sie mit einem Doppelklick.
    Der Laptop meldete, dass er jetzt in den Ruhestand ging. Der Akku
war leer. Die Datei verschwand.
    »Hä so öbbis – was machet Sie do?«, schnarrte in diesem Moment
Joseph Kohlbrenner. »Dürfen Sie das überhaupt?«
    »Oh, hallo, Herr Kohlbrenner. Ich suche Herrn Forstweiler«, antwortete
Iris etwas betreten, nachdem sie sich von ihrem Schreck erholt hatte. »Wissen
Sie, er hat mich engagiert. Es gibt da

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