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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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geschafft, dem tobenden alten
Mann die Flinte zu entwinden. Er besucht ihn auch hin und wieder im Altenheim.«
    »In der Mühle Atdorf hat es ja gebrannt. Herr Kohlbrenner musste
deswegen zu seinem Freund ins Tal ziehen.«
    Zweig lachte lauthals. »Musste? Ganz sicher nicht. Soweit ich weiß,
ist nur der Speisesaal betroffen, die Zimmer sind unbeschädigt. Ich vermute,
das Feuer kam ihm als Ausrede ganz gelegen. So konnte er zu seinem Kumpel
Forstweiler ziehen.«
    »Sie kennen sich aber gut aus.«
    Zweig grinste. »Man hört so dies und das.«
    »Was wissen Sie über Johannes Forstweiler?«
    »Ich weiß nur, dass er und Kohlbrenner schon lange befreundet sind.
Ich glaube, sie treffen sich seit Jahrzehnten im Laufenburger Schwimmbad zum
Schach und gehören auch dem Schachklub an. Da gibt es noch einen Dritten im
Bunde, Franz Örtler. Durch die Freundschaft der Väter haben sich auch die
Töchter angefreundet.«
    »Was soll das heißen?«
    »Tanja und Elena wurden früher immer zum Schachspielen
mitgeschleppt, bis sie sich schließlich weigerten. Johannes Forstweiler ist der
Patenonkel von Elena Malzacher. Wussten Sie das nicht? Die Mädchen hingen immer
zusammen und teilten alles miteinander. Über die beiden Frauen haben sich dann
auch die Ehemänner angefreundet. Elena war in erster Ehe mit Frank Gerber
verheiratet, dem Bruder von Hanspeter Gerber. Der wiederum ist …«
    »… der Ehemann von Tanja Gerber, geborene Örtler.«
    »Na, Sie kennen sich aber auch gut aus.«
    Iris schmunzelte. »So ganz aus der Welt bin ich in Laufenburg ja
auch nicht.«
    »Sieht so aus. Jedenfalls hat sich Elena irgendwann in Fred Malzacher,
den Freund der Gerber-Brüder verliebt. Und so kam es wie es kommen musste, erst
die Scheidung, dann die zweite Ehe.«
    »Das scheint ja ein ganz schöner Familienklüngel zu sein«, meinte
Iris versonnen. »Und? Haben sich der alte und der neue Ehemann nicht in die
Wolle gekriegt? Das muss doch einen Skandal gegeben haben.«
    »Skandal? Soweit ich weiß nicht. Ich glaube noch nicht einmal, dass
die Freundschaft gelitten hat. Zwischen Elena und ihrem Mann war die Liebe
schon ziemlich abgekühlt. Wie es in manchen Ehen halt so geht. Aber wissen Sie,
ich freue mich darüber, dass die drei alten Herren durch den Brand jetzt wieder
beisammen sind. Wenigstens etwas. Es ist nicht einfach für sie zu verdauen, wie
das Leben ihnen im Alter mitspielt – in ihren aktiven Zeiten waren sie
Respektspersonen, Johannes Forstweiler als Pfarrer, Joseph Kohlbrenner als
reicher Bauer am Ort, Feuerwehrkommandant und Herrischrieder Gemeinderat, Franz
Örtler als Bauingenieur beim Landratsamt. Sie haben doch sicher schon von der
Örtler-Variante gehört?«
    »Sie meinen die Autobahn auf Stelzen, halb in den Rhein gebaut, die
beim Planfeststellungsverfahren für den Trassenabschnitt der A98 bei Laufenburg
und Murg zur Debatte stand, aber abgelehnt wurde?«
    »Ja, die meine ich. Jedenfalls ist es hart, wenn man alt ist und auf
diese Weise abgeschoben wird.«
    »Joseph Kohlbrenner war also Feuerwehrkommandant?«
    »Ja, doch das ist schon eine Weile her. Das muss lange vor meiner
Zeit hier gewesen sein. Aber nun haben wir genug Klatsch ausgetauscht. Ich habe
Ihnen hier das Beitrittsformular für den Schwarzwaldverein mitgebracht. Sollen
wir es gleich ausfüllen?«
    Iris nickte. Sie war mit ihren Gedanken längst woanders. So, so,
Joseph Kohlbrenner war also Feuerwehrkommandant gewesen.
    In diesem Moment hörten sie die Sirene. Zweig runzelte die Stirn.
»Die fahren Richtung Hotzenwald. Schon wieder ein Brand? So langsam vermute
ich, dass bei uns ein Brandstifter sein Unwesen treibt.«
    Iris verabschiedete sich eilig mit der Ausrede, sie habe ganz das
Treffen mit ihrer besten Freundin vergessen. Zweig glaubte ihr nicht, das sah
sie an seinem enttäuschten Blick. Er vermutete wohl, sie wolle sich darum
drücken, die Beitrittserklärung zu unterschreiben. Als sie das darum noch
schnell tat, hellte sich seine Miene wieder auf.
    Draußen zückte Iris ihr Handy und wählte die Nummer des Glücklichen.
»Ich habe mich gerade mit Peter Zweig getroffen und erfahren, das Joseph
Kohlbrenner mit der Schrotflinte …«
    »Bitte, ich hab jetzt gar keine Zeit. Sie holen mich mitten aus
einer Vernehmung. Ich weiß bereits, dass Sie sich mit Zweig getroffen haben.
Uns heult gerade Hanspeter Gerber die Hucke voll, er ist zusammengeklappt.
Stellen Sie sich vor, wir haben unter einem Haufen von altem Schrott in seiner
Garage den Drucker

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