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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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waren, das hofften Iris und Max jetzt endlich zu
erfahren. Denn auf dem ganzen Weg nach oben hatte sich der ehemalige Pfarrer
beharrlich über den Grund seiner Besorgnis ausgeschwiegen und nur etwas von
einem Telefonat und dem Beichtgeheimnis gemurmelt. Der Hinweis von Iris, dass
es in der reformierten Kirche kein Beichtgeheimnis gebe und er außerdem ein
pensionierter Pfarrer sei, konnte ihn nicht überzeugen zu sprechen.
    Doch eine Ahnung, worum es hier gehen konnte, bekamen sie schnell.
Denn vor dem verlassenen Kohlbrennerhof standen mehrere Feuerwehrautos, die
Feuerwehrmänner waren gerade dabei, ihre Schläuche einzurollen.
    Einer sah hoch und winkte ihnen zu. Er gab Paul Zumkeller ein
Zeichen, der sogleich zu ihnen kam. Heute trug er die Uniform der
Herrischrieder Feuerwehr. In seiner Aufregung vergaß er sogar, ins Hochdeutsche
zu wechseln. Das taten sonst viele, wenn sie mit Iris sprachen, was ihr Gefühl,
irgendwie nicht dazuzugehören, noch verstärkte. Zwar war sie am Hochrhein
aufgewachsen und mit dem Alemannischen durchaus vertraut. Immerhin war sie erst
wenige Jahre alt gewesen, als sie mit ihrer Mutter hierhergezogen war. Doch
zugezogen blieb bei diesen Menschen eben immer zugezogen.
    »Jetzt bin i aber froh. Dä Sepp ischt völlig durch den Wind. Kein
Wunder, jetzt hät er scho dä zweite Brand innert kurzer Zit entdeckt. Wenn er
it do gsi wär, um noamol noch sim alte Hof zum luege, also ich weiß it, der wär
glatt abbrannt. Aber so isch it viel passiert. Ich denk, es isch jetzt aber
besser, er fahrt haim und ruht sich aus. Die Brandsachverschtändige kchummet
gli. Denn längt’s immer no, wenn er sini Ussag macht.«
    Joseph Kohlbrenner sah dankbar zu ihm auf und nickte. Der ohnehin
schon spillerige Mann wirkte jetzt, als verließen ihn die Lebensgeister
vollends. Selbst sein Vollbart zottelte traurig vor sich hin. Er schien sehr
erleichtert, hier fortzukommen. Auf Iris machte es fast den Eindruck, als habe
er ein schlechtes Gewissen.
    Da fuhr ein blauer Geländewagen auf den Hof und hielt mit
quietschenden Bremsen so abrupt, dass der Schotter flog. Die Türen öffneten
sich fast gleichzeitig, und Fred Malzacher und seine Frau Elena stürmten wütend
auf den alten Mann zu. Iris wunderte sich etwas, sie hatte eigentlich gedacht,
Fred Malzacher würde noch bei der Vernehmung wegen der Stümpfli’schen
Zuwendungen sitzen. Felix hatte ihn wohl ebenfalls wieder auf freien Fuß
gesetzt. Sich bestechen zu lassen war kein Kapitalverbrechen. Dafür verhängten
Gerichte bei Ersttätern oft nur Bewährungsstrafen. Vermutlich gab es bei der
Soko Wächter zudem Dringenderes zu tun, zumal sie befürchten mussten, dass der Wächter bald erneut zuschlagen würde. Oder
konnte der Brand auf dem Kohlbrennerhof womöglich damit zu tun haben?
    Iris kannte Fred Malzacher zwar vom Sehen, mehr aber nicht. Er war
eigentlich kein schlecht aussehender Zeitgenosse. Er ähnelte ein wenig dem
Berliner Bürgermeister Wowereit, fand sie. Malzacher hatte graue, struppige
Haare, eng stehende Augen, eine Knubbelnase von der Größe einer kleinen
Kartoffel, einen für einen Mann eher kleinen Mund und ein rundes Kinn, das die
Tendenz zeigte, sich zu verdoppeln. Seine Figur stand jedoch im Gegensatz zum
etwas pausbäckigen Gesicht. Er war schlank, wirkte wie ein Mann mit Kondition.
Iris wusste, dass er zu den guten Spielern der Altherren-Tennismannschaft der
Murger gehörte. Doch im Moment waren seine sonst eher weichen Züge verzerrt. »Jetzt
lasse ich dich endgültig einweisen«, schrie er schon von Weitem.
    Der Mann hat ein schlechtes Gewissen und versucht, das hinter seinem
Aktionismus zu verbergen, dachte Iris. Etwas stank hier zum Himmel, und es war
nicht der harzige Geruch des Feuers, der noch in der Luft hing.
    »Mal immer langsam«, mahnte Paul Zumkeller nicht sonderlich
freundlich. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass Fred Malzacher und seine Frau
den Kohlbrennerhof gegen den Willen von Joseph Kohlbrenner ans Schluchseewerk
verkaufen wollten und damit auch seine Existenz gefährdet war. Iris beobachtete
die Begegnung gespannt. Sie witterte Morgenluft für ihre Ermittlungen.
    »Du bisch en haarige Sieach«, brüllte der Kohlbrenner den beiden von
seinem Holzstapel aus entgegen. »Un’ du bisch a üble Hex! S’isch doch euri
Schuld, dasses so kcho isch!«
    »Na, na, es ist doch nix passiert«, mahnte Max Trautmann und wies
auf den Hof, der in der Abendsonne lag, als habe es nie ein Feuer gegeben. »Und
das ist, wenn ich das

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