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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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noch dauern.«
    »Hier ist es ja wirklich gar nicht mehr nass«, hörte Max Iris sagen,
die offensichtlich langsam ungeduldig wurde. »Ich hatte außerdem gedacht, dass
es im Inneren der Erde kälter ist.«
    »Oh, der Tunnel ist klimatisiert. Kalt ist es hier nie«, bekam sie
zur Antwort. »Und nass ist es tatsächlich nicht mehr, es hat ja lange nicht
mehr geregnet. Aber wir mussten hier auch schon kräftig pumpen.«
    »Hatten Sie in der Vergangenheit nicht auch schon mal unerwartete
Wassereinbrüche?« Ah, die kritischen Journalisten von der ARD .
    Franziska Bach lächelte verbindlich. »Es kam an einigen Stellen mehr
Wasser aus dem Fels, ja. Aber das waren keine Wassereinbrüche, das Wasser kam
einfach aus bestimmten Gesteinsschichten. Flöze sagen wir dazu. Wir haben es
abgepumpt.«
    Inzwischen waren alle mit Helmen versehen. Der Reporter der ARD hielt dem Mineur am Bagger ein Mikrofon vor die
Nase. Der Mann schüttelte nur den Kopf und deutete auf die Pressesprecherin.
    »Was wollen Sie denn wissen?«, fragte Franziska Bach.
    Max wartete nicht auf die Antwort, sondern beschloss, sich auf
eigene Faust umzuschauen. Er schlenderte zu dem gelben Kasten in der Nische.
Doch nicht der war es, was ihn interessierte, sondern eine kleine vergitterte
Aussparung in der Seitenwand der Nische. Hinter dem Gitter entdeckte er die
Statue einer etwas mehr als dreißig Zentimeter hohen Skulptur, wohl eine
Heiligenfigur.
    »Die heilige Barbara, die Schutzheilige der Bergleute«, brummte ein
vierter Mann mit Helm, der in diesem Moment aus dem Bauwagen kam. Max nickte,
von dieser Heiligen hatte er schon gehört. Es war irgendwie … rührend,
dass die Mineure dieser Barbara hier einen richtigen Schrein errichtet hatten.
Wenn er sich richtig erinnerte, war die heilige Barbara vom eigenen Vater
enthauptet worden, weil sie sich geweigert hatte, ihre Hingabe an Gott und
damit ihre Jungfräulichkeit aufzugeben. Er wusste zwar nicht, was das mit dem
Bergbau zu tun hatte, aber Heiligenverehrung war ohnehin etwas, das sich ihm
nicht so recht erschließen wollte. Max machte dennoch einige Fotos. Dieses
antiquiert wirkende Stillleben bekam in den Zeiten des Internets und angesichts
der umtriebigen Welt draußen eine zusätzliche Romantik. Außerdem war es nicht
schlecht, eine Erinnerungsstütze zu haben. Vielleicht wurde das ja irgendwann
wichtig für die Aufklärung des Wächter -Falls. Iris
nickte ihm anerkennend zu. Und Max ärgerte sich, dass ihn das freute.
    Barbara – hieß das nicht »die Fremde«?
     
    Deine Augen sind
    unergründlich fremd im
    Dunkel der Mainacht.
     
    Er musste endlich aufhören, Haikus für eine Frau zu
dichten, die seine Gefühle für sie mit Füßen trat, und sich Naheliegenderem
zuwenden. Die Karawane zog weiter, die Pressesprecherin voraus, dicht gefolgt
von den ARD -Leuten samt Kamera und
Beleuchtungsträger, der Rest der Truppe bummelte hinterher. Etwa hundertfünfzig
Meter weiter vorn teilte sich der Tunnel in spitzem Winkel in zwei Röhren. In
der rechten sah er in etwa zwanzig Metern Entfernung eine Spundwand. Franziska
Bach deutete auf eine Stelle direkt neben der Abzweigung. »Hier war bis vor
Kurzem der Sprengstoff untergebracht.«
    Max hörte, wie Iris scharf die Luft einsog. Sie würde dem
Glücklichen später sicher mitteilen, wo die Leute von der Soko Wächter noch
nach der Quelle für den Sprengstoff suchen konnten. Vielleicht lagen da ja noch
einige Krümel herum, die die Polizei bei der Durchsuchung der Baustellen
übersehen hatte? Heutzutage hatten sie bei der Spurensicherung ja Möglichkeiten,
selbst minimale Spuren zu analysieren. Vielleicht hatten sie noch nicht einmal
gewusst, dass hier ein Sprengstoffdepot gewesen war. Alles möglich, oder?
Besonders bei dem Zeitdruck, unter dem die Soko stand. Da übersah man schon mal
was. Er machte ein weiteres Foto, wandte sich um und warf ihr einen
bedeutungsvollen Blick zu. Sie ging direkt hinter ihm. Natürlich neben diesem
besserwisserischen »Zeit«-Typen. »Sie sind also fertig mit den Sprengungen für
den Sondierungsstollen?«, fragte er dann.
    Wirklich gut, dass er alles sammelte. Irgendwo in seinen Unterlagen
musste sich noch ein Bericht des »Südkuriers« vom letzten Dezember befinden, in
dem von einem Mini-Erdbeben um etwa drei Uhr nachts in Herrischried die Rede
gewesen war, irgendwann kurz vor Weihnachten 2010. Stärke 1,1 auf der
Richterskala. Es war aber abgestritten worden, dass es etwas mit den
Sprengungen zu tun gehabt hatte. Die

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