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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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gerade Pause machten und noch immer kauend vor ihren Plastikdosen saßen. Er
hatte kräftige Oberarme, ein männlich kantiges Kinn und sah schon von Weitem
aus, als röche er nach Männerschweiß und Muckibude.
    Max schloss gerade rechtzeitig zu ihr auf, um zu sehen, wie sie auf
den Barbaraschrein deutete. »Das ist sehr beeindruckend«, meinte sie. Der Mann
hörte auf zu kauen.
    Ein älterer Mineur, jener, der vorhin aus dem Bauwagen gekommen war
und wohl hier das Sagen hatte, gesellte sich zu ihnen und grinste. »Ja, wir
feiern sogar jedes Jahr ein Fest für die Heilige. Am 4. Dezember. Dazu
werden dann auch Gäste aus der Region eingeladen. Der Bürgermeister, die
Pfarrer und andere wichtige Leute.«
    »Großkopfete eben«, mischte sich Max ein.
    Iris reagierte nicht. Das machte sie absichtlich. Ignorierte ihn und
flirtete mit anderen, um ihn zu strafen. Andererseits … eigentlich war sie
nicht nachtragend. Also: Was hatte sie, worauf wollte sie hinaus?
    Egal, er hatte genug von diesen Spielchen. Sollte sie doch sehen, wo
sie blieb. Max war nun endgültig beleidigt und beschloss, ab sofort noch
heftiger mit der netten jungen Pressesprecherin zu turteln. Er wandte sich ab.
    »Gibt es irgendwo eine Gästeliste?«, hörte er Iris noch fragen. Und
dann etwas mit »Sprengstoff« und »Lagerung« und »verschieden Orte«.
    Hatten sie bei der Schluwe denn mehrere Aufbewahrungsorte für den
Sprengstoff? Und was für eine Gästeliste, zum Teufel?
    Als er sich im Fortgehen noch einmal umwandte, sah er, dass sie ganz
in das Gespräch mit den beiden Männern vertieft war. Sie beachtete ihn
überhaupt nicht. Der Jüngere schien plötzlich verlegen zu werden, wand sich
regelrecht. Als sei er bei einem krummen Ding ertappt worden. Der Ältere zog
ein ärgerliches Gesicht und schimpfte auf den Muckibudenmann ein, der ziemlich
bedröppelt zu Boden blickte und mit der Spitze seines rechten Schuhs im Staub
herumkratzte. Was nicht viel half, denn die Kappe der Wanderstiefeln ähnlichen
Schuhbekleidung war rund. Und Iris sah plötzlich sehr zufrieden aus.

12
    »Kommen Sie!«
    »Wohin soll ich kommen? Es ist achtzehn Uhr, Dienstagabend, Zeit
fürs Abendessen. Ich habe Hunger.«
    »Sie werden schon nicht vom Fleisch fallen. Nun fragen Sie doch
nicht so viel, Trautmann. Wir müssen uns etwas anschauen. Und dazu brauche ich
Ihre Hilfe.«
    Max hatte eigentlich vorgehabt, sich nach dem Besuch des
Daniela-Stollens zu duschen und sich dann gemütlich auf seinem neuen roten Sofa
auszustrecken und ein belegtes Brot zu essen. Aber wenn das Gänseblümchen so
schaute, dann war es besser, ihr nicht zu widersprechen. Er hatte ohnehin das
Gefühl, dass sie ihm gegenüber wegen seines schlechten Gewissens bezüglich der
Internetspionageaktion im Moment gehörig Oberwasser hatte und das auch nach
Strich und Faden ausnutzte. Na warte, Mädchen, dachte er, das ändert sich auch
wieder. Außerdem war er ja gerne dabei, wenn sie ermittelte. Selbst um den
Preis, den eigenen Stolz hintanzustellen. Oder zu hungern.
    »Ist es weit?«
    »Wir müssen zum Rappenstein. Können Sie gut klettern?«
    »Was soll das denn nun wieder?«
    »Warten Sie ab.«
    Max schwieg verstimmt, während sie sich auf den Weg machten. Wieso
musste sie ihn dauernd so abfertigen und im Unklaren lassen? Mit dem Abend
begann es langsam, kühler zu werden. Ihm wurde trotzdem heiß, und er schnaufte,
als sie in Richtung Schlössle den Berg hinaufstapften. Das Schlössle war das
Renommiergebäude Laufenburgs. Es hatte einst einer Dame namens Mary Codman
gehört, einer Amerikanerin mit einem Faible für Japan und einem dirigierenden
Ehemann. Sie war wegen all ihrer guten Taten zur Laufenburger Ehrenbürgerin
ernannt worden.
    Doch das war lange her, und ihr »Schlössle« gehörte längst der
Stadt. Diese hatte das gute Stück, eigentlich eine Gründerzeitvilla mit einigen
Nebengebäuden, mit viel Steuergeld aufwendig sanieren lassen. Dort gab es jetzt
ein Terrassencafé mit einem phantastischen Rheinblick, ein Restaurant mit
Kaminzimmer und oben einen großen Veranstaltungssaal mit Panoramafenster, von
dem aus die Aussicht ebenfalls phänomenal war. Veranstaltungen fanden im
Schlössle inzwischen allerdings nur noch ab und an statt. Ansonsten war das
Haus wieder in den Dornröschenschlaf versunken. Von den Plänen der Stadtoberen,
hier eine Art Zentrum und Anziehungspunkt für Laufenburg zu schaffen, war kaum
etwas übrig geblieben. Denn es fand sich einfach kein Pächter für

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