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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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gefunden, mit dem der Wächter die Drohbriefe ausgedruckt hat. Das haben die Kollegen von der Kriminaltechnik
eindeutig bestätigt. Er schwört Stein und Bein, er habe den Drucker schon ewig
nicht mehr benutzt, sondern ausrangiert und auf den Schrottplatz bringen
wollen. Er behauptet, jemand wolle ihm etwas anhängen, um die anstehenden
Planfeststellungsverfahren zu verzögern. Und die Steine in seinem Garten
stammen tatsächlich aus dem Stollen. Das Labor hat noch keine Ergebnisse
geliefert, aber wir haben uns einfach gleich die Mineure geschnappt und
vernommen. Gerber hat einem von ihnen fünfzig Euro zugesteckt, damit er ein
paar Schubkarrenladungen von dem Zeug in seinem Garten ablädt, vor zwei Jahren
war das. Das verschafft uns zwar noch keine Sicherheit darüber, wofür er die
Steine haben wollte, aber wir konnten unmöglich abwarten, bis die
Gesteinsuntersuchung abgeschlossen ist. Das dauert mindestens noch einen Tag.«
    »Wie, Sie wissen, dass ich mich mit Zweig verabredet hatte?«, hakte
Iris nach, als der Glückliche endlich Luft holte.
    »Ja, was dachten Sie denn! Er hat jemandem am Telefon von dem
Treffen erzählt.«
    »Zweig wird abgehört?«
    »Selbstredend, oder warum, glauben Sie, hat sich der
Verfassungsschutz eingeklinkt? Es werden viele abgehört, die mit der Ökoszene
zu tun haben. Ach übrigens, ich habe eine gute Nachricht: Dem verletzten
Sprengstoffexperten, der den Sprengsatz an der Unterführung im Rhinaer
Birkenfeld entschärfen wollte, geht es besser. Er ist aus dem Koma erwacht und
wird wohl durchkommen. Und, nein, bevor Sie fragen, wir wissen immer noch
nicht, woher der Sprengstoff für die Bomben stammt. Aber jetzt muss ich los –
schreiben Sie mir doch in Gateway one …«
    »Herr Felix, ich …« Da hörte sie auch schon das Klacken in der
Leitung. Der Glückliche hatte aufgelegt.
    Kaum eine Sekunde später klingelte Iris’ Handy.
    »Ich habe hier einen völlig aufgelösten Johannes Forstweiler bei mir
sitzen«, erklärte Max Trautmann. Er erzählt mir dauernd, sein Freund
Kohlbrenner sei dabei, einen großen Blödsinn zu machen, auf dem Kohlbrennerhof.
Forstweiler hat versucht, Sie zu Hause zu erreichen, aber Sie waren nicht da.
Deshalb ist er zu mir gekommen. Wo sind Sie?«
    »Vor dem Café Heimelig in Hänner, warum?«
    »Wir kommen zu Ihnen. Wir müssen auf dem Weg zum Hof eh da vorbei.«
    »Herr Trautmann, so geht das nicht …«
    Klack. Aufgelegt.
    »Das wird ja zur Epidemie«, schimpfte Iris. Sie wählte seine
Festnetznummer. Doch es ging nur der Anrufbeantworter dran. Und bei der
Handynummer erklärte ihr eine freundliche weibliche Stimme, dass der Besitzer
zurzeit leider nicht zu erreichen sei.

13
    Joseph Kohlbrenner hockte im dämmriger werdenden Licht des
scheidenden Tages mit ziemlich bedröppelter Miene auf einem Stapel Holz, der
dem Aussehen nach schon vor Jahren hier aufgeschichtet worden sein musste. Doch
niemand hatte sich die Mühe gemacht, es zu Scheiten zu verarbeiten. Niemand
heizte die Chunst in diesem mächtigen alten Bauernhof im Herrischrieder
Ortsteil Atdorf, der offensichtlich schon eine ganze Weile leer stand, mehr
ein. Häuser sind wie Menschen, dachte Iris, man sieht ihnen die Einsamkeit an.
Es senkt sich so eine Art Trauerschleier über sie. Vielleicht lag es aber auch
daran, dass die Fenster des Hofes nicht von Geranien geschmückt waren wie viele
der Häuser auf dem Hotzenwald. Auch die in der Nähe des Abhau.
    Iris sah sich um und konnte sich nicht vorstellen, wie die Gegend um
diesen Weiler mit seinen paar Häusern aussehen würde, wenn die Kuppe erst
geköpft und der Berg ausgehöhlt worden war wie ein Ei. Und die Sonne statt auf
dichten Wald und Feuchtwiesen in den Senken in nicht allzu ferner Zukunft auf
ein riesiges Staubecken, eine glitzernde Wasserfläche inmitten einer großen
Wunde scheinen würde. Das Gespräch mit Zweig hatte sie nicht viel weiter
gebracht. Die einzige verwertbare Erkenntnis war die, dass es auch innerhalb
des Schwarzwaldvereins geteilte Meinungen zum Projekt Atdorf gab. Die Hiesigen
waren dagegen, die anderen Ortsgruppen nicht unbedingt auch.
    Kaum waren Iris und Trautmann mit dem sehr nervösen Johannes
Forstweiler auf dem Rücksitz auf dem Hof angekommen, da hatte Letzterer auch
schon die Tür aufgerissen und war – für seine Körperlänge und sein Alter
ausgesprochen behände – zu seinem Freund gespurtet. »Joseph, Joseph, du
machsch mängisch Sache, hä!«, hatte er aufgeregt gerufen.
    Was für Sachen das

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